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Viele unbesetzte Ausbildungsstellen

Viele Ausbildungsplätze bleiben nicht mangels Nachwuchs unbesetzt, sondern mangels hinreichender Eingangsvoraussetzungen der Bewerber. Foto: Skeeze | Pixabay
Viele Ausbildungsplätze bleiben nicht mangels Nachwuchs unbesetzt, sondern mangels hinreichender Eingangsvoraussetzungen der Bewerber. Foto: Skeeze | Pixabay

Region. Der Ausbildungsmarkt im IHK-Bezirk Kassel-Marburg bleibt auch 2019 angespannt. Das geht aus einer aktuellen Online-Umfrage bei Ausbildungsunternehmen hervor.

Alarmierender Mangel an geeigneten Bewerbern

Zwar zeigten die Eintragungszahlen neu abgeschlossener Ausbildungsverträge in jedem der vier zurückliegenden Jahre durchschnittlich ein Plus von 2,5 % auf, dennoch ist dies offenkundig noch nicht ausreichend, um den tatsächlichen Bedarf der Unternehmen zu decken.

41 % der Unternehmen (2018: 48 %) gaben zum Zeitpunkt der Befragung im April und Mai an, noch über unbesetzte Stellen zu verfügen. Alarmierend wirkt dabei, dass 71 % der Betriebe sagten, sie haben keine geeigneten Bewerber finden können. 2018 war dies bei 61 % der Fall.

Wichtiges Thema der kommenden Jahre

IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan. Foto: ihk
IHK-Präsident Jörg Ludwig Jordan. Foto: ihk

Für den Präsidenten der IHK, Jörg Ludwig Jordan, bestätigen diese Zahlen seine Schwerpunktsetzung der nächsten Jahre: „Der Fachkräftemangel bleibt unser wichtigstes Thema der kommenden Jahre. Wir werden weiterhin alles daransetzen, unsere Betriebe bei ihren Bemühungen um den Nachwuchs proaktiv zu unterstützen und die Vorteile der Berufsausbildung im Vergleich zur akademischen Ausbildung herauszustreichen.“

Modernes Recruiting in den Unternehmen der Region

Dass die ausbildenden Unternehmen, insgesamt rund 2.700, mit innovativen Methoden daran arbeiten, ihren Bedarf an Nachwuchskräften zu decken, zeigen die Antworten auf weitere Fragen. So sind etwa die Abschlusszeugnisse, früher das bevorzugte Mittel der Bewerberauswahl, nur noch bei 70 % der Ausbildungsverantwortlichen das ausschlaggebende Instrument der Entscheidung; 94 % vertrauen auf die Ergebnisse des Bewerbungsgesprächs, jeweils 58 % haben ihre Kandidaten entweder schon in einem Praktikum kennengelernt oder zu eigenen Kompetenztests eingeladen.

Ausbildung gewinnt Professionalität

Dass die Betriebe mehr und mehr auf neue Zielgruppen zugehen, aus denen sie ihre Bewerber rekrutieren wie etwa Studienabbrecher, gehört beinahe schon zum Standard modernen Ausbildungsmarketings in der Region. Dies geben 70 % zu Protokoll, 58 % nutzen anderweitig optimierte Verfahren.

„Das spricht für die intensive Auseinandersetzung in den Betrieben mit dem Thema Ausbildung, die in den vergangenen Jahren kontinuierlich an Professionalität gewonnen hat“, ist sich Jörg Ludwig Jordan sicher, dessen Unternehmen selbst ein engagierter Ausbildungsbetrieb ist.

Die nordhessische Wirtschaft hätte noch einige Ausbildungsplätze zu bieten. Foto: nh
Die nordhessische Wirtschaft hätte noch einige Ausbildungsplätze zu bieten. Foto: nh

Betriebe unterstützen beim Lernen mit modernen Methoden

Zusätzlich unterstützen die Betriebe ihre Auszubildenden aktiv im Lernprozess. Im Verlauf der Ausbildung stellen sie innerbetrieblichen Unterricht bereit (41 %) oder greifen auch auf die sogenannten ausbildungsbegleitenden Hilfen (aBH) zurück (35 %). So können zum Beispiel etwaige Mängel im schriftlichen und mündlichen Ausdrucksvermögen abgestellt werden. Solche Unterstützungsleistungen nehmen an Bedeutung im Laufe der Jahre weiter zu, so die Befragten.

Projekte und Zusatzqualifikation

Die Anforderungen der Digitalisierung, vielfach im Schlagwort Industrie 4.0 oder Bildung 4.0 verborgen, stellen Ausbilder und Auszubildende mehr und mehr vor neue Herausforderungen. „Auch hier sind Innovationen gefragt“, kommentiert Jörg Ludwig Jordan und verweist auf die Umfrageergebnisse. Dort wird deutlich, dass 29 % der Betriebe proaktiv auf neue Formen der Vermittlung zurückgreifen, um die Ausbildungsziele zu erreichen. Jeweils 47 % nutzen fachübergreifende Projekte oder neue Zusatzqualifikationen, wie es sie seit 2018 in den Berufen der Metall- und Elektroindustrie gibt und die erstmals im Jahr 2019 bei der IHK geprüft wurden. 41 % setzen auf eine verbesserte und intensivierte Kooperation mit ihrer Berufsschule.

Weiterbildungen im Bereich Digitalisierung und Soft Skills

58 % der Bewerber kennen sich in der Anwendung von Soft- und Hardware sehr gut aus. Trotz dieses guten Wertes bleiben die Betriebe aktiv dabei, ihre Mitarbeiter der Zukunft intensiv zu fördern. Gefragt nach Weiterbildungsthemen zeigt sich, dass 81 % an den Soft Skills der Auszubildenden und angehenden Fachkräfte arbeiten wollen, zu denen zum Beispiel Problemlösungsfähigkeiten gehören. Danach folgen mit 56 % gleichauf die Anpassungsfähigkeit an die Digitalisierung einerseits und die Bereitschaft zu Veränderungen andererseits.

Moderne duale Ausbildung

Für den Präsidenten der IHK ist der Auftrag klar: „Wir werden mehr jungen Menschen die Chance für eine moderne, zeitgemäße duale Ausbildung geben und alles daransetzen, sie zum Erfolg zu führen. Darin wissen wir uns mit unseren Ausbildungsbetrieben einig.“
(red)