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Kino in der Stadthalle wieder am Start

 

Kombi-Plakat zum Auftakt: Kino in der Stadthalle. Repro: nh

Kombi-Plakat zum Auftakt: Kino in der Stadthalle. Repro: nh

Melsungen. Die Sommerpause ist vorbei und das Kino in der Stadthalle in der Rotenburger Straße 10-12 startet am 29. August in die neue Saison. Für Kinder wird der Film „Meine teuflisch gute Freundin“ ab 16.00 Uhr gezeigt. Für Erwachsene beginnt der Kino-Abend um 19.30 Uhr mit der Biografie „Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes“. 

Die Eintrittskarten sind wie immer nur an der Tageskasse erhältlich. Für „Lilith“, die als Tochter des Teufels ihren ersten Auftrag erhält, kostet das Ticket 5,00 Euro. Der Eintritt zum Portrait über Papst Franziskus mit seinen politisch durchaus radikalen Ansichten in Sachen Ökologie, sozialer Gerechtigkeit oder Konsumgesellschaft kostet 7,00 Euro.

Ausführliche Inhaltsangaben:

Meine teuflisch gute Freundin
Lilith ist die Tochter des Teufels und bekommt ihren ersten Auftrag: Um sich für den Außendienst zu qualifizieren, muss sie aus der liebevollen Außenseiterin Greta ein richtig böses Mädchen machen. Eine freche Idee, die Regisseur Marco Petry in der Verfilmung des Romans „Meine teuflisch gute Freundin“ der durch die „Freche Mädchen, freche Bücher“-Reihe bekannt gewordenen Kinder- und Jugendbuchautorin Hortense Ullrich kongenial umsetzt mit authentischen Dialogen, gelungenen Pointen und charmantem Wortwitz. Super gespielt, toll inszeniert – richtig klasse Kino für ein junges Publikum (und älteres gleich mit). Teuflisch gut!

Meine teuflisch gute Freundin. Foto: nh

Meine teuflisch gute Freundin. Foto: nh

Lilith (Emma Bading) ist 14 Jahre alt und macht ihren Mitmenschen gern das Leben schwer. Ihrem Vater (Samuel Finzi) kommt das nur gelegen – ist er doch niemand Geringeres als der leibhaftige Teufel. Als Bewerbung für den Außendienst erhält die Teenagerin den Auftrag, eine von ihrem Vater ausgewählte Zielperson zum Bösen zu bekehren. Dafür hat sie eine Woche Zeit. Doch diese Aufgabe ist schwerer als gedacht! Mit der Außenseiterin Greta Birnstein (Janina Fautz) und ihren Eltern (Alwara Höfels, Oliver Korittke) hat Liliths Vater nämlich die wohl netteste Familie auf diesem Planeten ausgesucht. Lilith muss sich ganz schön anstrengen, um ihr Ziel zu erreichen, das in noch weitere Ferne rückt, als sie den Schulrowdy kennenlernt, in den sich Lilith Hals über Kopf verliebt. Doch Lilith weiß: Verliebte Teufel sind zu nichts mehr zu gebrauchen…

Die durch die „Freche Mädchen, freche Bücher“-Reihe bekannt gewordene Kinder- und Jugendbuchautorin Hortense Ullrich nimmt in ihren Romanen kein Blatt vor den Mund. Das ist auch in „Meine teuflisch gute Freundin“ nicht anders, in dem sich nicht bloß verschiedene Genres von der Romanze über Fantasy bis hin zum klassischen Coming-of-Age vereinen, sondern in dem auch endlich einmal so gesprochen wird, wie es Heranwachsende im Jahr 2018 nun einmal tun. Anders als in diversen anderen Teeniefilmen verzichten die Autoren hier ganz bewusst auf einen pseudocoolen Slang; im Gegenteil: In einer Szene wird sich sogar gezielt über eine derart bemühte Attitüde lustig gemacht. Nein, „Meine teuflisch gute Freundin“ spricht die Sprache der Jugend und macht damit schon einmal ziemlich viel richtig.

Doch nicht nur die authentischen Dialoge überzeugen, auch die Gags zünden. „Meine teuflisch gute Freundin“ steckt voller gelungener Pointen, die sich gleichermaßen aus charmantem Wortwitz und der absurd-überhöhten Prämisse ergeben. Wann immer es geht, spielen die Macher mit der Idee, wie es wäre, wenn der Teufel höchstpersönlich (und in Gestalt einer rothaarigen Teenagerin) auf der Erde wandeln würde, ohne dass davon Jemand etwas weiß. Darüber im Unklaren lässt Lilith ihr Umfeld tatsächlich bis ganz zum Schluss – und es ist schon äußerst amüsant, wie sich die tolle Newcomerin Emma Bading („1000 Arten den Regen zu beschreiben“) von einer skurrilen Szenerie in die nächste begibt. Vor allem die Kabbeleien mit den Schulbullys sind in ihrem unvorhersehbaren Ausgang äußerst amüsant; und wie Janina Fautz („Das weiße Band“) als völlig ahnungslose Greta daneben steht, ist ebenso charmant, wie ihr langsamer Wandel hin zu einer jungen, selbstbewussten Frau, die sich endlich aus den klammernden Armen ihrer sie umsorgenden Eltern befreien kann. (Antje Wessels)

Deutschland 2018, Regie: Marco Petry, Darsteller: Emma Bading, Janina Fautz, Alwara Höfels, Oliver Korittke, Samuel Finzi, Emilio Sakraya, 90 Min., ab 6 J.

Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes
Als cineastischer Biograf bekam Wim Wenders bereits drei Oscar-Nominierungen. Nach den Musikern vom „Buena Vista Social Club“, Tanz-Ikone „Pina“ Bausch sowie dem Fotografen Sebastião Salgado in „Salz der Erde“ folgt nun ein Porträt über Papst Franziskus. Präsentiert werden dessen politisch durchaus radikale Ansichten in Sachen Ökologie, sozialer Gerechtigkeit oder Konsumgesellschaft. Rigoros beklagt der Pontifex zudem die Vertuschung von sexuellem Missbrauch in seiner Kirche. Er fordert die Stärkung von Frauen und die Akzeptanz von Schwulen. Neben den Bildern der Papst-Reisen rund um die Welt überrascht Wenders vor allem mit einzigartig intimen Innenansichten: Mehrfach erhielt er Interview-Audienz im Vatikan. Wie in „Salz der Erde“ postiert er die Kamera dabei so raffiniert, dass der Befragte wie Auge in Auge mit dem Zuschauer wirkt. In Zeiten von zunehmendem Zynismus dürfte dieses Biopic über einen ebenso bescheidenen wie charismatischen Sinnstifter einen Nerv beim Publikum treffen. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn Wenders für diesen dokumentarischen Meilenstein nicht endlich die verdiente Oscar-Absolution erhielte!

 

Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes. Foto: nh

Papst Franziskus – Ein Mann seines Wortes. Foto: nh

Der Himmel über Assisi klart langsam auf. Zwischen den Nebelschwaden wird allmählich die einstige Wirkungsstätte jenes rigorosen Ordensgründers Franziskus sichtbar, der zum programmatischen Namensgeber des aktuellen Papstes werden sollte. „Was ist denn Zeit?“, fragt Wenders aus dem Off das Publikum. „150 Tier- und Pflanzenarten sterben jeden Tag aus!“, klagt der Regisseur: „Was sollen wir tun? Wir sollen wir leben?“. Dann folgt eine Stummfilmsequenz (gedreht mit einer originalen Handkurbelkamera aus den 1920er Jahren!), wie jener Franz von Assisi als Erneuerer der Kirche antrat und schon damals den Respekt vor der Natur forderte. Szenenwechsel. Weißer Rauch. Euphorische Menschenmengen auf dem Petersplatz. Wiederum Wenders als Komplize des Zuschauers: „Ja, hier stehen wir alle miteinander. Mit großen Erwartungen an den Papst!“.

Der argentinische Jesuit Jorge Mario Bergoglio, anno 2013 zum 266. Bischof von Rom und Papst gewählt, kann gut mit Kindern – das zeigt eine amüsante Frage-Antwort-Sequenz gleich zu Beginn. Und der 81-Jährige kann gut mit Menschen jeglicher Hautfarbe oder Religion. Ob mit Häftlingen. Opfern von Naturkatastrophen. Flüchtlingen. Oder Überlebenden des Holocaust. Als argloser Menschenfänger rührt er selbst abgebrühte Abgeordneten im US-Kongress zu Tränen – um ihnen wenig später die Verwerflichkeit von Waffenexporten um die Ohren zu hauen. Dass er in der Wagenkolonne statt mit protziger Panzerlimousine mit einem schlichten Fiat 500 vorfährt, macht selbst schlagfertige US-Kommentatoren sprachlos. Solche Symbolik der Demut ist diesem Papst freilich so wichtig wie die Fußwaschung von Sträflingen – und sie lässt die griesgrämigen Gesichter seiner Bischofs-Bonzen im Petersdom noch versteinerter wirken. Ein geradezu himmlischer Anblick, wenn der Oberhirte von seinen Würdenträgern im prunkvollen Marmor-Saal mit gewohnt fröhlichem Lächeln ein „Ende der Trauerminen“ einfordert – solche Szenen hätte „The Da Vinci Code“ kaum unheimlicher inszenieren können!

„Es ist auch für Kritiker der Kirche völlig ungefährlich, sich diesen Film anzusehen“, verspricht Wenders. Tatsächlich dürften viele Forderungen des Papstes auch von einer Sahra Wagenknecht oder einem Robert Habeck abgesegnet werden. Den Raubbau der Erde schnellstens verhindern! Der Profitgier der Konsumgesellschaft begegnen! Die eklatante Ungerechtigkeit zwischen Armut und Reichtum beenden! Hunger bekämpfen! Waffenexporte verbieten! Toleranz der Religionen! Akzeptanz von Minderheiten! Was wie Wunschzettel auf einem Öko-Workshop beim Kirchentag klingt, meint das Oberhaupt der Katholiken absolut ernst. „Wir sind alle verantwortlich! Niemand kann sagen, ich habe damit nichts zu tun!“, kommentiert Franziskus rigoros die Lage. Er schaut dabei dem Publikum direkt in die Augen. Wie schon in „Salz der Erde“ sorgt die besondere Kameratechnik namens Interrotron sorgt für diesen Spezialeffekt: Der Befragte blickt auf eine Art umfunktionierten Teleprompter, auf dem er das Gesicht des Interviewers sieht, als ob dieser vor ihm säße. Gleichwohl sieht er durch ihn hindurch direkt in die Kamera.

Nicht nur solchen Augenkontakt findet Franziskus ganz entscheidend im menschlichen Umgang, fordert ihn ganz ausdrücklich bei seinen Priestern ein. Auch sonst hat dieser Papst ein paar Lifehacks parat. „Wann hast du zum letzten Mal mit deinem Kind die Zeit vertrödelt?“ habe er etwa einst bei jeder Beichte die verblüfften Eltern gefragt. Zärtlichkeit sei keine Schwäche, sondern eine Stärke, gibt er zu Protokoll. Echtes Lächeln und Sinn für Humor seinen essentiell für jeden Menschen sein.

Wer ein bleiernes Wort zum Sonntag oder eine verquaste Predigt befürchtet, wird nach diesem Porträt widerrufen müssen. Kein selbstgefälliger Phrasendrescher im theologischen Elfenbeinturm ist dieser Franziskus, sondern ein radikaler Reformer, der seine Bodenhaftung nie verloren hat. Jenem einfältigen „America First“ setzt er, kurz vor dem Pariser Klimagipfel, ein auf den Petersdom projiziertes „Nature First“ entgegen. Einem Präsidenten Erdogan schenkt er während dessen Besuch trotzig einen Friedensengel. Für sexuellen Missbrauch in seiner Kirche fordert er Null Toleranz. Die jedoch verlangt er im Umgang mit Minderheiten sowie der Religionen untereinander.

„Wir sind Papst“ bekommt bei Wenders eine ganz neue Bedeutung. Am Ende gibt Franziskus sogar noch ein persönliche Geheimnis preis – das natürlich nicht verraten werden kann. Beim Thema Spoiler gilt es schließlich, päpstlicher als der Papst zu sein! (Dieter Oßwald)

Dokumentation, Deutschland/ Frankreich/ Italien 2018, Regie: Wim Wenders, Buch: Wim Wenders & David Rosier, 100 Min. ab 0 J.

(red)



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