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Feierlaune zum Geburtstag

10.000 Besucher bei den 25. Hephata-Festtagen

Die Wildecker Herzbuben auf der Bühne. Foto: Hephata

Die Wildecker Herzbuben auf der Bühne. Foto: Hephata

Schwalmstadt. Was wäre ein Geburtstag ohne Ständchen? Was wäre ein Geburtstag ohne Torte? Bei den Hephata-Festtagen am vergangenen Wochenende gab es gleich beides und noch mehr. Denn die Hephata Diakonie feierte nicht nur die 25. Auflage des Festivals für Vielfalt und Teilhabe, sondern auch den Geburtstag von Wilfried Gliem, einer der beiden „Wildecker Herzbuben“, die das Abschlusskonzert gestalteten.

Doch vor Ständchen und Torte stand zunächst das gute Gelingen des Festivals: 100 Marktstände, drei Bühnen mit zahlreichen Musikern und Künstlern, dazu ein integratives Zeltlager, eine Vortragsveranstaltung und zwei Großkonzerte – insgesamt kamen an beiden Tagen geschätzte 10.000 Besucher auf das Stammgelände in Schwalmstadt.

Die Auftaktveranstaltung am Samstagmorgen im Hephata-Kirchsaal widmete sich den Themen Sucht und Suchthilfe. Dabei stellte Vorstand Klaus Dieter Horchem Einrichtungen der Suchthilfe Hephatas vor. Im Mittelpunkt seines Vortrages stand das Konzept der Fachklinik Weibersbrunn, die in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiert. Horst Rühl, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, ging in seiner Rede auf die „Soziale Rehabilitation, dem Leben (wieder) Sinn geben“ ein.

Besucher der Hephata-Festtage. Foto: Hephata

Besucher der Hephata-Festtage. Foto: Hephata

Hauptredner war der Filmemacher und Fotograf Mathias Wald. Er berichtete von dem dunkelsten Kapitel seiner Lebensgeschichte, nämlich den zwölf Jahren, in denen er Drogen konsumierte und verkaufte. Am Anfang, so Wald, standen fehlendes Selbstwertgefühl und Unsicherheit, wenig Liebe, eine Ausbildung, die die Eltern ausgesucht hatten, und große Perspektivlosigkeit. Dann der erste Joint, der Wunsch nach unbeschwertem Spaß. Die Flucht in den Rausch, nächtelanges Feiern, die Technobewegung. Schließlich die totale Abhängigkeit von Drogen, der Bruch mit Familie und Freunden, der Zusammenbruch und die Psychiatrie. Eine Therapie, sein Lebenspartner und ein starker Wille waren Mathias Walds Retter. Heute sagt er: „Sei Du selbst! Verwandle Angst in Antrieb, Sorge in Vertrauen, Widerstand in Akzeptanz, Wut in Gelassenheit und Probleme in Lösungen!“

Probleme in Lösungen verwandelten auch die rund 500 Zuschauer, die am Samstagabend zur Open-Air-Jubiläums-Rock-Party auf den großen Festplatz kamen. Regen und Kälte trotzten sie mit Regenponchos und guter Stimmung, Text- und Tanzsicherheit. Den Anfang machte die inklusive Band „Oder so“ aus Bielefeld. Nicht nur der bekannteste Hit der Band, „Taschen voll Gold“, der zum 150. Geburtstag der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel produziert wurde, begeisterte die Zuschauer. Die Musiker mit und ohne Behinderungen um Sängerin Lisa Scholz und Sänger Nils Frevert heizten dem Publikum gut ein, bevor „Staubkind“ auf die Bühne kam.

„Staubkind“ spielte als Vorgruppe von „Unheilig“ schon in großen Arenen, genoss aber sichtlich auch die im Vergleich dazu fast schon intime Stimmung bei den Hephata-Festtagen. Dabei war die erste Reihe fest in Fan-Hand. Mitglieder des eigenen Fanclubs waren untern anderem aus Stuttgart und dem Saarland angereist, um den deutschsprachigen Rock- und Pop-Sound in Stücken wie „Lauter leben“ oder „Fliegen lernen“ zu feiern. Den Abschluss des Abends bildeten die „Toten Ärzte“, die mit Hits wie „Hier kommt Alex“ und „Westerland“ für ausgelassene Stimmung bis nach Mitternacht sorgten.

Foto: Hephata

Foto: Hephata

Volksfeststimmung herrschte dann auch bei den „Wildecker Herzbuben“ am Sonntagnachmittag. Das Duo des volkstümlichen Schlagers brachte rund 1800 Menschen auf dem großen Festplatz zum Schunkeln und Tanzen. Klar durften dabei Lieder wie „Herzilein“ und „Hallo, Frau Nachbarin“ genauso wenig fehlen wie ein Trompetensolo von Wolfgang Schwalm und das neue Gesangsstück „Ein bunter Blumenstrauß“.

Einen Blumenstrauß bekam Wilfried Gliem dann am Ende des Konzerts zwar nicht überreicht, dafür aber ein Geburtstagsständchen von seinen Fans und, wie es sich für einen Herzbuben gehört, auch eine herzhafte Torte: Angerichtet auf einer Etagere, konnten sich die „Wildecker Herzbuben“ und Besucher des Abschlusskonzerts auf Hackfleischbällchen der Hephata-Metzgerei Alsfelder Biofleisch freuen. (me)