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Ausbau Datennetz in Nordhessen – Halbzeit geschafft

Nordhessen/Schwalm-Eder. Die Hälfte des Weges ist geschafft: Von den gut 2000 Kilometern des passiven Rohrsystems, über das 570 Orte und Ortsteile in Nordhessen abseits der größeren Städte über Glasfaserkabel ans schnelle Breitbandnetz angeschlossen werden sollen, sind nun über 1000 Kilometer gebaut. „Wir sind derzeit weiter als wir es mit der Firma Weigand Bau als unserem Generalunternehmer vertraglich vereinbart hatten, und wir wollen unser Ziel des Ausbaus in den 570 Orten bis Ende 2019 erreichen. Bis Ende 2018 werden wir zirka 70 Prozent unseres Ausbauziels erreicht haben“, sagt Kathrin Laurier, Geschäftsführerin der Breitband Nordhessen GmbH.

„Trotz zweier strenger Winter und eines in diesem Jahr besonders langen Winters sind wir mit dem Bau schnell vorangekommen.“ Die Projektmanager im Dienst der Weigand Bau, Reiner Hertel und Stefan Hütte, teilen die Zuversicht. „Ende 2019 lautet unser Ziel: Dann sind wir durch mit dem Verlegen der Leerrohre und Kabel, wenn nicht etwas ganz Außergewöhnliches passiert“, sagt Reiner Hertel. Und Stefan Hütte setzt hinzu: „Wenn das Leerrohr in einem Ort verlegt ist, geht das Breitbandnetz nicht sogleich in Betrieb. Die Netcom als Netzbetreiberin muss dann noch Strom in die Übergabepunkte in den Ortschaften legen, das Glasfaser- mit dem Kupferkabel der Telefonanschlüsse verbinden, den Vertrag mit den Kunden schließen und den einzelnen Haushalt physikalisch aufschalten. Zwischen der Planung des Breitbandausbaus bis zum RFO-Termin, wenn alles „Ready for Operation“ ist, kann in Einzelfällen auch bis zu ein Jahr vergehen.“

Hütte schildert die einzelnen Phasen des Breitbandausbaus, der mit der „Planungs- und Genehmigungsphase“ beginnt. Das bedeute aber nicht, dass jeder geplante Ausbauschritt tatsächlich sofort genehmigt wird, erläutert Kathrin Laurier weiter. Der Natur- und Vogelschutz erfordere die Rücksichtnahme auf Nistzeiten, und Wasserschutzgebiete, die zum Beispiel im Landkreis Werra-Meißner groß und zahlreich seien, dürften nicht gequert werden. Ein anderes Hindernis ist ebenfalls die Querung von Bahntrassen. „Wir müssen hier allein bis zur Erteilung der Genehmigung bis zu zwölf Monate einkalkulieren“, sagt Hertel. Zudem verliefen die Genehmigungsverfahren trotz im Prinzip identischer Vorschriften sehr unterschiedlich in den einzelnen Orten und Landkreisen. Doch die Zusammenarbeit mit den Behörden in Nordhessen, zieht Hertel den Vergleich mit anderen Projekten in Deutschland, funktioniert sehr gut. „Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke hat Wort gehalten, als er sagte, dass er uns unterstützen wird.“ Eine Zeitspanne von zehn bis zwölf Monaten zwischen der Genehmigung eines Tiefbauvorhabens und seiner Fertigstellung sei eine „sensationell kurze Zeit“. Die Planungsphase für Nordhessen soll nach den Worten von Kathrin Laurier bis Ende 2018 abgeschlossen sein.

Die zweite Phase, setzt Hütte seine Erläuterung fort, sei die eigentliche Bauphase, in die auch die Baustelleneinrichtung und die Verkehrssicherung auf der Baustelle fallen. „Erst wenn ein ganzer Bauabschnitt von 30 bis 60 Kilometer Länge fertig und übergeben ist, kommt die Nachbestückung mit Technik durch die Netcom. Wenn das Leerrohr in einem Ort verlegt ist, kann das neue Breitbandnetz also nicht sofort in Betrieb gehen“, sagt Hütte.

Der Ausbau des passiven Netzes von Leerrohren kam bisher gut voran. „Bis Ende 2017 war der Bau von rund 650 Kilometer Rohrnetz vertraglich vereinbart, und das Ziel wurde mit 850 Kilometern um 40 Prozent überschritten“, sagt Hertel.

Schon im Frühjahr und Sommer hält Nordhessen manch herausforderndes Terrain für ein Tiefbauunternehmen bereit. Von den sieben Bodenklassen wartet Waldeck-Frankenberg rund um den Edersee mit der widrigsten Kategorie der Stufe 7 auf: Schwerer, gewachsener Fels herrscht hier vor. Auch die Querung des Stausees ist eine Aufgabe, wie sie sich nicht überall in Deutschland stellt. „Wir haben den Edersee schon zwei Mal mit dem Bohrspülverfahren unterquert. Einmal sogar über eine Länge von 400 Meter mit nur einer Bohrung“, berichtet Hertel: „Eine weitere Querung steht noch aus, aber wir müssen bis zum Herbst warten, bis der Wasserstand im See gefallen ist. Bei Vollstau im Frühjahr ist der See zu breit, und die Strecke, die wir queren müssten, zu lang.“

Grundsätzlich, erläutert Hertel, endet die Bautätigkeit am 21. Dezember 2018. Bis zum 31. Januar 2019 wartet und repariert das Bauunternehmen seinen Maschinen- und Fuhrpark an sechs Tagen der Woche im Zwei-Schicht-Betrieb und lässt die Technik den notwendigen Sicherheitsprüfungen unterziehen. Von Februar an können die Bauarbeiten im Prinzip weitergehen, – wenn nicht – wie in diesem Jahr – im Februar ein heftiger Dauerregen einsetzt, um dann in eine lange und schwere Frostperiode überzugehen. „Bei Dauerfrost von bis zu minus 17 Grad Celsius war der Boden in diesem Jahr bis zu 40 Zentimeter tief gefroren“, erinnert Hertel an die widrigen Bedingungen des vergangenen Winters: „Kluge Bauamtsleiter untersagten Arbeiten bei Dauerfrost, weil sich der verfüllte Boden nicht setzt wie bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt, und durch eine falsche Setzung des Erdreichs Baumängel entstehen könnten.“ Zudem gehen die Asphaltwerke in eine Winterpause, und die Pflüge, die bei Temperaturen über 0 Grad „wie ein heißes Messer durch die Butter schneiden“ und 120 Zentimeter tief den Boden mit einer Schnittbreite von nur 10 bis 15 Zentimeter an der Oberfläche für die Leerrohre öffnen, „werfen bei Frost eine Furche von gefrorenen Erdschollen in einer Breite von einem Meter auf“, begründet Hertel die Einstellung von Bauarbeiten in einem strengen Winter: „Doch das alles hat uns nicht abgeschreckt. Einen richtigen Stillstand hatten wir überhaupt nicht. Und nachdem wir noch an Ostern Schnee hatten, sind wir seit Mitte April wieder voll in der Spur.“

Die Breitband Nordhessen GmbH wurde im Februar 2014 von den fünf nordhessischen Landkreisen Hersfeld-Rotenburg, Kassel, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg und Werra-Meißner gegründet. Sie setzt sich für den flächendeckenden Ausbau eines Hochgeschwindigkeitsinternets ein. Die Breitband Nordhessen GmbH koordiniert die gesamte Abwicklung und den Ausbau der Glasfaservernetzung in den nordhessischen Landkreisen. Sowohl Gewerbetreibende als auch Privathaushalte sollen im Ausbaugebiet mit Breitbandanschlüssen mit Geschwindigkeiten von bis zu 50 Megabit pro Sekunde versorgt werden. (red)