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Landwirte stellen Rebhuhn-Projekt vor

So sieht es aus, wenn Rebhühner in einem Stoppelfeld stehen. Foto: Mike Lauer | Bildjäger
Drei Rebhühner schreiten durch ein Stoppelfeld. Foto: Mike Lauer | Bildjäger

Bad Zwesten. Vergangene Woche stellten Landwirte des Feldflurprojektes Bad Zwesten Vertretern des Hessischen Umweltministeriums, dem Regierungspräsidium Kassel und dem Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung des Schwalm-Eder-Kreises ihr Rebhuhn Projekt vor.

Lebhafte Diskussionen

Projektkoordinatorin Andrea Imhäuser vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen hatte zu diesem Treffen eingeladen, damit die Akteure Wege zur langfristige Sicherung des Projektes diskutieren konnten. Während der Besichtigung und Erläuterung der Blühflächen nutzten die Landwirte in lebhafter Diskussionsrunde die Gelegenheit, die Behördenvertreter auf Herausforderungen durch die Agrarpolitik, ökonomische Zwänge der Landwirtschaft, komplizierte Verwaltungsvorschriften, fehlende Wertschätzung aus der Bevölkerung, steigende Flächenverluste und Zielkonflikte zwischen Nahrungsmittelproduktion und Naturschutz hinzuweisen.

„Die Herausforderung besteht darin, die Produktion gesunder, heimischer Lebensmittel mit der Förderung der Artenvielfalt in Einklang zu bringen – beide Ziele sollen auf begrenztem Raum erfüllt werden können“ betont Thomas Buck, stellvertretender Leiter des Fachbereichs für Landwirtschaft und Landentwicklung, in Fritzlar. Die Landwirte betonten ihre Bereitschaft, den Artenschutz in der Agrarlandschaft aktiv zu unterstützen, fordern aber dringend mehr unbürokratische und praxistaugliche Vorgehensweisen.

Feldflurprojekt Bad Zwesten bundesweit beachtet

Obwohl erst im zweiten Halbjahr 2018 gestartet, kann das Projekt um Bad Zwesten bereits große Erfolge verzeichnen: Rebhuhn-Blühflächen wachsen auf zurzeit rund 30 ha Ackerfläche. Somit sind zurzeit rund 1 % des Projektgebietes mit mehrjähriger, strukturierter Blühfläche bestellt, hinzu kommen in ähnlichem Umfang ein- und mehrjährige Honigbrachen sowie eine Vielzahl nicht gemulchter Böschungen, Wegränder und Raine.

Das wiederholte Vogel-Monitoring bestätigt als Erfolgskontrolle den deutlich positiven Einfluss der mehrjährigen Blühflächen. Rebhühner und Feldhasen haben merklich zugenommen. Etwa 40 weitere Vogelarten profitieren vom Futterangebot durch Insekten und Samen, sowie von der Bereitstellung möglicher Brutplätze. Das Projekt findet inzwischen hessen- und bundesweit Beachtung und führt zu vielen Nachahmern in Form kleinerer, lokaler Projekte, die vom Erkenntnisgewinn in Bad Zwesten profitieren.

Wertschätzende Anerkennung durch Behördenvertreter

Die Vertreter der Behörden bedankten sich für das außerordentliche Engagement und zeigten großen Respekt gegenüber der in kurzer Zeit erreichten Erfolge der Landwirte. Als einstiger Projektinitiator überreichte der HGON-Vertreter Christian Gelpke abschließend jedem der anwesenden Landwirte ein Exemplar des Brutvogelatlas „Vögel in Hessen“ als kleines Dankeschön und Motivation zum Weitermachen im Rebhuhn-Projekt. Weitere geeignete Ackerflächen zur Anlage von mehrjährigen Blühflächen werden im Projektgebiet gesucht, um den Lebensraum für Feldvögel und Insekten weiter aufzuwerten.

► Infos und Anfragen an: Andrea.Imhaeuser@LLH.hessen.de

Erläuterung

Das Feldflur-Projekt Bad Zwesten ist eines von zurzeit neun ausgewählten Schwerpunkträumen in Hessen. Eines der Ziele der hessischen Biodiversitätsstrategie ist es, die Arten der AckerLandschaften stärker als bisher in den Fokus des Naturschutzes zu rücken. Stellvertretend für viele weitere Arten zählen dazu in Hessen insbesondere der Feldhamster, das Rebhuhn und die Grauammer. Im Projektgebiet um Bad Zwesten lebt heute noch ein autochthones Vorkommen der einstmals überall häufigen Rebhühner.

Landwirte arbeiten Hand in Hand mit den Behörden

Die beteiligten Landwirtinnen und Landwirte arbeiten Hand in Hand mit der Projektkoordinatorin und verschiedenen Behörden daran, die Feldflur mit passenden Schutzmaßnahmen wieder zu geeigneten Lebensräumen für Rebhühner und weitere Feldvögel und Insekten aufzuwerten. Durch die Anlage mehrjähriger, strukturierter Blühflächen schaffen sie vielfältige Lebens- und Rückzugsräume für Bodenbrüter. Die gezielte Wahl ihrer ökologischen Vorrangflächen (z.B. Brachen) und maßvolles, spätes Mulchen der Weg- und Feldränder unterstützt diese Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität sehr effektiv.

Besondere Blühflächen für die Feldvögel

Zur Anlage der Rebhuhn-Blühflächen werden Ackerflächen vorübergehend (für fünf Jahre) aus der Produktion genommen. Während dieser Zeit werden sie zu bunten Blühflächen, die auch im Winterhalbjahr Nahrung und Versteckmöglichkeiten für die Wildtiere bieten. In jedem Frühjahr wird nur eine Hälfte der Fläche bearbeitet und frisch eingesät, die andere Hälfte bleibt unberührt.

Die Besucher erfuhren durch Projektkoordinatorin und Landwirte aktuelles Praxiswissen über die Bewirtschaftungsweise und die hieraus resultierenden Vorteile für die Feldvögel, Feldhasen und Insekten. Beispielhaft wurde eine solche Blühfläche angesehen, die Bearbeitung erklärt und die Zusammenhänge mit den Lebensraumansprüchen und Gefährdungen der Rebhühner im Jahresverlauf erläutert.

(red)



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