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Das Vorzeigeprojekt

Isam Abu-Shar (links) und Jürgen Niedfeld. Foto: nh

Isam Abu-Shar (links) und Jürgen Niedfeld. Foto: nh

Schwalmstadt. „Ich habe den Eindruck, dass ich der WfbM entwachsen bin“, sagt Jürgen Niedfeld. Der 55-Jährige arbeitet seit drei Monaten im Recyclingkaufhaus der „Gemeinnützigen Fördergesellschaft für Arbeit und Beschäftigung Werkhof GmbH (GFAB Werkhof mbH)“ in Bad Wildungen. Niedfeld ist Klient der Sozialen Rehabilitation der Hephata Diakonie, genauso wie sein Kollege Isam Abu-Shar (48). Beide haben lange Zeit in der Reha-Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) in Fritzlar gearbeitet. Jetzt haben sie in dem Recyclingkaufhaus einen Betriebsintegrierten Beschäftigungsplatz (BiB) gefunden.

Ein BiB ist eine Kooperation einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) mit einem anderen Unternehmen. Ziel der Kooperation ist es, Menschen mit Behinderungen oder psychischen Beeinträchtigungen weiter zu qualifizieren und eine Chance auf eine Festanstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt zu eröffnen. Jürgen Niedfeld und Isam Abu-Shar sind dabei immer noch Beschäftigte der WfbM der Sozialen Rehabilitation Hephatas. Die WfbM zahlt die gesetzlichen Sozialabgaben und übernimmt die psycho-soziale Begleitung am Arbeitsplatz. Den Arbeitslohn zahlt die „GFAB Werkhof mbH“.

Jürgen Niedfeld. Foto: nh

Jürgen Niedfeld. Foto: nh

Die „GFAB Werkhof mbH“ betreibt in Bad Wildungen ihr zweites Recyclingkaufhaus. Sie ist eine hundertprozentige Tochter des Kreisverbandes der Treffpunkte e.V.. Das Kaufhaus in Bad Wildungen wurde im März 2016 eröffnet. Hier werden gebrauchte Dinge, die gespendet wurden, zu niedrigen Preisen angeboten. Hauptsächlich sind das Möbel und Geschirr. Niedfeld und Abu-Shar holen und bringen die gebrauchten Sachen, säubern und reparieren sie wenn nötig und verkaufen sie dann. „Wir nehmen aber nicht alles an. Wir wissen ganz gut, was wir verkaufen können und was nicht“, sagt Abu-Shar.

Eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen, gehört zur Arbeit in dem Recyclingkaufhaus. Unterstützung bekommen Niedfeld und Abu-Shar dabei von einer Angestellten des Kaufhauses, die an drei Tagen in der Woche stundenweise vor Ort ist. Geschäftsführer Friedhelm Koch guckt zwischendurch nach dem Rechten. Momentan wird das Kaufhaus noch finanziell von der Stadt gefördert, perspektivisch soll es sich selbst tragen. „Wir gehen davon aus, dass das auch gelingen wird und wir die Beiden dann auf Dauer beschäftigen können“, sagt Koch. Er sei sehr zufrieden und positiv überrascht von den beiden BiBs. „Ich hatte am Anfang schon meine Bedenken. Zwei BiBs, die zum großen Teil allein arbeiten. Aber es ist wirklich daraus ein Vorzeigeprojekt geworden.“

Isam Abu-Shar. Foto: nh

Isam Abu-Shar. Foto: nh

Ein Vorzeigeprojekt, das sich wachsender Beliebtheit erfreut. „Zu uns kommen alle Schichten, manche zu Fuß, manche im Mercedes“, sagt Abu-Shar. Das macht für den 48-Jährigen auch den Reiz des BiB aus. Er arbeitet seit gut einem Jahr in dem Kaufhaus. „Ich hatte vorher schon mal einen BiB, aber da hat es nicht gepasst. Das ist hier anders. Es hat sich herauskristallisiert, dass ich ein Verkäufer bin. Auch, wenn ich mich erst daran gewöhnen musste, den geschützten Raum der WfbM zu verlassen. Heute habe ich wieder Tage, an denen ich richtig glücklich bin.“ Für seinen Job findet er vor allem Geduld, Kontaktfreudigkeit und Organisationstalent wichtig.

Während Isam Abu-Shar die Kunden bedient, sorgt Jürgen Niedfeld für die Bestückung des Ladens. Er hat in seinem ersten Leben in einem Möbelhaus, als Schreiner, als Maler- und Lackierer gearbeitet. „Ich habe handwerkliches Geschick. Und ich hatte den Vorteil zu wissen, dass ich in die WfbM zurück kann, wenn es nicht klappt. Heute bin ich voll und ganz glücklich. Das BiB ist eine Art Vorstufe zu einem ganz normalen Job in der Privatwirtschaft. Ich darf noch gut zehn Jahre arbeiten. Ich will nicht zurück.“ (me)



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