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Die halben Tage von Selina Schwank

Immer wieder stößt Selina Schwank im täglichen Leben auf Strukturen, die sie hinterfragen kann. Hier zwei ihrer Arbeiten ohne Titel aus 2018 und 2019. Quelle: WTB
Immer wieder stößt Selina Schwank im täglichen Leben auf Strukturen, die sie hinterfragen kann. Hier zwei ihrer Arbeiten ohne Titel aus 2018 und 2019. Quelle: WTB

Willingshausen. Die erste wegen Corona verschobene Ausstellung des Künstler*Stipendiums wird am Freitag, 14. August, um 19 Uhr eröffnet. Vom 15. bis 30. August stellt Selina Schwank in der Kunsthalle aus.

Motivsuche mit Skizzenbuch und Kamera

In der ersten Februarwoche bezog Selina Schwank als erste Inhaberin des Arbeitsstipendiums für junge Künstler*innen in Willingshausen 2020 das Hirtenhaus. Sie richtete sich im Ernst Reuther Haus ein und holte ihre zwei kleinen Kinder übers Wochenende aufs Dorf. Mit Skizzenbuch und Kamera durchforstete sie den Ort und die umliegende Landschaft, auf der Suche nach Motiven, die sie in ihre Ausstellung einbeziehen könnte.

In dieser Zeit setzte sie sich vermehrt mit Vernetzung und den unterschiedlichen Strukturen von Netzwerken und Verknüpfungen auseinander und plante eine Ausstellung, die Fotografie, Zeichnung und Installation verbinden sollte. Umweltthemen, das Spannungsfeld zwischen Ausgeliefertsein und Einflussnahme sowie die Beschäftigung mit den Begriffen Natur und Natürlichkeit und den damit einhergehenden Vorstellungen auf materieller und sozialer Ebene sollten Gegenstand der Ausstellung sein.

Sozialpolitische Relevanz im Lockdown

Als dann der Corona-Lockdown kam und Selina Schwank aufgrund von Schul- und Kitaschließungen den Arbeitsaufenthalt abbrechen musste, sah sie sich – wie die meisten Menschen – vor neue Herausforderungen gestellt. Das Stipendium wurde zwar weiterbezahlt, aber sie konnte ihren Arbeitsplatz nicht mehr nutzen. Die Ausstellung musste zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

Die vorherigen Fragen, die sie sich in ihrer künstlerischen Arbeit gestellt hatte „Wo fängt ein Raum an – wo endet er? Wo gibt es Überschneidungen, wo bedingt sich etwas gegenseitig? Wo geht ein privater in einen öffentlichen Raum über und was bedeutet der private Raum im öffentlichen Raum? Wo verlaufen Grenzen? Was bedeutet Grenzüberschreitung?“ bekamen in der akuten Situation eine ganz neue politische und soziale Relevanz.

Die schwierigen Fragen hinter der Ästhetik

Wenn wunderbar glitzernde Partikel eines für Kinder deklarierten Duschgels z.B. in einem fatalen Kreislauf über die Kanalisation in die Meere fließen, dort von Tieren und Pflanzen aufgenommen werden, die die Menschen wiederum zu sich nehmen, dann ist klar, dass der Mensch nichts aus der Natur ausschließen kann und selbst immer Teil davon ist.

Künstlerische Forschung heißt für Selina Schwank, den Anblick und das Wissen vom Ort oder Gegenstand gegenseitig zu irritieren, sich die Faszination als Rätsel aufzugeben, zeichnerische Strukturen zu entwerfen, um solche Zusammenhänge zu erfassen oder zu prognostizieren, in der Zusammenstellung und Gegenüberstellung Kontexte zu hinterfragen und zu kommentieren. So ästhetisch all ihre entdeckten Objekte, Texturen, Situationen in ihrer Erscheinung wie in ihrer künstlerischen Formulierung auch sind, Selina Schwank stellt damit ganz grundsätzliche, schwierige, politische und ethische Fragen.

Nun wird die Ausstellung doch noch am 14. August eröffnet werden, und sicherlich werden die Erfahrungen und Beobachtungen, die Selina Schwank während des Corona-Lockdowns gemacht hat, in die Thematik der Ausstellung mit einfließen.

Stipendium und Förderer

Das Arbeitsstipendium für junge Künstler*innen in Willingshausen wird getragen von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, dem Kulturförderprogramm der SV Sparkassenversicherung, der Kreissparkasse Schwalm-Eder, der Gemeinde Willingshausen und dem Schwalm-Eder-Kreis. Die Förderung besteht aus je drei Monaten Arbeitsaufenthalt mit Wohnung und Atelier, einer finanziellen Unterstützung für den Arbeitsaufenthalt, die Ausstellung der entstandenen Arbeiten in der Kunsthalle des Gerhardt-von-Reutern-Hauses in Willingshausen und eine Unterstützung für die Produktion eines Katalogs.

(red)



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