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MT-Athletein mit Finalplätzen bei süddeutschen Meisterschaften

Katharina Wagner, Rabea Pöppe, Lynn Olson und Franziska Ebert wollten den Kreisrekord über 4x400m erneut verbessern. Aber gesundheitliche Probleme ließen dieses Vorhaben scheitern. Foto: nh

Katharina Wagner, Rabea Pöppe, Lynn Olson und Franziska Ebert wollten den Kreisrekord über 4x400m erneut verbessern. Aber gesundheitliche Probleme ließen dieses Vorhaben scheitern. Foto: nh

Wetzlar/Melsungen. Bei der Entscheidung im Speerwerfen der Männer, die am ersten Tag der süddeutschen Meisterschaften in Wetzlar ausgetragen wurde, spielten Wind und Regen eine entscheidende Rolle. Pünktlich zum Einwerfen setzte ein starker böiger Wind ein, der meistens von vorn rechts kam und die Speere deshalb schnell nach unten drückte. Diese Windlotterie und der einsetzende Regen ließen keine guten Weiten zu. So sehr sich auch die Werfer bemühten, die Zuschauer auf der Tribüne sahen viele mißglückte Speerwurfversuche.

Zehnkämpfer Felix Knobel (Königstein), der sich eine Woche vorher in Gelnhausen Hessenmeister mit 70,73 Meter wurde, katapultierte seinen Speer im ersten Versuch auf 69,75 Meter. Lange sah es so aus, als hätte er damit das Speerwurf-Finale der süddeutschen Meisterschaften entschieden. Weder Patrick Hess von der LG Staufen, der in diesem Jahr nur wenige Zentimeter unter der 70m-Marke blieb noch Ricko Meckes (LG Teck), hatten vor dem dritten Durchgang als seine unmittelbaren Verfolger eine 64m-Weite stehen. Der spätere Sieger Hess lag nach zwei Versuchen mit 61,08 Meter sogar nur auf Platz vier, 34 Zentimeter vor dem Melsunger Henri Alter.

Erster Wurf von Henri Alter: 60,74 Meter. Foto: nh

Erster Wurf von Henri Alter: 60,74 Meter. Foto: nh

Dieser konnte nach den deutschen U23-Meisterschaften wegen seines Studiums in Jena keine Trainingswürfe mehr durchführen und operierte deshalb etwas unglücklich. Seine Technikprobleme beim Abwurf machten sich durch den störenden Wind besonders bemerkbar. Nach 58,22 im zweiten Durchgang ließ er 58,30 Meter und einen ungültigen Wurf folgen, ehe er im fünften Durchgang mit einem viel zu hoch angesetzten Wurf auf 60,66 Meter kam. Hätte er seinen Speer bei diesem Wurf flacher in die Böe hineingeschossen, wäre er fünf Meter oder noch weiter geflogen. In der letzten Phase dieses Wurfes fiel der Speer fast senkrecht wie ein Stein zu Boden. Beim letzten Durchgang wollte das Melsunger Speerwurf-Ass den auf Rang vier liegenden Marian Spannowsky aus Metzingen angreifen. Der amtiertende Süddeutsche U23-Meister, mit einer Leistung von 74,76 Meter gemeldet, hatte mit 65,18 begonnen und blieb danach mit seinen nächsten fünf Würfen unter der 65m-Marke. Henri Alter wollte aber zu viel. Schneller als sonst lief er an und setzte beim Abwurf mit der Außenkante seines rechten Fußes auf dem nassen und glitschigen Anlauf auf, so dass er wegrutschte und zu Boden stürzte. Was zunächst schlimm aussah, wurde aber nicht bestätigt, denn er blieb unverletzt. „Der Wind und der Regen war heute für alle eine Art Zufallsgenerator. Die einen hatten Glück, die anderen Pech. So ist das im Sport“, sagte der Student der Sportwissenschaften und packte enttäuscht seine Sachen. Ob er bei den süddeutschen U23-Meisterschaften in Ingolstadt werfen wird, steht noch in den Sternen.

Patrick Hess, der vor seinem letzten Wurf mit 67,10 Meter an dritter Stelle lag, hatte das Glück auf seiner Seite. Sorgfältig konzentrierte sich der 26-Jährige und katapultierte mit einem kräftigen Armzug den Speer weit in das Stadioninnere. So weit flog kein Speer an diesem Tag, denn erst bei 70,58 Meter bohrte sich die Speerspitze in den Rasen. Die Freude von Patrick Hess war groß, denn diese Weite brachte ihm den Titel, weil die nach ihm werfenden Knobel (68,55 m) und Meckes (65,33 m) den neuen Süddeutschen Meister nicht mehr überholen konnten.

Lisa Arend überraschte mit der neuen Hammerwurfbestweite von 46,36 m und Rang sieben. Foto: nh

Lisa Arend überraschte mit der neuen Hammerwurfbestweite von 46,36 m und Rang sieben. Foto: nh

Kathrin Klaas (Eintracht Frankfurt), die bereits im März mit dem Hammer auf 71,06 Meter kam, läuft seit Wochen ihrer Form hinterher. Das wurde auch in Wetzlar wieder deutlich. Die Polizeibeamtin holte sich mit 65,14 Metern den Titel, aber überzeugen konnte sie damit nicht. Auch Sophie Gimmler (LC Rehlingen) enttäuschte und blieb als Zweite mit 60,92 m fast fünf Meter hinter ihrer Jahresbestweite von 65,75 m zurück. Eine positive Überraschung in diesem Wettbewerb bot Lisa Arend. Die 26-Jährige kam erst letzte Woche von einem dreiwöchigen Urlaub aus Kanada zurück und hatte seit dieser Zeit nur einmal ein Hammerwurftraining durchgeführt. Obwohl sie mit ihrem Hausrekord von 46,20 Meter nur als Neunte in der Meldeliste geführt wurde, setzte sie sich für die Süddeutschen Meisterschaften zwei Ziele: Zum einen wollte sie das Finale der besten acht Hammerwerferinnen erreichen. Zum anderen wollte sie mit einer neuen Bestleistung nach Melsungen zurückkehren.

Lisa Arend begann mit einem ungültigen Versuch und warf aufgrund ihrer Nervosität zwei weitere Male den Hammer in das Schutznetz. Erst im vierten Durchgang gelang ihr mit 44,90 Meter der erste gültige Wurf. Damit verdrängte sie Svenja Hentze (Biberach, 38,73 m) auf Rang acht. Im vorletzten Durchgang flog die Eisenkugel deutlich über die 45m-Linie und bohrte sich bei 46,36 Meter in den gepflegten Rasen des Wetzlarer Stadions. Mit dieser neuen Bestleistung und Rang sieben hatte Lisa Arend ihre beiden Ziele erreicht, die sie sich für diese Meisterschaften vorgenommen hatte.

Katharina Wagner lief ein starkes 400m-Rennen und reichte nach 59,0 Sekunden den Stab fast zeitgleich mit Svenja Sommer (Groß-Gerau) an Rabea Pöppe weiter. Foto: nh

Katharina Wagner lief ein starkes 400m-Rennen und reichte nach 59,0 Sekunden den Stab fast zeitgleich mit Svenja Sommer (Groß-Gerau) an Rabea Pöppe weiter. Foto: nh

Als letzter Wettbewerb wurde die 4x400m-Staffel der Frauen ausgetragen. Trainer Alwin J. Wagner hätte beinahe die MT-Staffel zurückgezogen, weil Rabea Pöppe schon bei der Abfahrt nach Wetzlar über einen starken Husten und eine leichte Erkältung klagte. Auch Franziska Ebert, die sich bei einem Dokumenta-Besuch mit ihrer Schulklasse in Kassel fast zwei Stunden im Regen aufhalten musste, fühlte sich körperlich ebenfalls angeschlagen. Aber beide Läuferinnen wollten unbedingt starten, so dass man gemeinsam entschied, sich der Konkurrenz zu stellen.

Im ersten von zwei Zeitendläufen starteten auf Bahn drei der TV Nussdorf, davor die MT Melsungen, auf Bahn fünf der TV Groß-Gerau und ganz außen das Team der LG Langgöns/Oberkleen.

Katharina Wagner und Svenja Sommer, die beiden Startläuferinnen aus Melsungen und Groß-Gerau lieferten sich auf den letzten Metern einen packenden Zweikampf. Während die Jugendliche aus Südhessen, Landesmeiserin über 400m-Hürden (64,18 Sek.) und 800 Meter (2:11) mit einem Höllentempo ihren Lauf begann und zum Schluss sichtbar langsamer wurde, zeigte sich Katharina Wagner auf der Zielgeraden von ihrer besten Seite. Nachdem sie nach der Hälfte der Strecke fast zehn Meter zurücklag, zündete sie in der letzten Kurve ihren Turbo und holte mächtig auf. Fast zeitgleich mit Svenja Sommer reichte sie nach 59,0 Sekunden das Staffelholz an Rabea Pöppe weiter. Die Teams aus Langgöns und Nusdorf lagen zu diesem Zeitpunkt schon weit zurück und spielten im ersten Finallauf im Kampf um Platz eins keine Rolle mehr.

Gesundheitlich angeschlagen blieb Rabea Pöppe mit 63,1 über zwei Sekunden hinter ihrer 400m-Zeit von Gelnhausen zurück. Foto: nh

Gesundheitlich angeschlagen blieb Rabea Pöppe mit 63,1 über zwei Sekunden hinter ihrer 400m-Zeit von Gelnhausen zurück. Foto: nh

Während Rabea Pöppe bei den Landesmeisterschaften als Sechste die Stadionrunde in 61,07 zurücklegte, war sie in Wetzlar zwei Sekunden langsamer und verlor nicht nur gegen Maimuna Krüger (Groß-Gerau) viel Zeit. Auch Anna Schwarz aus Langgöns machte wertvollen Boden gut, so dass die Hoffnung der Melsunger auf einen neuen Staffelkreisrekord rabite sank. Als die Sportstudentin ihre Trainingspartnerin Lynn Olson auf die Reise schickte, zeigte die Uhr 2:02,1 Minuten für das MT-Team an. Die 16-Jährige aus Adelshausen lief drei Tage vor diesen Meisterschaften beim Abendsportfest in Bebra die 200 Meter zum ersten Mal unter 28 Sekunden und beeindruckte auch in Wetzlar mit einer überzeugenden Leistung über 400 Meter. Obwohl Groß-Gerau den Vorsprung an der Spitze durch Lena Nowack weiter ausbaute und auch die LG Langgöns durch Lavinia Bauer näher an das MT-Quartett herankam, lief Lynn mit 62,3 Sekunden ihr bisher zweitschnellstes Rennen.

Franziska Ebert legte ihre Teilstrecke in 61,4 Sekunden zurück und verhalf damit dem MT-Quartett zu Rang fünf. Foto: nh

Franziska Ebert legte ihre Teilstrecke in 61,4 Sekunden zurück und verhalf damit dem MT-Quartett zu Rang fünf. Foto: nh

Schlussläuferin Franziska Ebert, die eine Woche zuvor bei den U18-Landesmeisterschaften mit 59,36 Sekunden den zweiten Platz belegt hatte, war an diesem Spätnachmittag nicht in der Lage, eine Aufholjagd gegen Maike Nehring (Groß-Gerau) zu veranstalten. Die 17-Jährige kämpfte wie eh und je, aber sie konnte der talentierten 800m-Läuferin aus Südhessen kein Paroli bieten. Der TV Groß-Gerau setzte sich eindrucksvoll mit der neuen HLV-Jahresbestzeit von 3:58,13 Minuten vor der MT Melsungen (4:05,80) und der LG Langgöns/Oberkleen (4:08,19) durch.

Im zweiten Zeitendlauf überzeugte die Startgemeinschaft Pliezhausen/Balingen mit 3:57,32 Minuten vor dem LAZ Saarbrücken (3:58,36) und der LG Friedberg-Fauerbach (4:00,08).

„Schade, dass Franziska und Rabea angeschlagen in den Wettkampf gingen. Wir hätten sonst um die Medaillen mitlaufen können. In Wetzlar blieben wir fast sechs Sekunden hinter den Erwartungen zurück und mussten mit Rang fünf zufrieden sein“, sagte Alwin J. Wagner, dessen Athleten mit den Rängen fünf, sechs und sieben dennoch zu gefallen wussten. (ajw)