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MT in Kiel haarscharf an Sensation vorbei

Julius Kühn war in Kiel bester Torschütze auf Seiten der MT. Foto: Alibek Käsler

Julius Kühn war in Kiel bester Torschütze auf Seiten der MT. Foto: Alibek Käsler

Kiel/Melsungen. Das war knapp! Der arg ersatzgeschwächte Handball-Bundesigist MT Melsungen wuchs in Kiel förmlich über sich hinaus und schrammte trotz des Fehlens von vier Stammspielern haarscharf an einer Sensation vorbei. Gut fünf Minuten vor Schluss gingen die Nordhessen zum zweiten Mal überhaupt im gesamten Spiel in Führung. Doch dann vergaben sie zwei Angriffe, während der THW noch zweimal erfolgreich war – zuletzt Vujin mit einem vier Sekunden vor Abpfiff verwandelten Strafwurf zum glücklichen 32:31 Erfolg für die Gastgeber. Damit verbleibt die MT in der Tabelle vorerst hinter dem THW Kiel auf Rang sieben.

Beste Torschützen in der mit 10.285 Zuschauern ausverkauften Kieler Sparkassen Arena waren Raul Santos (6), Lukas Nilsson (6) und Marko Vujin (6/2) für den THW sowie Julius Kühn (7), Michael Müller (6) und Marino Maric (4) für die MT. Am nächsten Spieltag dürfen die Nordhessen dann wieder vor eigenem Publikum auflaufen – am 10. März ist GWD Minden in der Kasseler Rothenbach-Halle zu Gast.

Mit den verletzten Nebojsa Simic, Finn Lemke und Felix Danner und dem aus privaten Gründen fehlenden Tobias Reichmann musste die MT Melsungen beim Spiel in Kiel gleich auf vier Leistungsträger verzichten. Das ließ vor dem Anpfiff in der Sparkassen Arena nichts Gutes erahnen. Was sich dann auch prompt in den ersten Spielminuten bewahrheiten sollte. Denn die Kieler schlossen drei Angriffe jeweils mit Torerfolgen ab und zeigten damit, dass sie nach den drei Pleiten in den letzten drei Spielen (zweimal Bundesliga, einmal Champions League) fest entschlossen waren, die Negativserie zu beenden. Neben der schnellen Torfolge überraschten die Zebras die Bartenwetzer auch noch mit einer sehr offensiven 3:2:1-Abwehr, die die MT-Rückraumspieler teilweise bis auf 14, 15 Meter vor dem Tor bekämpfte.

Umgekehrt eröffnete das der MT aber auch Räume am Kieler Kreis und so war nicht verwunderlich, dass auf dieser Position der Knoten platzte und Marino Maric in der vierten Minute denn ersten Melsunger Treffer erzielte (3:1). Die Fördestädter konnten die Nordhessen dann aber nur noch kurze Zeit auf diesem Abstand halten. Denn mit fortscheitender Spieldauer fanden diese immer wieder Lücken und nahmen rasch Tuchfühlung zum Gegner auf. Nach Toren von Julius Kühn, einem verwandelten Strafwurf von Michael Allendorf und einer Doublette von den Müller-Zwillingen war nach gut zehn Spielminuten alles wieder ausgeglichen (6:6).

In der Folge waren es dann Kleinigkeiten, die das Pendel wieder zugunsten der Hausherren ausschlagen ließen. Hier ein erfolgreicher Wurf von Linksaussen Raul Santos, da ein Treffer vom gleichen Spieler ins leere MT-Tor und dort ein erst im Nachwurf verwandelter Siebenmeter führten zum 10:7-Zwischenstand (16.). Was die MT aber nicht aus der Spur brachte. Denn Johan Sjöstrand vereitelte mit tollen Reflexen zwei Kieler Angriffe, zwischendurch trafen Julius Kühn, danach Lasse Mikkelsen von der Siebenmeterlinie und dann Michael Allendorf ins diesmal verwaiste Kieler Gehäuse – schon stand es wieder knapp. Und weil danach Johan Sjöstrand mit einer Glanztat den Wurf von Marko Vujin entschärfte und im Gegenzug MT-Kapitän Michel Müller Niklas Landin mit einem Unterarmwurf überraschte, leuchtete erneut ein Patt an der Anzeigentafel auf (12:12, 21.).

Das gefiel Alfred Gislason überhaupt nicht und so nahm der Kieler Coach eine Auszeit. Seine Ansprache fruchtete postwendend, seine Schützlinge machten binnen zweieinhalb Minten aus dem Gleichstand eine 15:12-Führung. Und hätte Johan Sjöstrand zwischendurch nicht den frei vor ihm auftauchenden Raul Santos entzaubert, wäre der Rückstand noch etwas deutlicher ausgefallen. Nicht verschwiegen werden darf aber auch, dass die MT in dieser Phase eine Unterzahlsituation durchstehen musste, da Michael Müller für zwei Minuten auf die Bank geschickt worden war.

Dennoch kämpften sich die Rotweissen zunächst wieder heran. Johannes Golla, inzwischen für Marino Maric am Kreis, verwertete ein Anspiel von Julius Kühn, hinten parierte Sjöstrand wieder einmal gegen Vujin und im Gegenzug drosch Michael Müller den Ball zum 17:16-Anschluss in die Kieler Maschen (28.). Etwas unverständlich dann, dass sich die Gäste in den verbleibenden gut zwei Minuten bis zum Halbzeitpfiff noch drei Gegentreffer einhandelten. Wobei daran wieder nur Kleinigkeiten Schuld waren. Vorne jeweils vergebene Bälle nutzten nacheinander Bilyk per Sprungwurf, Santos per Gegenstoß und Nilsson mit einem Gewaltwurf zum 20:16-Pausenstand. Gut möglich, dass auch die Umstellung der Abwehr, Kiel hatte sich auf eine 6:0-Formation zurück gezogen, ihren Anteil daran hatte.

Dass die Gastgeber damit schon die Weichen auf einen späteren Erfolg gestellt haben könnten, glaubten die 10.000 Fans erst recht, nachdem ihre Lieblinge kurz nach Wiederanpfiff auf 21:16 (32.) erhöhten. Doch sie mussten sich von der nicht aufsteckenden MT eines Besseren belehren lassen. Denn die schloss über die Zwischenstände 21:18 (33.) und 23:20 (36.) wieder zum 23:22 auf (39.). Das konnte auch der kurz zuvor für Niklas Landin ins Tor genommene Andreas Wolff nicht verhindern. Zumal er – kaum eingewechselt – einen Strafwurf von Lasse Mikkelsen passieren lassen musste. Würde es nun die MT schaffen, den erfolgreichen Vorwärtsdrang weiter aufrecht zu erhalten?

Leider nein. Denn in Folge scheiterten die Abwehrversuche gegen Ole Rahmel, Marko Vujin und Patrick Wiencek, was wiederum den alten Vier-Tore-Rückstand bedeutete 26:22, 42.). Zusehends bemerkbar machte sich, dass mit Finn Lemke und Felix Danner die zwei etatmäßgen Innenverteidiger fehlten. Und da sich kurz vor dem Pausenpfiff auch noch Johannes Golla mit einem umgeknickten Fußgelenk verabschieden musste, waren die personellen Möglichkeiten im Zentrum mehr als rar. Obwohl dort Marino Maric und der nach seiner Schambeinentzündung erstmalig wieder mitwirkende Timm Schneider alles daran setzten, die Lücken in der 6:0-Formation zu schließen.

Wer geglaubt hatte, dass nun das Spiel endgültig zugunsten der Kieler kippen würde, musste sich abermals getäuscht vorkommen. Denn die MT ließ sich noch längst nicht abschütteln. Im Gegenteil: Der glänzend von Lasse Mikkelsen bediente Marino Maric und danach Arjan Haenen mit gefühlvollem Kopfleger verkürzten auf 26:24 (43.). Die Spannung stieg weiter: Julius Kühn hatte mit seinem sechsten Treffer zum 29:28 verkürzt, ehe der für Michael Allendorf auf die linke Aussenbahn beorderte Jeffrey Boomhouwer das Rennen wieder öffnete. Der Flügelflitzer hatte beim Gegenstoß mit einer Dribbelfinte seinen Kontrahenten aussteigen lassen und danach nervenstark auch noch den zwischen die Pfosten zurück gekehrten Niklas Landin düpiert (29:29, 50.).

Der Hammer aus MT-Sicht: Die Gäste gingen nach Toren von Arjan Haenen und Julius Kühn dann sogar zweimal in Führung. Da zeigte die Hallenuhr noch ziemlich genau fünf zu spielende Minuten an. Warum am Ende aber der THW mit 32:31 hauchdünn und glücklich die Nase vorn hatte, lag – wie so oft in den vorangegangenen 60 Minuten – wiederum nur an Marginalien. Dabei wurden ausgerechnet die beiden Akteure, die jeweils für die Melsunger Führung gesorgt hatten zu tragischen Figuren: Arjan Haenen scheiterte aus guter Position und wenig später landete Julius Kühns versuchtes Rückhandanspiel auf Jeffrey Boomhouwer in den Fängen des Gegners. Auf der anderen Seite indes waren erst Lukas Nilsson erfolgreich und dann Marko Vujin mit einem verwandelten Siebenmeter, vier Sekunden vor dem Abpfiff.

Stimmen zum Spiel:
MT-Trainer Michael Roth: Wir haben heute alles gegeben, waren ganz dicht dran, eine Überraschung zu schaffen. Vom kämpferischen Moment her war es angesichts unserer personellen Handicaps nahezu eine Weltklasseleistung. Deshalb ist es mehr als schade, dass wir in der entscheiden Schlussphase einige Nerven gezeigt und uns dadurch um den möglichen Lohn gebracht haben. Das Angriffsspiel war sehr konzertiert und diszipliniert, da haben wir – bis auf zwei ausgelassene Chancen in den letzten Minuten fast alles richtig gemacht. In der Abwehr aber haben wir wie schon in den letzten Spielen nicht den erforderlichen Zugriff auf den Gegner bekommen. Mit Felix Danner und Finn Lemke haben die Säulen Innenblocks gefehlt, und dann musste im Spielverlauf mit Johannes Golla ein weiterer abwehrstarker Spieler verletzungsbedingt aussteigen. Insofern kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Im Gegenteil. Heute war vor allem auch die Körpersprache da, die wir in Flensburg etwas vermissen haben lassen. Trotz dieser Niederlage sind die vor uns stehenden Mannschaften noch nicht soweit weg, als das wir nicht mehr den Anschluss herstellen könnten. Auf jeden Fall werden wir jetzt weiter nach vorne schauen und hoffen, dass einige der verletzten Spieler bis zum nächsten Spiel gegen Minden wieder fit werden.

MT-Kapitän Michael Müller: In der ersten Halbzeit haben wir eindeutig zu viele Tore kassiert. Unsere Abwehr strahlt derzeit nicht die ansonsten von uns gewohnte Sicherheit aus. So unterstützen wir auch unseren Torwart Johan Sjöstrand nicht in ausreichendem Maße. Überhaupt fehlt uns hinten in den letzten Spielen etwas die Galligkeit, die Aggressivität, mit der man normalerweise den Gegner bekämpfen muss. In der zweiten Halbzeit lief es dann besser, aber leider hat es am Ende dann doch nicht ganz gereicht. Insgesamt haben wir einen gut besetzten Kader und haben damit auch viele Variationsmöglichkeiten. Andererseits klappt aber auch die Abstimmung in einzelnen Bereichen noch nicht optimal. Wir haben noch Luft nach oben.

Statistik
THW Kiel: Landin (1.-38., 47.-60., 11 Paraden), Wolff (38.-47., 1 Parade); S. Firnhaber, Dissinger, Wiencek (4), Ekberg (2/1), Frend Öfors (n.e.), Rahmel (4), Dahmke (n.e.), Zarabec (2), L. Firnhaber (n.e.), Vujin (6/2), Bilyk (2), Nilsson (6), Santos (6); Trainer: Gislason.

MT Melsungen: Sjöstrand (1.-60., 11/2 Paraden), Lenz (n.e.); Maric (4), Kühn (7), Golla (3), Mikkelsen (3/2), Danner (n.e.), P. Müller (1), Boomhouwer, Schneider, Allendorf (3/2), M.Müller (6), Haenen (2), Langhans (n.e); Trainer: Roth.

Schiedsrichter: Peter Behrens (Wuppertal) / Marc Fasthoff (Neuss).

Strafzeiten: 4 Min. – 8 Min. (Bilyk, 15.; Dissinger, 18. – P. Müller, 12., 47.; Golla, 17.; M. Müller, 22.).

Siebenmeter: 5/3 – 4/4 (Ekberg scheitert 2x an Sjöstrand).

Spielfilm: 3:0 (3.), 4:1, 5:2 (7.), 6:6 (10.), 10:7 (15.), 12:12 (21.), 17:14 (26.), 20:16 (HZ); 23:19 (35.), 23:22 (39.), 26:24 (43.), 28:25, 29:27 (47.), 29:30 (53.), 30:31 (55.), 31:31 (57.), 32:31 (60.)

Zuschauer: 10.285 in der Sparkassen-Arena Kiel (ausverkauft).

Das nächste Spiel:
Sa., 10.03.18, 20:30 Uhr, MT Melsungen – TSV GWD Minden, Rothenbach-Halle Kassel

(Bernd Kaiser)



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