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Konjunktur verliert an Dynamik

IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan. Foto: ihk
IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan. Foto: ihk

Region. Die konjunkturelle Entwicklung befindet sich an einem möglichen Wendepunkt. Derzeit sind die Kapazitäten noch ausgelastet und in den meisten Betrieben ist die Ertragslage durchaus gut. Die kommenden Monate schätzen die Unternehmer jedoch schlechter ein. Das starke konjunkturelle Momentum flaut ab.

Prognose: Der Schwung geht verloren

Zum zweiten Mal in Folge sinkt der IHK-Klimaindex und erreicht 115,4 von 200 möglichen Indexpunkten. Im Jahresverlauf wird die bisherige Wirtschaftsdynamik nach Auffassung der IHK Kassel-Marburg weiter an Schwung verlieren.

„Die wirtschaftlichen Risiken haben zum Jahresanfang 2019 zugenommen. Die Unternehmen agieren in einem schwierigeren Umfeld mit Blick auf die wichtigen internationalen Märkte. Der zunehmende Protektionismus der USA und die Hängepartie mit dem Brexit könnten auch die Konjunktur in Nordhessen und Marburg treffen“, sagt IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan.

Unternehmer unschlüssig

Hinsichtlich der zukünftigen Lage sind die meisten Unternehmer (74,7 %) unschlüssig über den weiteren Verlauf. 12,5 % gehen von einer guten zukünftigen Entwicklung aus. Etwas mehr (12,8 %) prognostizieren eine schlechtere zukünftige Wirtschaftsentwicklung.

„Neben Problemen an den internationalen Märkten steht der Fachkräftemangel an erster Stelle der Risiken“, so der IHK-Präsident weiter. 56,1 % der befragten Unternehmer sehen hier das größte Risiko bei der wirtschaftlichen Entwicklung. Im Gastgewerbe und in der Bauindustrie liegen die Werte sogar bei über 80 %. „Wir gehen trotz der schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen von einem Wachstum aus, das sich zwischen 1,0 % und maximal 1,5 % bewegen dürfte“, zeigt sich der IHK-Präsident vorsichtig optimistisch.

Ergebnisse ausgewählter Sektoren

Industrie
Die Industrie ist prinzipiell immer noch gut aufgestellt. Die aktuellen Geschäfte laufen gut. Der Blick in die Zukunft ist leicht getrübt. Fast 10 % stufen die zukünftige Entwicklung mit eher ungünstig ein. Der IHK-Klimaindex fällt auf immer noch gute 122,5 Punkte (Vorbericht 127,6 Punkte, Vorjahr 134,9 Punkte). Der Trend zeigt aber nach unten.

Baugewerbe
Das Baugewerbe verliert aktuell 30 Indexpunkte. Das ist ein heftiger Einbruch. Der Fachkräftemangel und die saisonale „Winterkonjunktur“ sind maßgeblich für den Rückgang verantwortlich.

Gastgewerbe
Beim IHK-Klimaindex verzeichnet das Gastgewerbe einen deutlichen Rückgang, der Index fällt auf 107,6 Punkte (Vorbericht 111,1 Punkte, Vorjahr 115,5 Punkte). Nicht nur die Erwartungen für die Zukunft sind getrübt, auch die gegenwärtige Lage beurteilen im Vergleich zum Vorjahr weniger Unternehmer mit gut.

Einzelhandel
Der Klimaindex im Handel steigt ganz leicht auf 117,3 Punkte (Vorbericht 116,0 Punkte, Vorjahr 112,5 Punkte). Dieser gute Wert kommt ausschließlich aus der aktuellen Lagebeurteilung. Hinsichtlich der zukünftigen Beurteilung ist ein signifikanter Rückgang zu erkennen. Parallel wurden die Händler bezüglich der digitalen Vertriebskanäle befragt. Das Ergebnis war ernüchternd, denn nur 44,4 % der Händler aus Nordhessen und Marburg nutzen digitale Vertriebskanäle. 55,6 % überhaupt nicht. „Seit 2016 haben wir das Thema Digitalisierung in der Wirtschaft als Schwerpunkthema gesetzt. Unsere Angebote und Informationen werden sehr gut genutzt. Das Ergebnis zeigt, dass wir den Handel bei diesem Thema noch stärker in den Fokus nehmen müssen“, so Jordan.

Arbeitsmarkt
Der Arbeitsmarkt ist weiterhin sehr robust. 19,4 % streben einen weiteren Beschäftigungsaufbau an. 67,3 % rechnen mit einer gleichbleibenden Beschäftigtenzahl und 13,3 % gehen von einer fallenden Beschäftigtenzahl aus. Der robuste Arbeitsmarkt und das niedrige Zinsniveau sind weiterhin Stabilisatoren für die Binnenkonjunktur.

Fazit des IHK-Präsidenten

„Die Lage ist noch gut, aber die konjunkturellen Abwärtsrisiken haben zugenommen. Die Industrie ist Deutschlands Leitbranche und unser IHK-Bezirk ist besonders stark industriell geprägt. Der mittelständische Familienbetrieb ist das Rückgrat unserer Wirtschaft. In der Industrie hängt jeder zweite Arbeitsplatz am Export. Unser Wohlstand wäre ohne die europäische Einigung und den Wegfall nationaler Barrieren für Waren, Dienstleistungen und Menschen auf diesem Niveau nicht möglich. Für diese Errungenschaften müssen wir eintreten. Auf unserem Jahresempfang im März 2019 werden wir unter dem Motto #GemeinsamFürEuropa ein deutliches Zeichen hierfür setzen!“

(red)