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Gold und Silber für Vivian Groppe

Vivian Groppe bei 80 Meter deutlich in Führung. Nach dieser Sprintdemonstration holte sie sich den 100m-Titel in 12,01 Sekunden. Foto: nh
Vivian Groppe bei 80 Meter deutlich in Führung. Nach dieser Sprintdemonstration holte sie sich den 100m-Titel in 12,01 Sekunden. Foto: nh

Gelnhausen. Vivian Groppe (Gold und Silber) sowie Luis André (Bronze) sorgten für einen kompletten Medaillensatz bei den hessischen U18-Meisterschaften. Die beiden Vorzeigeathleten der MT Melsungen war auf die Minute fit und überzeugten mit neuen Bestleistungen.

Herrlich locker qualifiziert

Vivian Groppe setzte bereits im ersten 100m-Vorlauf ein großes Achtungszeichen, als sie zwanzig Meter vor dem Ziel das Tempo herausnahm und förmlich über die Bahn zu spazieren schien. Bei dieser überzeugenden Vorstellung qualifizierte sie sich mit einem herrlich lockeren Rennen mit 12,22 Sekunden vor Stephanie Kleiber (Wetzlar, 12,58) und Charlotte Imming (Kassel, 13,27) und unterstrich damit nachdrücklich ihre Anwartschaft auf die Goldmedaille. Ähnlich souverän wie sie spulte auch Carolin Schlung (Bad Sooden-Allendorf), die mit 11,99 Sekunden nach Gelnhausen anreiste, ihre 100 Meter herunter. Sie siegte in 12,55 Sekunden vor Melina Höfer (Oberrodenbach, 12,85) und Annalena Krüger (Friedberg-Fauerbach, 12,91).

100m-Siegerin Vivian Groppe (re.) und Bronzemedaillengewinerin Charlize Boykin (li.) freuten sich über ihr Ergebnis. Carolin Schlung sah man die Enttäuschung an. Foto: nh
100m-Siegerin Vivian Groppe (re.) und Bronzemedaillengewinerin Charlize Boykin (li.) freuten sich über ihr Ergebnis. Carolin Schlung sah man die Enttäuschung an. Foto: nh

Gewissheit auf der 100-Meter-Bahn

Im dritten Vorlauf qualifizierte sich Mira Baus (Schlüchtern) nach 12,29 Sekunden vor Lea Willenweber (Kassel, 12,73) und Hanna Mohr (Dortelweil, 12,94) für das Finale der schnellsten hessischen U18-Sprinterinnen. Im vierten und letzten Vorlauf glänzte Charlize Boykin (Frankfurt) mit der schnellsten Vorlaufzeit von 12,18 Sekunden. Aber man konnte deutlich sehen, dass die vorjährige 100m-U18-Vizemeisterin wie M. Baus schon alles zeigte, was sie drauf hatte. Da Carolin Schlung und Vivian Groppe in ihren Vorläufen die Karten noch nicht auf den Tisch gelegt hatten, musste die allerletzte Gewissheit über die U18-Sprint-Krone das Finale über 100 Meter bringen.

Überragende Klasse unter 12 Sekunden

Beim ersten Aufeinandertreffen am 7. Juni in Frankfurt setzte sich C. Schlung mit 12,08 zu 12,19 gegen Vivian durch. Einen Monat später ging das 100m-Duell in Wetzlar noch deutlicher mit 12,01 zu 12,28 an die schnelle Sprinterin aus dem Werratal. Beim dritten Aufeinandertreffen am 11. Juli in Dortmund blieb C. Schlung mit 11,99 zum ersten Mal unter 12 Sekunden und demonstrierte ihre überragende Klasse. Aber auch Vivian zeigte sich mit 12,06 Sekunden deutlich verbessert und setzte sich für die Landesmeisterschaften in Gelnhausen zum ersten Mal eine Zeit unter 12 Sekunden als Ziel. Für Spannung war also gesorgt.

Die beste Reaktionszeit am Start hatte Carolin Schlung. Damit lag sie im ersten Drittel der Strecke vor Charlize Boykin, Vivian Groppe und Mira Baus. Nach 40 Metern zog Vivian sichtbar an, überholte die neben ihr laufende C. Boykin und die DLV-Kader-Athletin aus BSA.

Hausrekord beim Meisterschaftsrennen

Die Schülerin aus Beiseförth übernahm die Führung und gab sie nach einer eindrucksvollen Sprintdemonstration nicht mehr ab. Damit bezwang sie wie vor einem Jahr bei den süddeutschen U16-Meisterschaften die große Favoritin, die in Gelnhausen mit 12,10 zu 12,01 Sekunden überraschend den Kürzeren zog. Die Enttäuschung war ihr anzusehen, als Vivian mit Siegerwimpel, Goldmedaille und Meisterurkunde ausgezeichnet wurde. Dieser Triumph war vielleicht insgeheim erhofft, aber niemals erwartet. Leider bremste der Gegenwind von 1,0 m/sec das Vorhaben, zum ersten Mal die 100 Meter unter 12,00 Sekunden zu laufen. Aber mit 12,01 Sekunden gab es für Vivian den nächsten Hausrekord und erneut wurde die Bestzeit bei einem Meisterschaftsrennen aufgestellt.

Rasante Entwicklung der Sportlerin

„Wenn in zwei Wochen bei den deutschen U18-Titelkämpfen in Heilbronn die äußeren Voraussetzungen stimmen, kann Vivian mit einer Zeit um 11,90 Sekunden das Finale der schnellsten deutschen Jugendsprinterinnen erreichen“, sagte Alwin Wagner, der auf die rasante Entwicklung seines Schützlings hinwies. „Vor drei Jahren wurde ihre beste Zeit noch mit 13,79 Sekunden notiert. 2018 stand sie mit 12,69 Sekunden in der Bestenliste; im Vorjahr lief sie als schnellste Zeit 12,16 und in diesem Jahr ist sie bereits bei 12,01 Sekunden angekommen. Mit dieser Spitzenzeit unterbot Vivian Groppe die Siegerzeit des Vorjahres, man muss schon 13 Jahre zurückblicken, um eine schnellere Finalzeit bei den hessischen U18-Meisterschaften zu entdecken.

Vivian Groppe ist die hessische Sprint-Queen in der U18. Foto: nh
Vivian Groppe ist die hessische Sprint-Queen in der U18. Foto: nh

Groppe jetzt Hessens U18-Sprint-Queen

Nach den beiden 100m-Läufen trat Vivian auch noch zum 200m-Zeitendlauf an. Und auch da machte sie ihre Sache sehr gut. Nur Holly Okuku (Baunatal), die über 100 Meter nicht starten durfte, war mit 24,66 Sekunden schneller als Vivian, für die die elektronische Uhr bei 24,95 Sekunden stehen blieb. Die Bronzemedaille holte sich Paula Pelzer aus Darmstadt, die für die halbe Stadionrunde 26,31 Sekunden benötigte.

„Wenn ich am Sonntag über 400 Meter noch die Bronzemedaille bekomme, dann hätte ich mir an diesem Wochenende einen kompletten Medaillensatz erlaufen“, sagte Vivian und konnte immer noch nicht fassen, dass sie die U18-Sprint-Queen von Hessen ist.

Formkurve zeigt steil nach oben

Luis André sorgte im Kugelstoßen für eine faustdicke Überraschung, denn der 15-jährige stand in der Meldeliste mit 14,64 m hinter Janik Meyfahrt (Remsfeld, 17,45 m), Titelverteidiger Marius Karges (16,54 m), Lovro Maras (beide Frankfurt, 16,36 m) und Michael Neuenroth (Bad Sooden-Allendorf, 14,99 m) nur auf Rang fünf. Aber in den vergangenen Tagen zeigte seine Formkurve, die bei den U16-Meisterschaften am nächsten Wochenende in Darmstadt den Höhepunkt erreichen soll, stark nach oben. Das Melsunger Kugelstoß-Ass war der einzige Athlet, der seinen Hausrekord verbessern konnte. Er lag nach dem ersten Durchgang mit 14,79 Meter auf Rang zwei und belegte auch nach dem Vorkampf mit 15,25 Meter diesen Platz.

Bronzemedaille für Luis André

Janik Meyfahrt hatte sich im dritten Durchgang auf 16,84 Meter gesteigert und wurde damit seiner Favoritenrolle gerecht. Während der Titelverteidiger Marius Karges mit seiner Drehstoßtechnik ein Fiasko erlitt und sich selbst bei Weiten zwischen 14 und 15 Meter nicht im Kugelstoßkreis halten konnte, verbesserte sich Luis von 15,52 über 15,64 auf 15,84 Meter. Damit sicherte er sich im Feld der zwei Jahre älteren Teilnehmer überraschend den dritten Platz und wurde bei der Siegerehrung mit der Bronzemedaille geehrt. Lovro Maras hatte mit 14,80 und 16,12 Meter nur zwei gültige Versuche in seiner Serie, aber sein weitester Stoß reichte für die Silbermedaille. Auf den Plätzen vier und fünf blieben Michael Neuenroth (14,94 m) und vor allem Marius Karges (13,86 m) weit hinter den Erwartungen zurück.

Luis André überraschte mit der 5kg-Kugel und sicherte sich mit 15,84 m die Bronzemedaille in der U18. Foto: nh
Luis André überraschte mit der 5kg-Kugel und sicherte sich mit 15,84 m die Bronzemedaille in der U18. Foto: nh

Von Durchgang zu Durchgang Gewissheit

Im Diskuswerfen machte es Marius Karges besser. Der hessische U18-Rekordhalter kam trotz technischer Mängel im ersten Versuch auf 60,58 und ließ im dritten Durchgang 60,87 m folgen. In dem Augenblick, als Luis im ersten Durchgang seinen Diskus zu früh abwarf, so dass dieser im Schutznetz landete, bekam man Ahnungen, die von Durchgang zu Durchgang immer mehr Gewissheit wurden. Der 15-Jährige, der mit einer persönlichen Bestweite von 42,75 Meter nach Gelnhausen anreiste, fand nicht in diesen Wettkampf, indem die Silbermedaillen für ihn zum Greifen nahe war.

Undankbarer vierter Platz

„Ich habe mein Bestes versucht und wollte unbedingt über 46 Meter werfen, aber es sollte nicht sein“, sagte Luis enttäuscht. Nach diesem ungültigen Versuch zum Auftakt verbesserte er sich auf 42,97 Meter, ließ einen ungültigen Wurf folgen und steigerte sich danach auf 43,55 Meter. Mit dieser Weite lag er bis zum letzten Durchgang auf Rang zwei. Aber im letzten Versuch verdrängten Benedict Michel (Friedberg, 45,34 m) und Fynn Lenzner (Wehrheim, 43,60 m) Luis noch auf den undankbaren vierten Platz.

(ajw)