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FvOS: Nachbarschaftshilfe im Katastrophenfall

Regionalmanager Holger Schach. Foto: nh

Schwalm-Eder / Nordhessen. Anfang des Jahres richtete Sturm Friedrike bundesweit verheerende Schäden an, entwurzelte Bäume blockierten Straßen und zerstörten Stromleitungen, tausende Haushalte waren zeitweise ohne Strom, Bahnstrecken waren blockiert. Die Schäden waren noch nicht behoben, da begann im Juni die Hitzewelle, aufgrund derer es zu etlichen Großbränden kam. Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis heftige und lang anhaltende Regengüsse wieder Flüsse und Bäche über die Ufer treten und Straßen unpassierbar werden lassen. 

Durch Extremwetter von Außenwelt abgeschnitten

Derartige extreme Wetterereignisse haben in jüngster Vergangenheit massiv zugenommen, und sie werden aufgrund des Klimawandels vermutlich noch weiter steigen. Diese Ereignisse führen schon jetzt immer wieder dazu, dass viele Menschen vor allem in ländlichen Regionen von der Umwelt abgeschnitten und auf sich selbst gestellt werden. Denn auch Strom-, Telefon- und Internetverbindungen können durch extreme Wetterlagen vorübergehend unterbrochen werden, der Verkehr von Bussen oder Bahnen kann unmöglich werden. Zu lebensbedrohlichen Situationen kann das führen, wenn hilfs- und pflegebedürftige Personen dadurch quasi von der Außenwelt abgeschnitten werden und vorübergehend auch nicht mehr von Ärzten oder Pflegekräften versorgt werden können.

Regionalmanagement entwickelt Pilotprojekt

Im Rahmen eines bundesweit in dieser Form einzigartigen Modellprojektes wurde unter Federführung des Regionalmanagements Nordhessen ein System entwickelt, mit dem auch in derartigen Katastrophenfällen die Versorgung von hilfs- und pflegebedürftigen Personen in ländlichen Gebieten gewährleistet werden soll: „Das sogenannte Freiwilligen-vor-Ort-System (FvOS) soll im Notfall kurzfristig die Versorgungsstrukturen im Ort durch organisierte Selbst- und Nachbarschaftshilfe sicherstellen“, erklärt Regionalmanager Holger Schach.

Testgemeinden für verlässliche Nachbarschaftshilfe

Als Pilotgemeinden, in denen dieses Konzept der „verlässlichen Nachbarschaftshilfe“ erstmals angewendet werden soll, wurden – aufgrund ihrer Lage und der Infrastruktur – Weißenborn-Rambach im Werra-Meißner-Kreis sowie Frankenberg-Wangershausen im Landkreis Waldeck-Frankenberg ausgewählt. Dort wurden bereits anonymisierte Lagepläne erstellt, so dass im Notfall bekannt ist, welche Häuser priorisiert aufgesucht werden sollten. Zudem wurden je Modellort rund 10 freiwillige Helfer geschult. Im Rahmen des Projektes wurde ein umfassender Leitfaden mit konkreten Handlungsempfehlungen und Anleitungen erstellt, anhand derer die Helfer im Notfall vorgehen können.

Die Entwicklung von FvOS wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert. Nach erfolgreicher Umsetzung des Hilfesystems in den Pilotgemeinden soll das in Nordhessen entwickelte und erprobte Hilfesystem kostenfrei auch anderen Kommunen zur Verfügung gestellt werden.

(red)