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Frauentag enthüllt Frauenlohn: -10%!

Nicht zu fassen: Noch immer werden Frauen deutlich schlechter bezahlt, als ihre männlichen Kollegen – und das nicht nur in der Gastronomie! Foto: NGG
Nicht zu fassen: Noch immer werden Frauen deutlich schlechter bezahlt, als ihre männlichen Kollegen – und das nicht nur in der Gastronomie! Foto: NGG

Schwalm-Eder. Sie arbeiten genauso lang, ziehen aber beim Verdienst den Kürzeren: Frauen, die im Schwalm-Eder-Kreis eine Vollzeit-Stelle haben, verdienen rund 330 Euro weniger im Monat als ihre männlichen Kollegen.

Unfaires Lohngefälle zum Nachteil der Frauen

Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten zum Internationalen Frauentag am 8. März hingewiesen. Die NGG beruft sich auf aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Danach liegt das durchschnittliche Vollzeit-Einkommen von Frauen im Schwalm-Eder-Kreis aktuell bei 2.884 Euro im Monat – Männer mit der gleichen Arbeitszeit kommen auf 3.211 Euro. Das macht einen Unterschied von über 10 Prozent.

„Es kann nicht sein, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt noch immer so stark benachteiligt sind. Viele Unternehmen in der Region nutzen das Lohngefälle aus, obwohl sie mehr zahlen müssten“, kritisiert Andreas Kampmann von der NGG-Region Nord-Mittelhessen.

Schlechte Bezahlung macht Mini-Renten

Besonders problematisch sei die Situation in frauendominierten Berufen – etwa im Service einer Gaststätte oder im Verkauf einer Bäckerei. Wenn hier nicht nach Tarif gezahlt werde, träfen niedrige Löhne häufig auf Teilzeitjobs und befristete Stellen. „Die Folge sind geringe Einkommen und im Alter Mini-Renten, die Frauen dann beim Amt aufstocken müssen“, so Kampmann.

Nach Einschätzung des Gewerkschafters dürfte der tatsächliche „Gender Pay Gap“, die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern, im Schwalm-Eder-Kreis bei deutlich über 10 Prozent liegen. „Bezieht man Teilzeitstellen und Minijobs in die Rechnung ein, wird die Kluft noch größer. Denn hier arbeiten mehr Frauen als Männer. Zugleich sind die Löhne im Schnitt deutlich niedriger“, sagt der NGG-Geschäftsführer. Das zeige sich gerade im Gastgewerbe: Nach Angaben der Arbeitsagentur werden im Kreis aktuell 70 Prozent aller Teilzeit- und Minijobs in der Branche von Frauen erledigt.

Gleiches Geld für gleichwertige Arbeit

„Hinzu kommt, dass noch immer zu viele Frauen zu Hause bleiben – nicht zuletzt auch, weil das Ehegatten-Splitting bei der Steuer die Rollenteilung verstärkt“, sagt Kampmann. Damit gehe dem heimischen Arbeitsmarkt eine große Chance durch die Lappen. Mit Blick auf die Alterung der Gesellschaft und den Fachkräftemangel müssten eigentlich schon heute viel mehr Frauen ins Berufsleben einsteigen.

Die NGG fordert die Unternehmen auf, die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern in vergleichbaren Positionen zu beenden. Auch die Politik sei gefordert. „Statt immer neuer Lippenbekenntnisse zum Frauentag brauchen wir einen gesetzlichen Anspruch auf gleiches Geld für gleichwertige Arbeit, der Wirkung zeigt und in den Betrieben zwingend umgesetzt werden muss. Alles andere ist im Jahr 2020 von vorgestern“, so der Gewerkschafter.

(red)