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André wuchtet die 4kg-Kugel auf 17,20 m

Johannes Berg, Senior Bernd Gabel und Luis André (v.li.) vertraten erfolgreich die Farben der MT Melsungen in Uslar. Foto: nh
Johannes Berg, Senior Bernd Gabel und Luis André (v.li.) vertraten erfolgreich die Farben der MT Melsungen in Uslar. Foto: nh

Uslar. Keine 24 Stunden hielt der Kugelstoßrekord von Luis André (MT 1861 Melsungen), der am 02. Juli 2020 beim Werfertag in Twiste mit 17,00 Meter zum ersten Mal eine Sieben vor dem Komma hatte.

Von starkem Willen besessen

Schon beim Abendsportfest in Uslar konnte sich der Melsunger Gesamtschüler wie erhofft erneut in Szene setzen. Viele engagierte Helfer und Kampfrichter ebneten unter strengen Hygiene- und Sicherheitsauflagen den Weg für gute Leistungen, aber auch die sommerlichen Temperaturen trugen ein Übriges dazu bei.

Luis André, mit 15 Jahren bereits eine Menge Wettkämpfe auf dem Buckel, wuchtete ohne sich viel einzustoßen die 4kg-Kugel energisch und von einem starken Willen besessen aus dem Kugelstoßring und eröffnete den Wettbewerb mit 16,82 Meter. Dieser drittbeste Stoß in seiner bisherigen Laufbahn mit über 80 Siegen machte Mut auf mehr.

Jammern auf hohem Niveau

Obwohl er topfit aussah und bei den Abschlusstests sowohl im Kugelstoßen als auch im Krafttraining mit großartigen Leistungen aufwartetete, präsentierte sich Luis in den nächsten Versuchen nicht mehr so locker wie gewohnt. Bei dem 15-Jährigen, der mit einer Körperlänge von 1,97 m und einem Gewicht von 91 Kilogramm die Figur eines Zehnkämpfers besitzt, schlichen sich beim Abstoß Fehler ein, weil er einfach zuviel wollte. So kam er im zweiten Durchgang „nur“ noch auf 16,06 Meter und ließ anschließend 16,42 Meter folgen. Das war Jammern auf hohem Niveau.

Nachdem er im vierten Durchgang nach einem mißglückten Stoß gar nur noch auf 15,75 Meter kam, konnte man meinen, dass seine Auftaktweite von 16,82 Meter sein bestes Ergebnis an diesem Tag war. Aber nach einem kurzen Sprint und einer Imitation zeigte er bei seinem vorletzten Stoß mit 16,95 m, was in ihm steckt. Noch war dieser nicht optimal, aber der HLV-Kaderathlet hatte noch einen Pfeil in seinem Köcher. Die Spannung war zum Greifen nah, denn dieser letzte Pfeil sollte auch der letzte Stoß vor seinem wohlverdienten Sommerurlaub sein.

Im richtigen Moment über sich hinausgewachsen

Luis konzentrierte sich länger als sonst, bewegte sich sicher und schnell im Ring und kam gut aus der Angleit- in die Stoßbewegung. Schon beim Abstoß ahnte er, dass die Kugel über die 17m-Marke fliegen würde. Und sein Gefühl sollte ihn nicht täuschen, denn er wuchtete die acht Pfund schwere Eisenkugel auf die neue Bestleistung von 17,20 Meter. Damit rundeten die beiden letzten Versuche eine gelungene Serie mit fünf 16m-Weiten ab.

„Dass Luis im entscheidenden Moment über sich hinauswachsen kann, spricht für seine Fähigkeiten, sich zu konzentrieren und auf den Punkt fit zu sein“, analysierte Alwin Wagner seinen Schützling, der mit dieser großartigen Leistung auch die gesamte Jahresentwicklung bestätigte, die im Januar bei den Kreishallenmeisterschaften mit 15,94 Meter begann und bei den Landesmeisterschaften in Hanau mit 16,17 Meter ihren ersen Höhepunkt in der Halle fand. Der absolute Gipfel sollte bei den nationalen Meisterschaften in Bremen bestiegen werden. Aber diese Meisterschaften wurden bekanntlich ersatzlos gestrichen.

Trainingsplan ist aufgegangen

In der Freiluftsaison, die Corona-bedingt erst im Juni begonnen hatte, steigerte Luis beim Saisonauftakt in Weissig seine Vorjahresbestleistung von 15,81 auf 16,69 Meter. In Twiste ließ er 17,00 Meter folgen und in Uslar beendete er mit 17,20 Meter diesen Wettkampfabschnitt, der im September fortgesetzt werden soll.

„Mein Trainingsplan ist voll aufgegangen, denn ich hatte mir vorgenommen, zum Saisonhöhepunkt, also an dem Tag, an dem in Bremen die deutschen U16-Meisterschaften ausgetragen worden wären, deutlich über 17 Meter zu stoßen“, sagte Luis, der sich trotz der Trainingsausfälle wegen Corona in den Monaten April und Mai topfit präsentierte. Im Vorjahr sicherte sich bei den deutschen U16-Meisterschaft Lukas Schober (Weißig) mit 16,42 Meter den Titel vor Kjell Jokschat (Eutin, 16,06 m) und Mikosch Dahmen (München, 15,78 m).

Verdienter Sommerurlaub im Süden

Es ist immer ein schönes Gefühl mit einer guten Leistung nach Hause zu fahren und zu wissen, dass sich das vielseitige, variantenreiche und leistungsorientierte Training gelohnt hat“, betonte der neue Rekordhalter, der mit seinen Eltern einen mehrwöchigen Sommerurlaub in Südeuropa verbringt, den er sich ganz sicher verdient hat.

Im Kugelstoßen der MU20 überzeugte Johannes Berg (MT Melsungen) mit seiner Steigerung auf 12,07 m, was ihm – wie auch im Diskuswerfen (37,06 m) – den ersten Rang in seiner Altersklasse einbrachte.

Auch Senior Bernd Gabel, der sich im 62. Lebensjahr befindet, zeigte sich trotz Corona-Pandemie unbeeindruckt und legte bei Gegenwind die 100 Meter in 15,1 sowie die 200 Meter in 31,8 Sekunden zurück.

(ajw)