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25 Jahre KiTa – Von Schuhen und Blicken

Anne Bertelt, Paul Heidecke, Lina Heidecke und Petra Nawka genehmigen sich ein Bällchenbad (v.li.). Foto: Hephata
Anne Bertelt, Paul Heidecke, Lina Heidecke und Petra Nawka genehmigen sich ein Bällchenbad (v.li.). Foto: Hephata

Treysa. Aus den Kinderschuhen entwachsen zu sein, gilt gemeinhin als Zeichen der Reife. Sich einen kindlichen Blick auf die Welt zu bewahren, als Freundschaftsangebot für alle unter ein Meter 20. Auf die Integrative Kindertagesstätte Hephatas »Am Alten Feld« in Treysa trifft beides zu. Sie wird in diesem Jahr 25. Wir werfen einen Blick zurück auf die Zeit in Kinderschuhen und auf den kindlichen Blick im Wandel der Zeit.

Anfangs nur für Mitarbeiter

„Nachmittagsbetreuung? Früher blieben fast alle Kinder nur bis zur Mittagszeit. Nachmittags, das ging nur dienstags und donnerstags, und dann mussten die Kinder um 13:30 Uhr erst nach Hause gehen und konnten nach der Pause um 14 Uhr wiederkommen“, erinnert sich Erzieherin Petra Nawka (55). Sie arbeitet seit 1991 in der Kita der Hephata Diakonie. „Die meisten Kinder kamen auch erst mit vier oder fünf Jahren zu uns. Mit drei Jahren, so dachten viele Eltern, würden sie hier noch nichts anfangen können.“

Damals, das ist nicht mal 30 Jahre her, und hört sich doch an wie aus einer anderen Epoche. Damals war die Hephata-Kita allein Mitarbeiter-Kindern vorbehalten. Petra Nawka mit einer halben Stelle und zwei Kolleginnen in Vollzeit kümmerten sich um 32 Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Im Vergleich: Heute hat die Kita eine Betriebserlaubnis für 75 Kinder, 22 Frauen betreuen sie in Voll- und Teilzeit, montags bis donnerstags von 7 bis 16:30 Uhr, freitags bis 15:30 Uhr. Die weitaus meisten Kinder sind heute auch nachmittags anwesend – ohne Pause, dafür mit Mittagessen aus der Hephata-Küche. Zudem bilden die Mitarbeiterinnen der Kita heute Fachkräfte auch selbst aus.

Notbetreuung wegen Hochwasser

Als Petra Nawka in der Kita anfing, war diese noch auf dem Gelände der Hephata-Jugendhilfe im Treysaer Horschmühlenweg. Drei Räume im Untergeschoss, separate Toiletten und Waschbecken eine Etage höher, als Sportraum diente ein Konferenzraum über den Flur. Doch leider verließ die angrenzende Wiera immer wieder ihr Flussbett. „Die Kita wurde mehrfach überschwemmt, alles war dann voller Schlamm, die Möbel quollen auf, die Kinder mussten woanders notbetreut werden“, erinnert sich die Erzieherin. „Einmal mussten wir sogar durch die Fenster klettern und wurden mit einem Schlauchboot abgeholt, weil das Wasser so hoch stand“, weiß Linda Heidecke (39) aus Treysa. Sie besuchte Anfang der 1980er-Jahre die Kita, heute tut das ihr Sohn Paul (6).

Wabenförmiger Neubau am Alten Feld

„Der Umzug war dann nicht zuletzt wegen der Überschwemmungen nötig“, so Nawka. Aber auch wegen des begrenzten Platzes. Zum 1. September 1994 öffnete der Neubau »Am Alten Feld« seine Tür, für Kinder aus Schwalmstadt und Umgebung. Die Gebäude in Wabenform und mit grasbewachsenen Dächern, die Konzeption modern: „Wir waren damals die erste Kita hier in der Gegend, die fünf Plätze für Kinder mit Behinderungen angeboten hat“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Anne Bertelt, Leiterin der Kita.

Heute sind es neun Plätze, mit einem Förderplan für jedes Kind, Fachkräften und Materialien. „Damals war das Neuland. Wir waren schon fortschrittlich, weil überhaupt Kinder mit Behinderungen mit anderen Kindern in unsere Kita gehen konnten“, erinnert sich Nawka. Bis heute gibt es dafür drei Gruppen für Kinder ab drei Jahren: Sonne, Mond und Sterne. Im Jahr 2009 kam die Sternschnuppengruppe für Kinder ab einem Jahr hinzu.

Bedürfnisse der Kinder stehen im Vordergrund

Doch nicht nur beim Thema Inklusion, auch beim Thema Förderung und Erziehung generell hat sich in den vergangenen 25 Jahren viel getan. „Früher gab es den Anspruch, dass die Kinder vielleicht für drei Stunden in den Kindergarten gehen, um schon mal vor der Schule malen und mit einer Schere schneiden lernen, mit anderen Kindern in Kontakt kommen. Das war das, was man unter Bildung, Erziehung und Betreuung verstand“, sagt Anne Bertelt.

Heute sei das ganz anders. Die Bedürfnisse der Kinder, deren Persönlichkeit und Partizipation stünden viel mehr im Vordergrund. „Früher gab es zum Beispiel die Erwartungshaltung, dass die Kinder wenigstens einmal in der Woche was Gebasteltes mit nach Hause bringen. Heute ist es ok, wenn ein Kind auch überhaupt nicht basteln will“, ergänzt Petra Nawka. Generell ginge es in Kitas jetzt viel freier zu als früher. „Die Kinder sind viel entspannter, weil sie sich größtenteils selbst aussuchen können, mit wem sie was und wo spielen.“

Ratgeber und Vermittler

Das Mehr an Freiheit für die Kinder bedeutet auf der anderen Seite aber auch ein Mehr an Dokumentation und Verwaltungsaufgaben für die Fachkräfte. Lerngeschichten und Lern-Ordner für jedes Kind werden mit Fotos, Bildern und Texten von und zu den jeweiligen Kindern gefüllt und gepflegt. Elterngespräche gab es früher einmal, jetzt, im Sinne einer Erziehungspartnerschaft, zweimal im Jahr.

„Viele Eltern haben ein großes Interesse an der Förderung ihrer Kinder, was sehr gut ist. Wir sind heute auch mehr als Ratgeber und Vermittler bei Erziehungs- und Entwicklungsthemen gefragt“, erklärt Nawka.

Schwerpunkt-Kita mit Fördermöglichkeiten

Diesem Anspruch wird die Kita unter anderem dank ihrer Konzeptionen und Zertifikate gerecht. Seit 2009 ist sie ein hessischer Bewegungskindergarten, aufgrund der eigenen Turnhalle, des Spielflures und eines großes, natürlichen Spielgartens mit diversen Geräten und Angeboten. Im gleichen Jahr wurde das Qualitätsmanagement eingeführt und auch das Konzept für die Krippengruppe mit zehn Kindern entwickelt. Außerdem ist die Hephata-Kita seit 2011 eine Schwerpunkt-Kita mit besonderen Fördermöglichkeiten für Kinder, die die deutsche Sprache nicht als Muttersprache kennen oder Schwierigkeiten im sozial-familiären Umfeld haben. Hinzu kommt seit 2016 die Teilnahme am Bundesprogramm »Sprach-Kita«.

Geburtstagskränze für Kind und Kuscheltier

Für Linda Heidecke waren die Konzeptionen und Zertifikate indirekt mit ausschlaggebend dafür, Sohn Paul in der Hephata-Kita anzumelden. „Wir haben uns mehrere Einrichtungen angeschaut und waren begeistert. Von dem großen, schönen Außengelände, den Räumlichkeiten, dem Personalschlüssel. Das hat alles einen engagierten und freundlichen Eindruck gemacht, der sich auch bestätigt hat. Und ich hatte meine Kindergartenzeit als schöne Zeit in Erinnerung“, so die 39-Jährige. „Ich weiß noch: An den Geburtstagen bekamen die Kinder Kopf-Kränze gebastelt, auch für ihr Kuscheltier“, sagt sie schmunzelnd. Petra Nawka: „Das ist auch heute noch so!“

(red)



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