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Gold für Vivian Groppe und Luis André

Siegerehrung über 300 Meter - Gold für Vivian Groppe. Foto: nh
Siegerehrung über 300 Meter – Gold für Vivian Groppe. Foto: nh

Stadtallendorf. Zwei Tage lang war die Leichtathletikhalle Schauplatz der Titelkämpfe. Über 550 Teilnehmer aus 114 Vereinen waren dabei, unter ihnen die Luis André, Vivian Groppe und Yannick Schleider, aber auch Niclas Dittmar und Kilian Krah.

Durchbruch im dritten Versuch

Luis André setzt zum »Goldwurf« an. Foto: Lothar Schattner
Luis André setzt zum »Goldwurf« an. Foto: Lothar Schattner

Im Kugelstoßen (M14) konnte es keinen Zweifel über den Ausgang des Wettkampfs geben. Luis André wuchtete die 4kg-Kugel aus dem Stand über 13 Meter weit. Die Hälfte der Konkurrenz erreichte nicht einmal die 10m-Marke. Andé selbst wollte eigentlich ja zum ersten Mal 14 Meter und mehr stoßen. Doch er war wieder einmal zu verkrampft und nervös.

Nach dem zweiten Durchgang lag er mit 10,09 Meter noch hinter Moritz Hinrichsen (Weißkirchen, 11,46 m), Elias Betz (Bruchköbel, 11,30 m) und Yaffily Trawalley (Friedrichstein, 10,19 m). Erst im dritten Versuch setzte er sich mit 12,75 m an die Spitze und ließ im vierten Durchgang 13,30 Meter folgen. Das war der erwartete Sieg vor Moritz Hinrichsen (11,89 m) und Elias Betz (11,30 m).

Schleider verpasst Führung nur knapp

Yannick Schleider un Julius Gerke. lieferten sich ein spannendes Duel im Dreisprung. Foto; nh
Yannick Schleider un Julius Gerke. lieferten sich ein spannendes Duel im Dreisprung. Foto; nh

Im Dreisprung der MU20 sahen die Zuschauer ein spannendes Duell zwischen Julius Gerke (Twiste) und dem Melsunger Yannick Schleider. Nachdem Gerke den Wettkampf mit 11,40 Meter eröffnete, begann Schleider mit einem ungültigen Versuch. Im zweiten Durchgang verbesserte sich Gerke auf 12,13 Meter, Schleider ging mit 12,63 Meter in Führung – seine neue persönliche Bestweite. Im Endkampf landete Julius Gerke bei 12,70 Meter und lag sieben Zentimeter vor Yannick Schleider. „Mit 12,63 Meter und der Silbermedaille kann ich zufrieden sein, obwohl heute auch Gold möglich war“, kommentierte der 18-Jährige seinen zweiten Platz. Die Bronzemedaille mit 11,25 Meter gewann Wahid Muhammad aus Pakistan, der für den SSC Vellmar gestartet war.

Vivian Groppe siegt souverän

Dass sich Vivian Groppe gut auf diese Meisterschaften vorbereitet hatte, bewies die MT-Sprinterin bereits im zweiten von sieben 60m-Vorläufen der W15, in dem sie sich mühelos mit 8,00 Sekunden vor Sophia Eden (Fulda, 8,30) und Julia Jung (Bad Soden, 8,45) als Schnellste aller 39 Teilnehmerinnen für die nächste Runde qualifizierte.

Im ersten Zwischenlauf setzte sich erwartungsgemäß Mira Baus (Schlüchtern) mit 8,11 Sekunden durch. Die HLV-Kaderathletin musste schon alles geben, um den Angriff von Linnea Hinz (Kassel, 8,15 Sek.) abzuwehren. Im zweiten Lauf demonstrierte Carolin Schlung (Bad Sooden-Allendorf) ihre Klasse. Bereits im Vorlauf hatte sie zehn Meter vor dem Ziel den Gang herausgenommen und dennoch 8,02 Sekunden erzielt. Im Zwischenlauf holte sie sich den Sieg mit 7,87 Sekunden vor Katharina Altlay (Enkheim, 8,07 Sek.) und unterstrich damit ihre Ambition auf die Titelverteidigung.

Im Melsunger Lager warteten sie gespannt auf den dritten Zwischenlauf und auf die zweite Vorstellung von Vivian Groppe. Nach einem guten Start lag sie bereits nach der Hälfte der Strecke vier Meter vor ihren Verfolgerinnen. Auch sie nahm kurz vor Schluss das Tempo heraus und siegte dennoch sehr souverän mit 7,98 Sekunden vor Melina Höfer aus Oberrodenbach, die mit ihren 8,26 Sekunden ebenfalls in das Finale der W15 einzog.

Glückwunsch, Händedruck, Umarmung

Es war mäuschenstill, als die sechs Sprinterinnen in ihrem Startblock auf den Schuss warteten. Alle sechs kamen gut aus den Blöcken, doch schon in der Beschleunigungsphase kristallisierten sich mit Carolin Schlung und Vivian Groppe zwei Sprinterinnen heraus. Während sich Mira Baus, die im letzten Sommer noch den Landestitel über 100 Meter mit 12,68 Sekunden gewann, vergeblich aufbäumte, um die Lücke zu Vivian Groppe zu schließen, schaltete Carolin Schlung auf dem zweiten Teil der Strecke noch den Schnellgang ein und stürmte mit Rasanz dem Ziel entgegen.

Mit der exzellenten Zeit von 7,75 Sekunden verteidigte die Sprinterin aus Bad Sooden-Allendorf ihren Titel. Nach 7,90 Sekunden kam Vivian Groppe als Zweite ins Ziel und bestätigte damit ihre Bestzeit von 7,89 Sekunden, die sie kurz vor Weihnachten in Dortmund lief. Die Bronzemedaille holte sich Mira Baus mit 8,04 Sekunden vor Katharina Altlay (8,11 Sek.) und Linnea Hinz (8,19 Sek.) Den sechsten Platz belegte in diesem schnellen Finale Melina Höfer (8,36 Sek.) Unmittelbar nach dem Einlauf kam Vivian auf Carolin Schlung und gratulierte ihr zu dieser tollen Zeit. Beide drückten sich die Hände und umarmten sich – ein großer Lauf war zu Ende.

Expertenstreit um Groppes Leistungsvermögen

David Corell, Cheftrainer Sprint der Hessischen Leichtathleten, blieb auch nach diesen drei beeindruckenden Läufen von Vivian Groppe sprachlos. Sein Arbeitsvertrag verlangt zwar die Betreuung der Athletinnen mit dem größten Leistungspotential sowie Wissenstransfer und Aufbau von Know-how. Aber nach Ansicht von MT Trainer Alwin Wagner ist Corell wohl noch immer davon überzeugt, dass Vivian Groppe nicht förderungswürdig sei, obwohl sich der Aufwärtstrend ihrer Leistungen fortsetzt.

„Vivian war mit ihren 7,90 Sekunden schneller als vor einer Woche bei den U18-Landesmeisterschaften die älteren HLV-Kader-Athletinnen Victorian Krauss (Seligenstadt, 7,91), Lea Willenweber (Kassel, 7,93) und Stephanie Kleiber (Wetzlar, 8,22). Auch Mira Baus (Gelnhausen, 8,04) blieb klar hinter der Zeit von Vivian zurück. Ganz abgesehen von Jennifer Zuban (Sprintteam Wetzlar), die seit mehr als acht Monaten gar nicht mehr in Erscheinung getreten ist“, zog Wagner den Vergleich.

Hoffnungsvolle Talente vom Jahrgang 2006

Im 800m-Lauf der W14 sicherten sich die Plätze 1 & 2 zwei hoffnungsvolle Talente vom Jahrgang 2006. Jana Becker (Wettenberg) holte sich nach 2:17,53 Minuten den Titel vor Ilena Freitas (Jahn Treysa, 2:24,99). Der dritte Platz ging an Vanessa Mikitenko von der Läuferhochburg Hanau-Rodenbach (2:26,42). Pia Gille holte sich im zweiten Zeitendlauf mit 2:43,59 Minuten den dritten Platz und belegte nach Auswertung der drei Läufe als zweitbeste nordhessische Läuferin den 11. Platz vor Theresa Rupppersberg (Breidenbach), die den ersten Zeitendlauf mit 2:43,76 Minuten gewonnen hatte.

Im 400m-Lauf der U20 gewann Lynn Olson (MT Melsungen) ihr Rennen gegen Inga Schneider (Langgöns, 65,92) und Henrike Klier (Fulda, 66,37), aber mit ihren 65,42 Sekunden war nicht mehr als Platz 13 möglich.

Ausgangslage nach Meldeliste

Am zweiten Tag der Wettkämpfe machte es Vivian Groppe über 300 Meter spannend. In der Meldeliste wurde sie mit 46,36 Sekunden nur auf dem siebten Platz geführt. Bei einem Testrennen in Dortmund steigerte sich die schnelle Sprinterin nach dem Meldeschluss beim HLV auf 44,49 Sekunden und verbesserte sich mit dieser Zeit auf Rang fünf. Lara Schmidt aus Lauterbach setzte sich mit 46,09 Sekunden im zweiten Lauf durch. Nach dem dritten Lauf, den Nikola Ganz (Gießen) mit 46,50 Sekunden gewinnen konnte, lag A. Wachsmuth mit 43,86 Sekunden noch immer in Führung.

Über die Ziellinie gestürmt

Zielfoto vom 60m-Finale der W15 - Carolin Schlung (i,75) vor Vivian Groppe (7,90) und Mira Baus (8,04). Foto: nh
Zielfoto vom 60m-Finale der W15 – Carolin Schlung (i,75) vor Vivian Groppe (7,90) und Mira Baus (8,04). Foto: nh

Wie erwartet, lief Baus auf Bahn drei stark an. Kein Wunder, sie hatte Vivian im Nacken und Emma Scholl auf Bahn vier vor sich. Auch Vivian jagte mit einem enormen Antritt durch die erste Kurve und überholte Mira Baus nach dem ersten Drittel der Strecke. Noch bevor die Langsprinterinnen auf die Zielgerade einbogen, überholte Vivian auch Emma Scholl und stürmte als Erste unter dem Beifall der vollbesetzten Tribüne über die weiße Ziellinie. Im Vorjahr wurde sie als Neunte mit 47,18 gestoppt. Bei diesem Sturmlauf blieb die elektronische Zeitmessung für sie bei 42,98 Sekunden stehen und damit war sie über vier Sekunden schneller als vor einem Jahr in Hanau.

Vivian Groppes erster hessischer Meistertitel

Carolin Schlung, Vivian Groppe und Mira Baus - die drei Medaillengewinnerinnen im 60m-Sprint der W15. Foto: nh
Carolin Schlung, Vivian Groppe und Mira Baus – die drei Medaillengewinnerinnen im 60m-Sprint der W15. Foto: nh

Die neue Hessenmeisterin, aber auch ihre Eltern, schüttelten immer wieder den Kopf und konnten diese Zeit nicht glauben. Als das Ergebnis offiziell bestätigt wurde, war die Freude groß, denn die 14-Jährige stand bei der Siegerehrung ganz oben auf dem Treppchen und erhielt neben der Urkunde und Medaille auch den begehrten Wimpel. Da wurde ihr erst richtig klar, dass sie zum ersten Mal als hessische Meisterin geehrt wurde. Emma Scholl sicherte sich die Silbermedaille (43,41 Sek.) vor Amelie Wachsmuth (43,86).

Dittmar präsentiert sich unter Wert

Im Weitsprung der M14 starteten mit Niclas Dittmar und Kilan Krah zwei MT- Nachwuchsathleten, die mit einer Endkampfchance nach Stadtallendorf anreisten. Niclas, der sich beim Weihnachtskriterium in Stadtallendorf mit 5,08 Meter den Sieg geholt hatte, präsentierte sich nach 4,73, 4,84 und 4,73 Meter unter Wert. Auch Kilian Krah blieb bei 4,81 Meter hängen.

Niclas Dittmar deutete schon am ersten Tag der Titelkämpfe an, dass ihm einige Trainingseinheiten und somit Kondition und Kraftausdauer fehlten. Nachdem er im vierten 60m-Vorlauf den vierten Rang belegt hatte und sich mit 8,13 Sekunden für den Zwischenlauf qualifiziert hatte, schied er in der nächsten Runde mit schwachen 8,34 Sekunden als Letzter aus.

Schlussbewertung

„Zwei Landestitel und zwei Vizemeisterschaften zeigen mir, dass wir uns selbst vor den Großvereinen mit ihren hauptamtlichen Trainern nicht zu verstecken brauchen. Wenn meine Athleten im Training so mitziehen würden wie zurzeit Vivian und Luis, würde Melsungen als eine der wenigen Leichtathletikhochburgen in Hessen dastehen“, bilanzierte Alwin J. Wagner das gute Abschneiden seiner Sportler bei den hessischen Hallenmeisterschaften der U20 und U16 in Stadtallendorf.

(ajw)