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Frauen brauchen besondere Ansprache

BLEIB-Beraterin Sabine Feisel, Yari DarNemer mit ihren ein- und drei-jährigen Kindern, Schwester Tabark und Mutter Kawkab (v. li.). Foto: Arbeit und Bildung e.V.

BLEIB-Beraterin Sabine Feisel, Yari DarNemer mit ihren ein- und drei-jährigen Kindern, Schwester Tabark und Mutter Kawkab (v. li.). Foto: Arbeit und Bildung e.V.

Treysa. Es duftet nach orientalischen Gewürzen, in der Küche bereiten die Frauen emsig ein köstliches Mahl zu. An den Fenstern hängen schön dekorierte Vorhänge, selbstgebastelte Kränze schmücken die Fensterbank. Das alles ist das Werk der 12 geflüchteten Frauen, die vier Mal die Woche zu «Arbeit und Bildung e.V.» an den Harthberging 76 kommen, um zu nähen, zu gestalten oder zu kochen und die Arbeit in gemeinnütziger Beschäftigung in Schwalmstadt zu unterstützen. 

BLEIB in Hessen II

Die Stimmung ist offen, herzlich und gastfreundlich. Sabine Feisel mischt hier ganz selbstverständlich bei einem Teil der Aktivitäten mit. Die Hälfte ihrer Arbeitszeit bei Arbeit und Bildung e.V. ist sie Beraterin von «BLEIB in Hessen II» und berät und vermittelt Geflüchtete in Arbeit und Ausbildung. Mit der anderen Hälfte ihrer Stelle arbeitet sie im Projekt «WIR Flüchtlingsfrauen in der Schwalm», gefördert aus Mitteln des Landes Hessen, das diese Zusammenkünfte der Frauen und ihre Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglicht. „Wir schaffen eine Vertrauensgrundlage durch das Miteinander und durch gemeinsames Arbeiten und Gestalten. Die Frauen fühlen sich bei den gemeinsamen Treffen bei uns wohl und sicher. So lerne ich die Situationen der Frauen kennen und lade sie dann, wenn eine berufliche Beratung erforderlich bzw. gewünscht ist, zu einer BLEIB-Beratung ein.“

Erfolg versprechende gemeinsame Wege

Frauen mit Fluchthintergrund brauchen in Deutschland länger als in anderen europäischen Staaten, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, so das Ergebnis der OECD-Studie. Die Fachleute des Beratungsnetzwerkes für Geflüchtete BLEIB in Hessen II sagen, es brauche eine besondere Ansprache der Frauen. Vertrauen schaffen durch gemeinsame Aktivitäten und das Andocken an andere bereits bestehende Angebote für geflüchtete Frauen, wie dies in der Schwalm praktiziert wird, sind dabei erfolgsversprechende Wege. So die einhellige Meinung beim Fachgespräch, zu dem der Mittelhessische Bildungsverband e.V. als Träger von BLEIB in Hessen II die Geschäftsleitenden Netzwerkpartner nach Marburg einlud.

Abholen und heimbringen

Corinna Zahrt-Omar von beramí berufliche Integration e.V. aus Frankfurt betreut das Projekt ComIn women in Frankfurt und brachte als Referentin ihre Erfahrungen beim Fachgespräch ein. „Es ist häufig eine große Hürde für die Frauen, aus Eigeninitiative in eine Beratung zu kommen“, sagt sie. Doch «Arbeit und Bildung e.V.» hat auch dafür eine Lösung gefunden: die Pädagoginnen holen die Frauen aus ihren Unterkünften aus den umliegenden Orten morgens zu den täglichen Treffen ab und fahren sie am Nachmittag wieder zurück.

Eine hilft der anderen

Viele Programme wünschen sich eine Kinderbetreuung, so Corinna Zahrt-Omar. Bei Arbeit und Bildung in Treysa ist auch hierfür gesorgt. Die Frauen bringen ihre Kinder einfach mit. In den Räumen finden sie Spielsachen und wenn eine Beratung erfolgt, achten auch schon mal die anderen Mütter mit auf die Kinder.

Kordula Weber, Abteilungsleiterin für Frauenbildungsangebote bei Arbeit und Bildung e.V. sagt: „Der Erfolg dieser Vorgehensweise zeigt sich in den Zahlen: In unserer BLEIB-Beratung in der Schwalm haben wir 40% Frauen. Das entspricht etwa dem Anteil von Frauen unter den Flüchtlingen in Deutschland insgesamt, der in den letzten Jahren von 30 auf knapp 40 % gestiegen ist.“

Frühzeitige Informationen sind entscheidend

Ist der Kontakt zu den Frauen erfolgt, sei es wichtig, ihnen frühzeitig Informationen über
Unterstützungs- und Bildungsangebote, das Ausbildungssystem sowie über ihre Rechte zu vermitteln, sagt Zahrt-Omar. So können sie erst in die Lage versetzt werden, selbst Entscheidungen über ihre berufliche Zukunft zu treffen. Und das brauche seine Zeit, vor allem, wenn die Frauen kleine Kinder haben.

Rechtsanwältin in Palästina, Hilfskraft in Deutschland

Wie zum Beispiel Yari DarNemer, die seit knapp einem Jahr in Deutschland lebt: Sie hat in
Palästina sieben Jahre als Rechtsanwältin gearbeitet. Jetzt hat sie zwei kleine Kinder und sucht eine Helfertätigkeit vielleicht in einem Restaurant oder beim Weihnachtsgeschäft bei Amazon. Sie möchte erst besser Deutsch lernen und später einen besseren Beruf finden. Sie weiß, dass sie den mit Hilfe der BLEIB-Beratung auch finden wird, sagt sie.

(red)

Geschäftsleitende im Netzwerk BLEIB in Hessen II mit Referentin Corinna Zahrt-Omar von beramí e. V. Frankfurt (ganz vorne). Von li.: Sebastian Haack (ZAUG gGmbH Gießen), Sigrid Becker-Feils (beramí berufliche Integration e.V. Frankfurt), Gerlind Jäckle (Praxis GmbH), Merle Drusenbaum (Koordination BLEIB in Hessen II), Angelika Funk (Trägerverein Mittelhessischer Bildungsverband e.V. Marburg), Beate Stendenbach (KreisJobCenter Marburg-Biedenkopf), Kordula Weber (Arbeit und Bildung e.V. Schwalm). Obere Reihe v.li: Timmo Scherenberg (Hessischer Flüchtlingsrat e.V Frankfurt), Elena Gavrilova (Verein für Bildung und Beratung e.V.). Foto: Arbeit und Bildung e.V.

Geschäftsleitende im Netzwerk BLEIB in Hessen II mit Referentin Corinna Zahrt-Omar von beramí e. V. Frankfurt (ganz vorne). Von li.: Sebastian Haack (ZAUG gGmbH Gießen), Sigrid Becker-Feils (beramí berufliche Integration e.V. Frankfurt), Gerlind Jäckle (Praxis GmbH), Merle Drusenbaum (Koordination BLEIB in Hessen II), Angelika Funk (Trägerverein Mittelhessischer Bildungsverband e.V. Marburg), Beate Stendenbach (KreisJobCenter Marburg-Biedenkopf), Kordula Weber (Arbeit und Bildung e.V. Schwalm). Obere Reihe v.li: Timmo Scherenberg (Hessischer Flüchtlingsrat e.V Frankfurt), Elena Gavrilova (Verein für Bildung und Beratung e.V.). Foto: Arbeit und Bildung e.V.



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