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Wilke-Skandal: FDP droht mit Anhörung

Brotzeit mit Schimmel braucht kein Mensch. Im Lebensmittelskandal um den Berndorfer Wurstfabrikanten Wilke fordert die FDP im Hessischen Landtag „volle Transparenz bei der Aufklärung“ von Verbraucherschutzministerin Priska Hinz. Fotos: congerdesign / Gerhard Bögner | Pixabay
Brotzeit mit Schimmel braucht kein Mensch. Im Lebensmittelskandal um den Berndorfer Wurstfabrikanten Wilke fordert die FDP im Hessischen Landtag „volle Transparenz bei der Aufklärung“ von Verbraucherschutzministerin Priska Hinz.
Fotos: congerdesign / Gerhard Bögner | Pixabay

Wiesbaden. Volle Transparenz im Skandal um den Berndorfer Wurstfabrikanten Wilke ist das Gebot der Stunde, sagt die FDP im Landtag und fordert umfassende Information durch Verbraucherschutzministerin Priska Hinz.

Behördliche Versäumnisse

Anlässlich des sich zunehmend ausweitenden Lebensmittelskandals in Nordhessen und der mangelhaften Aufklärung durch das zuständige Ministerium erklärt Wiebke Knell, verbraucherschutzpolitische Sprecherin der Freien Demokraten im Hessischen Landtag: „Die immer neuen Erkenntnisse über die Missstände bei Wilke Wurstwaren, sowie die behördlichen Versäumnisse werfen kein gutes Licht auf das Verbraucherschutzministerium und die zuständige Ministerin.“

Fordert Aufklärung: Wiebke Knell. Foto: FDP
Fordert Aufklärung: Wiebke Knell. Foto: FDP

Es geht um Menschenleben

Gemeint ist damit die Grüne Politikerin Priska Hinz. Deren Informationspolitik ist laut Wiebke Knell intransparent und verunsichert die Verbraucherinnen und Verbraucher zusätzlich. „Dabei ist jetzt volle Transparenz das Gebot der Stunde. Die Öffentlichkeit und der Landtag müssen umfassend informiert werden“, fordert die Liberale. „Es kann nicht sein, dass die Ministerin erst unter Androhung gerichtlicher Schritte aktiv wird und die Öffentlichkeit nur schrittweise informiert. Hier geht es um die Gesundheit und das Leben von Menschen. Die Verbraucher müssen sich gerade im Bereich der Lebensmittelkontrolle auf eine funktionierende Behördenstruktur und deren Informationen verlassen. Dafür trägt die Ministerin als Fachaufsicht mit Weisungsrecht die Verantwortung.“

Wertvolle Zeit ist verstrichen

Die aktuellen Erkenntnisse werfen nach Knells Ansicht viele Fragen auf. Auch sieht die Freidemokratin „deutliche Mängel in der Organisation des Ministeriums“. Sie fragt nun: „Wieso hat es über eine Woche gedauert, bis das Ministerium die Kreisbehörden über die Hinweise des Robert-Koch-Instituts auf die Firma Wilke als möglichen Verursacher informiert hat? So ist wertvolle Zeit verstrichen und einer weiteren Gesundheitsgefährdung ahnungsloser Verbraucherinnen und Verbraucher wurde Vorschub geleistet. Dieses Versäumnis ist in Anbetracht der akuten und lebensbedrohlichen Risiken einer Listerien-Infektion unverantwortlich und durch nichts zu entschuldigen.“

Ist noch kontaminierte Ware im Umlauf?

Knell weiter: „Unfassbar ist zudem, dass die Ministerin es zu keinem Zeitpunkt für notwendig erachtet hat, den Landtag zu informieren. Am 4. September, also nach dem behördeninternen Bekanntwerden der Verdachtsmomente, hat der zuständige Ausschuss des Landtags getagt. Es wäre die Pflicht der Ministerin gewesen, die Abgeordneten zu diesem Zeitpunkt zu informieren. Wir wollen im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher wissen, an welchen Verkaufsstellen die Produkte der Fa. Wilke verkauft wurden.“

Die Befürchtungen in der Bevölkerung fasst die Abgeordnete Knell in drei Kernfragen zusammen:

• Kann sichergestellt werden, dass sich keine kontaminierte Ware mehr im Verkauf befindet?
• Kann ausgeschlossen werden, dass durch offene Thekenware möglicherweise auch Produkte von anderen Herstellern infiziert wurden?
• Kann ausgeschlossen werden, dass Produkte der Fa. Wilke weiterverarbeitet wurden und so auch andere Nahrungsmittel belastet sind?

Soll antworten geben: Priska Hinz. 
Foto: S. Feige | Umweltministerium
Soll antworten geben: Priska Hinz.
Foto: S. Feige | Umweltministerium

FDP stellt Ultimatum

„Wir erwarten in den nächsten 24 Stunden endlich alle Antworten. Wenn die Ministerin dem nicht von sich aus nachkommt, dann werden wir sie im Rahmen einer Sondersitzung des Umweltausschusses dazu öffentlich befragen“, kündigt Wiebke Knell an und stellt damit zugleich ein Ultimatum an Priska Hinz.

Wilke-Geschäftsführer abgetaucht

Unterdessen fehlt vom Geschäftsführer der Wilke Wurstwaren, Klaus Rohloff, laut einem aktuellen Bericht des Nachrichtenportals Focus Online jede Spur. Gegen den Mann war nach einer Anzeige durch den Landkreis Waldeck-Frankenberg zunächst wegen des Anfangsverdachtes der fahrlässigen Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Lebensmittelrecht ermittelt worden. Nun lautet der Vorwurf: Fahrlässige Tötung.

Zwei Menschen waren mutmaßlich nach dem Verzehr von Wilke-Waren mit Listerien infiziert worden und sollen daran gestorben sein.

(red | gsk)