- SEK-News – Online-Zeitung für den Schwalm-Eder-Kreis - https://www.seknews.de -

Mädchen auf Foto nicht missbraucht

Ermittler des Kommissariats 12 der Kasseler Kripo konnten keine Hinweise auf das behauptete Vergehen an dem Kind finden. Foto: nh
Ermittler des Kommissariats 12 der Kasseler Kripo konnten keine Hinweise auf das behauptete Vergehen an dem Kind finden. Foto: nh

Nordhessen. Im Verdachtsfall des sexuellen Missbrauchs eines Kindes führte die Öffentlichkeitsfahndung zur Identifizierung; das Mädchen auf dem Foto wurde jedoch nicht missbraucht.

Jahrelange Ermittlungen waren festgefahren

Darauf weisen aktuell die Staatsanwaltschaft Kassel und das Polizeipräsidium Nordhessen in einer gemeinsamen Presseerklärung hin.

Im Mai 2019 hatten sich die Kasseler Staatsanwaltschaft und Ermittler des für Sexualdelikte zuständigen Kommissariats 12 der Kasseler Kriminalpolizei wegen des Verdachts eines sexuellen Kindesmissbrauchs mit einem Bild an die Öffentlichkeit gewandt – unter anderem in der Sendung Aktenzeichen XY –, nachdem jahrelange und intensive Ermittlungen zuvor nicht zur Identifizierung der darauf zu sehenden Personen geführt hatten.

Personen sind jetzt identifiziert

Mithilfe der Bevölkerung und nach zahlreich eingegangenen Hinweisen ist es den Ermittlern zwischenzeitlich gelungen, den Mann und das Mädchen auf dem Foto eindeutig zu identifizieren. Wie sich herausstellte, leben beide in Tschechien. Durch die Zusammenarbeit und die Unterstützung der dortigen Behörden konnte im weiteren Verlauf verlässlich geklärt werden, dass das auf dem Foto zu sehende Mädchen kein Opfer sexuellen Missbrauchs geworden ist.

Neuer Verdacht ist aufgekommen

Demnach besteht der Verdacht, dass ein Unbekannter sich des im Internet eingestellten fremden Fotos bemächtigte und dieses zur Bekräftigung seiner Angaben über einen angeblichen sexuellen Missbrauch seiner Tochter einsetzte.

Unbekannter hatte behauptet, Mädchen auf Foto zu missbrauchen

Auslöser der Ermittlungen waren Angaben des Nutzers eines Kleinanzeigenportals über den sexuellen Missbrauch seiner Tochter, auf die ein Mitarbeiter des Portals aufmerksam wurde und die Polizei einschaltete. Im Vorfeld eines beabsichtigen Treffens mit einem anderen Nutzer, bei dem auch ein gemeinsamer sexueller Missbrauch des Kindes in Aussicht gestellt wurde, übersandte der Unbekannte auch das Foto. Dazu behauptete er, es zeige ihn und seine Tochter. Aufgrund dieser Angaben konnte nicht ausgeschlossen werden, dass das auf dem Foto zu sehende Kind tatsächlich missbraucht wird.

Rund 100 Hinweise durch Öffentlichkeitsfahndung

Nachdem alle anderen Ermittlungsmöglichkeiten ausgeschöpft waren und nicht zur Identifizierung des Mannes oder des Kindes führten, beantragte die Kasseler Staatsanwaltschaft einen Beschluss zur Öffentlichkeitsfahndung beim zuständigen Gericht. Rund 100 Hinweise gingen nach Veröffentlichung des Fotos bei der Polizei ein, etwa die Hälfte davon konkreter Art, und bezogen sich überwiegend auf mögliche Identitäten des auf dem Bild zu sehenden Mannes.

Akribische Ermittlungsarbeit

Die Ermittler gingen diesen Hinweisen akribisch nach, wobei sie sich in nahezu allen Fällen nicht bestätigen sollten. Ein Hinweis aus der Bevölkerung sollte sich jedoch als der entscheidende herausstellen: Der von einem Zeugen benannte Mann aus Tschechien ist nach derzeitigem Ermittlungsstand die auf dem Foto zu sehende Person mit seiner Stieftochter. Durch die weiteren Ermittlungen und Vernehmungen der beiden kann mittlerweile ausgeschlossen werden, dass sie im Zusammenhang mit den Chat-Aussagen des unbekannten Tatverdächtigen über vorgebliche Missbrauchshandlungen stehen, weshalb die Staatsanwaltschaft Kassel das gegen den tschechischen Mann eingeleitete Ermittlungsverfahren am gestrigen Tag eingestellt hat.

Der Verfasser der Chat-Nachrichten ist weiterhin unbekannt. Ob die von ihm geschilderten Aussagen im Zusammenhang mit dem offenkundig missbräuchlich verwendeten Foto anderer Personen der Wahrheit entsprechen könnten, ist momentan unklar. Die Ermittlungen dauern an.

(ots | red)

Usprüngliche Meldung: »XY« fahndet nach evt. Sexualstraftäter