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Diskuswerfer Norbert Weinreich Vierter bei Senioren-EM

Norbert bei der Senioren-EM in Madrid. Foto: nh

Norbert bei der Senioren-EM in Madrid. Foto: nh

Madrid/Melsungen. Bei der 12. Europäischen Senioren-Hallen-EM, in die auch die EM-Winterwurfmeisterschaften integriert waren, starteten fast 3600 Athleten aus 45 Nationen. Mit dabei auch der Melsunger Diskuswerfer Norbert Weinreich, der nach seiner Silbermedaille bei den deutschen Winterwurfmeisterschaften in Spaniens Hauptstadt einen Finalplatz im Diskuswettbewerb der M50 anpeilte.

Erst am 3. März hatte Weinreich in Erfurt den 25 Jahre alten Rekord für den Schwalm-Eder-Kreis auf 43,69 Meter gesteigert. Weil aber bereits Monate vor diesen kontinentalen Titelkämpfen die Diskuswurfbestleistung dem Veranstalter gemeldet werden musste, konnte diese starke Leistung des IT-Fachmannes bei der Einteilung der beiden Diskuswurfgruppen nicht mehr berücksichtigt werden. Während zunächst die schwächeren Werfer mit Leistungen bis 40 Meter zum Vorkampf antreten mussten, konnten die übrigen zwölf Werfer mit ihren gemeldeten 40-Meter-Weiten seelenruhig diesen Wettkampf der ersten Gruppe anschauen konnten. Wenn man zu dieser ersten Gruppe gehörte, hatte man noch einen weiteren Nachteil. Während die Athleten der zweiten Gruppe im Falle einer Qualifikation für das Finale sofort weiterwerfen konnten, mussten die Diskuswerfer der Gruppe nach dem Vorkampf so lange warten, bis die nächste Gruppe ihre drei Versuche absolviert hatte.

Norbert Weinreich hatte das Pech aufgrund seiner gemeldeten 35,28 Meter in dieser schwächeren ersten Gruppe mit elf Athleten zu starten. Nach der Meldeliste wurde deutlich, dass man für das Finale eine Diskuswurfleistung um 40 Meter erreichen musste. Unbeeindruckt vom kalten Wetter setzte der mehrfache hessische Schüler- und Jugendmeister aus längst vergangenen Tagen mit seinem ersten Versuch ein Achtungszeichen für die Athleten der zweiten Gruppe, die fast eine Stunden später an der Reihe waren. Neun Tage nach seinem Geburtstag eröffnete der inzwischen 50-Jährige den ersten Durchgang mit 42,12 Meter und steigerte sich im zweiten Versuch auf 43,99 Meter. Mit dieser imponierenden Weite blieb er 30 Zentimeter über seinen eigenen Kreisrekord. Seine glänzende Form unterstrich Weinreich noch einmal im dritten Durchgang des Vorkampfes, als er die 3-Pfund-Scheibe auf 43,00 Meter segeln ließ und mit fünf Metern Vorsprung diese Gruppe anführte. Obwohl er nicht wusste, was die Konkurrenz der zweiten Gruppe im Vorkampf vorlegen würde, war er überzeugt, dass er sein Ziel, EM-Final in Madrid, erreicht hatte. Weil aus beiden Gruppe sich nur die besten acht Werfer qualifizierten, musste Norbert Weinreich fast eine Stunde auf das Vorkampfergebnis der zweiten Gruppe warten. Während sieben Athleten im Vorkampf 40m-Weiten vorlegten, blieb Fernando Gullen aus Spanien mit 39,28 Meter auf Rang acht hängen.

Norbert Weinreich wird immer besser. In Madrid verbesserte er den Diskusrekord für den Schwalm-Eder-kreis für die M50 auf 44,29 Meter. Foto: nh

Norbert Weinreich wird immer besser. In Madrid verbesserte er den Diskusrekord für den Schwalm-Eder-kreis für die M50 auf 44,29 Meter. Foto: nh

Als stärkster Werfer des Vorkampfes kristallisierte sich Lokalmatador Carlos Garcia mit 47,15 Meter heraus. Auf Rang zwei folgte ihm der Pole Grzegorz Pawelski, der im ersten Durchgang mit 46,95 Meter andeutete, dass er ebenfalls Ambitionen auf die Goldmedaille hatte. Eric Verdurme aus Frankreich belegte in der zweiten Gruppe mit 43,48 Meter den dritten Platz und galt somit als großer Gegenspieler von Norbert Weinreich. Dieser lag überraschend mit 43,99 Meter nach der Auswertung des Vorkampfes der beiden Gruppen auf Rang drei und damit auf dem „Bronze-Kurs“.

Im ersten Versuch des Endkampfes übernahm Grzegorz Pawelski mit 48,09 Meter die Spitze und ließ sich von der Pole-Position nicht mehr verdrängen. Als Carlos Garcia dem Polen mit seinem letzten Wurf von 47,85 Meter sehr nahe kam, verbesserte sich Pawelski auf 48,40 Meter und ließ sich bei der Siegerehrung als verdienter Senioren-Diskuswurf-Europameister der M50 mit der Nationalhymne ehren.

Spannung versprach auch der Kampf um die Bronzemedaille zwischen Norbert Weinreich und Eric Verdurme. Beide Werfer konnten sich im vierten Durchgang nicht verbessern. Im vorletzten Durchgang schleuderte der Franzose die Scheibe auf 45,32 Meter und lag vor dem letzten Versuch auf Rang drei. Norbert Weinreich, der sich im Gegensatz zu der zweiten Gruppe für das Finale erneut aufwärmen, motivieren und mental einstellen musste, bevor er zu seinen drei Finalwürfen antreten konnte, versuchte im letzten Wurf seine ganze Routine mit hineinzulegen. Als die Scheibe seine linke Wurfhand verließ, hatte der Vierte der deutschen Jugendmeisterschaften von 1986 noch ein sehr gutes Gefühl, weil er den Diskus gut in den Wind legte. Aber der Wind ist nur dann leistungsfördernd, wenn er von vorn oder mindestens seitlich von vorn kommt. Aber bei diesem Wurf kam der Wind von hinten und drückte deshalb die Scheibe langsam aber sicher nach unten, so dass sie bei 44,29 Meter wieder Bodenkontakt hatte. In diesem EM-Finale hatte der Melsunger zum zweiten Mal seine Bestweite gesteigert und damit zum zweiten Mal den Kreisrekord für den Schwalm-Eder-Kreis verbessert. Aber trotz dieser Bestleistung von 44,29 Meter blieb für ihn nur der undankbare vierte Platz übrig.

Wer weiß, welche Leistung er erzielte hätte, wenn er in der zweiten Gruppe gestartet wäre, denn der Melsunger fuhr gut vorbereitet und selbstbewusst nach Madrid und wäre bei optimalen Bedingungen in der Lage gewesen, deutlich über 45 Meter zu werfen.

„Mit dem Ergebnis und der Platzierung bin ich voll und ganz zufrieden. Mal sehen, vielleicht starte ich Anfang September 2018 bei der Senioren-WM in Malaga“, schmiedete Weinreich bereits neue Pläne und wünschte per Mail den Melsunger Athleten viel Spaß und Erfolg im Trainingslager, bei dem er ebenfalls gern dabei gewesen wäre. (ajw)