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«Schule ohne Rassismus» in Berlin

Gruppenbild der SoR-Reisenden, die Omid Nouripour als Pate in die Bundeshauptstadt eingeladen hatte.  Foto: Bundesregierung / Atelier Schneider

Gruppenbild der SoR-Reisenden, die Omid Nouripour als Pate in die Bundeshauptstadt eingeladen hatte. Foto: Bundesregierung / Atelier Schneider

Homberg. Vor wenigen Tagen besuchten 27 Schüler der Jahrgangsstufen, 10, Q1 und Q3 die Bundeshauptstadt. Begleitet wurden sie von Juliane Pohl sowie Susan und Thomas Schattner, dem Leiter der AG „SoR“ am Bundespräsident-Theodor-Heuss-Gymnasium. Als „Pate“ der AG hatte der Abgeordnete Omid Nouripour (Bündnis90 / Die Grünen) eingeladen. 

Stadtrundfahrt von einst bis heute

Organisiert wurde der Berlin-Aufenthalt vom Bundespresseamt in Kooperation mit Nouripours Büro und dem Leiter der AG „SoR“. So absolvierten die Schüler ein strammes und anstrengendes, aber hochgradig historisch-politisches und interessantes Programm. Dazu gehörte eine Stadtrundfahrt, zunächst auf den Spuren der West-Berliner Geschichte, später stand das ehemalige Ost-Berlin auf dem Programm. Immer wieder fanden die Schülerinnen und Schüler in der heute fest zusammengewachsenen Metropole Hinweise auf die einstige Berliner Mauer, welche die Stadt von 1961 bis 1989 getrennt hatte.

Die AG „Schule ohne Rassismus“ im Bendler-Block vor dem Kranz, der den vier ermordeten Widerstandskämpfern vom 20. Juli 1944 gewidmet ist. Foto: Schattner

Die AG „Schule ohne Rassismus“ im Bendler-Block vor dem Kranz, der den vier ermordeten Widerstandskämpfern vom 20. Juli 1944 gewidmet ist. Foto: Schattner

Darüber hinaus gab es u.a. eine hervorragende Führung durch die vor vier Jahren neugestaltete Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand im alten Bendler-Block, wo in der Nacht vom 20. auf den 21.Juli 1944 Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der führende Kopf des militärischen Widerstands, zusammen mit drei weiteren Beteiligten hingerichtet wurde.

Auf den Spuren von Flüchtlingen

Ebenfalls enorm interessant war der Besuch der «Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde» im Süden Berlins. Sie war im Jahr 1953 für Flüchtlinge aus der DDR gegründet worden. Insgesamt passierten 1,35 Millionen ehemalige DDR-Bürger dieses Lager. Besonders spannend bei der Führung war für die Jugendlichen, dass sie immer wieder Parallelen zwischen dem Leben und Schicksal der damals aus der DDR geflüchteten Menschen zu heutigen Flüchtlingen ziehen konnten. In der Schul-Reisegruppe befanden sich auch etliche Flüchtlinge u.a. aus Syrien und Afghanistan, die heute im Großraum Frankfurt leben und die Omid Nouripour (selbst Flüchtling aus dem Iran, der mit seinen Eltern 1988 in die Bundesrepublik geflohen war) ebenfalls nach Berlin eingeladen hatte.

Schüler der AG „Schule ohne Rassismus“ während der Führung in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Foto: Schattner

Schüler der AG „Schule ohne Rassismus“ während der Führung in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Foto: Schattner

Jugendkulturen und Extremismus

Des Weiteren genossen die Schüler ein Gespräch mit Prof. Dr. Gernot Wolfram, einem Publizisten und Professor für Medien- und Kulturmanagement an der Macromedia Hochschule in Berlin. Im Rahmen eines Besuches bei der Bundeszentrale für politische Bildung diskutierten sie mit ihm u.a. über Jugendkulturen und politischen Extremismus. Wolfram beschäftigt sich hauptsächlich mit Fragen der Transkultur und neuen Beteiligungsformen im Kulturbereich.

Knapp zwei Stunden Zeitgeschehen

Besuche in der Bundesgeschäftsstelle von Bündnis 90 / Die Grünen und im Deutschen Bundestag rundeten die Tage in der Bundeshauptstadt ab. Im Bundestag konnten die Schüler u.a. ca. 60 Minuten von der Zuschauertribüne aus eine Debatte zu sozialpolitischen Fragen verfolgen. Danach konnten sie knapp 50 Minuten mit ihren „Paten“ diskutieren. Dabei ging es um die aktuellen Erfolge der Grünen bei den Landtagswahlen, um Fragen des Umweltschutzes und des Klimawandels, der Außenpolitik (die aktuelle Lage im Jemen, wo eine humanitäre Katastrophe im Gange ist), aber auch z.B. um das Problem von bezahlbarem Wohnraum.

Deutsche Geschichte und Politik

Während der Gesprächsrunde imponierte Nouripour den Schülern durch seine offene, frische und ehrliche Art. Der „Pate“ konnte so bei einigen Schülern das „gängige Klischeebild“ von Politikern korrigieren. Anschließend ging es mit Nouripour auf die Dachterrasse des Reichstagsgebäudes, wo der offizielle Pressefototermin der Reise stattfand. Mit vielen neuen Eindrückten, erweiterten Kenntnissen und bleibenden Erinnerungen ging es zurück nach Nordhessen. Im Abstand von zwei Jahren sollen weitere AG-Mitglieder von ihrem „Paten“ nach Berlin eingeladen werden. Damit haben dann auch die jüngeren Mitglieder der AG „SoR“ bald Gelegenheit, deutsche Geschichte und Politik unmittelbar im Zentrum der Macht zu erleben.

(Thomas Schattner)