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Corona, Arbeitswelt & Geschlechterkrise

Über Corona und Arbeit diskutierten (v.li.): SPD-Bezirksvorsitzender Timon Gremmels, stellvertretende Vorsitzende Martina Werner, Schatzmeister Dr. Edgar Franke und Jenny Huschke, Regionsgeschäftsführerin des DGB-Nordhessen. Foto: Tim Herbst
Über Corona und Arbeit diskutierten (v.li.): SPD-Bezirksvorsitzender Timon Gremmels, stellvertretende Vorsitzende Martina Werner, Schatzmeister Dr. Edgar Franke und Jenny Huschke, Regionsgeschäftsführerin des DGB-Nordhessen. Foto: Tim Herbst

Region. Der SPD-Bezirksvorstand Hessen-Nord tauschte sich mit der Geschäftsführerin des DGB Nordhessen, Jenny Huschke, über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Arbeitswelt aus.

Bildungsferne schafft Verlierer

Unter anderem wurden die Themen Kurzarbeitergeld, Sicherung von Arbeitsplätzen, Arbeitsbedingungen und Arbeitsbelastung im Gesundheitssektor, Homeoffice und Homeschooling, Social Distancing, Geschlechterkrise, gesellschaftliche Spaltung und die Verteilungsdebatte angesprochen.

Insbesondere die Schließung der Kindertagesstätten und Schulen habe soziale Spaltung verstärkt, waren sich die DGB-Geschäftsführerin und der SPD-Bezirksvorsitzende einig. Beide fürchten, dass Kinder mit einem bildungsferneren Familienhintergrund schon jetzt zu den Verlierern der Krise zählten.

Keine Konzepte für Lehren und Lernen

Die Schulen seien weder bei Ausstattung noch den Curricula [lat.: Lehrpläne; Anm. d. Red.] auf die Situation vorbereitet gewesen. Viele Lehrkräfte engagierten sich, um qualifizierten Fernunterricht bieten zu können und erwarben neue Kompetenzen. Auch sie müssten sich weiter qualifizieren. Es habe keine Konzepte für das Lehren und Lernen zuhause gegeben.

Deutlich wurde, dass digitaler Unterricht den in der Schule nicht ersetzen kann. Insbesondere die Komponente des sozialen Lernens, des Lernens im sozialen Gefüge und die persönliche Beziehung zwischen Lehrkräften und Schülerinnen sei von enormer Bedeutung und könne nicht einfach durch Einsatz von Technik kompensiert werden. Huschke und Gremmels betonten, dass hier seitens des Landes dringend nachgearbeitet werden müsse, damit nicht die Bildungsverliererinnen von morgen produziert werden, denen der Zugang zum Arbeitsmarkt nur eingeschränkt oder gar nicht offen steht.

Frauen von Corona besonders betroffen

Die Situation vieler Arbeitnehmer*innen, dass sie Homeoffice, Kinderbetreuung und Hommeschooling wegen geschlossener Kitas und Schulen unter einen Hut bringen mussten und müssen, hat laut SPD zu enormem Stress für die Betroffenen und auch zu verstärkter sozialer Spaltung geführt. Eltern müssen auch weiter unterstützt werden.

„Auch das Geschlechterverhältnis hat sich durch Corona verschärft“, sagte Jenny Huschke. Seien es doch weit überwiegend die Frauen, die Einschränkungen ihrer Arbeitszeit zugunsten Kinderbetreuung hinnehmen müssten und deutlich mehr an Haus- und Sorgearbeit in der CoronaKrise übernahmen. Huschke und Gremmels stimmten überein, dass das deutsche Gesundheitssystem in der Krise gut funktioniert habe. Jenny Huschke wies aber zugleich auf die Arbeitsbedingungen und die hohe Arbeitsbelastung der dort Beschäftigten hin und dass hier grundsätzliche Veränderungen angestrebt werden müssen.

Staat muss „gute Arbeit“ fördern

Das Konjunkturpaket der Bundesregierung bewertete Jenny Huschke differenziert, aber vorwiegend positiv. Sie kritisierte jedoch deutlich, dass es leider nicht gelungen ist, eine Aufzahlung des Kurzarbeitergeldes ab dem ersten Monat politisch durchzusetzen. Dies wäre vor allem in den Branchen mit niedrigen Einkommen, die nicht von tariflichen Regelungen zur Aufzahlung erfasst seien, dringend nötig gewesen.

Die Gewerkschafterin und die nordhessischen Sozialdemokraten stimmten insbesondere darin überein, dass Zuwendungen des Staates an soziale und ökologische Ziele geknüpft sein und „gute Arbeit“ fördern müssen. So seien staatliche Gelder an Beschäftigungs- und Standortgarantien, die Einhaltung von Tarifverträgen und Mitbestimmung zu knüpfen.

Leistungsfähigkeit der Kommunen erhalten

Mit Blick auf Hessen wurde die Forderung formuliert, dass das Land den Kommunen ihre Einnahmeausfälle sowie die erforderlichen Mehrausgaben aufgrund der Corona-Krise ausgleichen müsse, um deren Leistungsfähigkeit im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge zu gewährleisten.

„Ich danke dem DGB-Nordhessen und Jenny Huschke für die konstruktive Debatte. Sie unterstreicht die seit vielen Jahren gute Zusammenarbeit zwischen DGB und SPD in Nordhessen. Wir werden unseren Austausch fortsetzen und auch zukünftig gemeinsam für gute Arbeit in unserer Region streiten“, sagte Timon Gremmels zum Abschluss des Gesprächs.

(red)