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MT kämpft tapfer, wird aber von Kiel ausgekontert

Kai Häfner, mit sieben Toren bester Melsunger Schütze. Foto: Alibek Käsler
Kai Häfner, mit sieben Toren bester Melsunger Schütze. Foto: Alibek Käsler

Kassel/Melsungen. Knapp 40 Minuten kämpfte die MT Melsungen vor allem in der Defensive bärenstark gegen den THW Kiel, dann setzte sich aber doch der Favorit durch. Mit 32:26 (15:12) entführten die „Zebras“ beide Punkte aus der zuschauerlosen Kasseler Rothenbach-Halle und bleiben damit im Zweikampf um den Titel mit der SG Flensburg-Handewitt, die schon am kommenden Sonntag an gleicher Stelle antreten wird. Melsungen hielt lange gut mit, hatte aber in entscheidenden Momenten auch etwas Pech in den Aktionen. Gegen Ende des Spiels häuften sich die Fehler und wurden von den schnellen Kielern erbarmungslos genutzt. Da reichten sieben Tore von Kai Häfner auch nicht, um dem THW mit dem neunmal erfolgreichen Niclas Ekberg Paroli zu bieten.

Der THW ohne ihren Rückraum-Linken Nikola Bilyk, die MT ohne Linksaußen Yves Kunkel und kurzfristig auch den zuletzt stark aufspielenden Kreisläufer und Innenblock-As Felix Danner, das waren die personellen Nachrichten vor Anpfiff. Dafür standen auf der einen Seite Sander Sagosen und auf der anderen Michael Allendorf sowie Arnar Freyr Arnarsson in der Startformation. Das Tor bei den Gastgebern hütete Silvio Heinevetter, der auch gleich den ersten Zweikampf gegen den im Gegenstoß anstürmenden Steffen Weinhold für sich entschied. Ähnlich spektakulär die erste Aktion seines Gegenüber Niklas Landin, denn der entschärfte nach nicht einmal zwei Minuten einen Siebenmeter von Tobias Reichmann.

Tore fielen auch, aber erst nach knapp drei Minuten. Dafür allerdings dann auch in kurzer Abfolge. Zunächst waren die Kieler dran, für die Domagoj Duvnjak mit seinem zweiten Treffer schon zum 1:3 einwarf (4.), auf der anderen Seite sorgte Kai Häfner allein für dem 3:3-Ausgleich (5.). Weil die Deckung der Gastgeber vorzüglich stand und sich der THW ungewohnte Schwächen im Aufbau leistete, komplettierten Michael Allendorf, Arnar Freyr Arnarsson sowie Julius Kühn einen 5:0-Lauf, als dessen Folge die erste Auszeit von Filip Jicha resultierte – 6:3 Melsungen nach 1:3-Rückstand (10.).

Jicha reagierte mit dem siebten Feldspieler und prompt holte Patrik Wiencek den Strafwurf für Magnus Landin. Hinten parierte Niklas Landin glänzend gegen Julius Kühn und Arnarsson. Kurz darauf gelang Duvnjak der nächste Durchbruch zum Anschluss, nach einem Kühn-Kracher an den Pfosten der Ausgleich und – nach technischem Fehler von Kühn im Vorwärtsgang – per Tempogegenstoß auch noch sein dritter Volltreffer in direkter Folge. Den zweiten 5:0-Lauf des Abends, diesmal für die Norddeutschen, komplettierte Sander Sagosen zum 6:8 (16.). Kiel war mehr als drin im Spiel, bei der MT klappte plötzlich nichts mehr. Häfner an den Pfosten, Kastening-Pass auf Maric in fremde Hände, Kühn blockt einen Sagosen-Ball unglücklich an Heinevetter vorbei ins eigene Tor – 8:11 und Auszeit Gudmundur Gudmundsson (20.).

Der MT-Schwung der Anfangsphase war dahin, Kiel nutzte die Gunst des Augenblicks. Dazu gehörte eine Zeitstrafe gegen Michael Allendorf wegen eines Wechselfehlers – das Gleiche war Domagoj Duvnjak allerdings auch schon passiert – sowie der nächste eigentlich schön geblockte Wurf Sagosens ins Netz, diesmal abgeprallt von Finn Lemkes Händen. Weil auch Miha Zarabec seine Lücke fand, stand es plötzlich sogar 10:15. Die Melsunger liefen Gefahr, das Spiel noch vor dem Seitenwechsel komplett aus der Hand zu geben. Das wussten zum Glück Julius Kühn und Tobias Reichmann mit ihrer Verkürzung auf minus drei zu verhindern.

Mit der Anfangsbesetzung auf dem Feld kam die Sicherheit in der Abwehr zunächst einmal zurück. Da brauchte es schon einen Gewaltwurf von Sander Sagosen bei angezeigtem passivem Spiel, um den ersten Treffer nach Wiederbeginn zu setzen. Zügiger ging es bei den Nordhessen: Domagoj Pavlovic narrte die Deckung, legte klasse ab auf Kai Häfner und der versenkte das Spielgerät im langen Torwinkel. Kurz darauf musste Magnus Landin nach Foulspiel für zwei Minuten runter, den fälligen Siebenmeter verwandelte Tobias Reichmann sicher und nach erneutem Ballgewinn im der Abwehr traf Julius Kühn über die erste Welle zum 16:17 (35.).

Trotz dieser formidablen Leistung blieb den Melsungern das Pech an den Hacken kleben. Erst landete der nächste Wurf nur am Gebälk, diesmal von Michael Allendorf. Dann traf Duvnjak aus zehn Metern glücklich durch die Beine der Abwehr. Zu allem Überfluss verlor Kai Häfner das Leder nach Gesichtstreffer von Wienczek aus der Hand, der Pfiff der Referees jedoch blieb aus. Domagoj Duvnjak interessiert das nicht, der hob den Ball auf, lief unbehelligt den Gegenstoß und traf zum 17:21. Weil das natürlich von den Melsungern nicht ohne Kommentare hingenommen wurde, sah erst die Bank Gelb, dann ging Silvio Heinevetter noch für zwei Minuten runter. Die Partie nahm emotional mächtig Fahrt auf (40.).

Nebojsa Simic kam – und setzte sofort ein klares Zeichen. Beim Siebenmeter von Magnus Landin nämlich, der am Montenegriner scheiterte. Die Chance zu einer weiteren Abstandsverkürzung war da, wurde aber nicht genutzt. Ausgerechnet der sonst so treffsichere Timo Kastening blieb an diesem Abend glücklos und zum wiederholten Male an Niklas Landins langen Armen hängen. Auch der Pass von Domagoj Pavlovic auf Julius Kühn kam nicht an, Niclas Ekberg bedankte sich und erledigte das 18:23 mit dem nächsten Tempogegenstoß (47.). Die Vorentscheidung?

Ja, weil das Glück nicht zurück kam zur MT. Da konnte Simic noch so klasse halten, es gab dennoch Siebenmeter für Kiel. Den ließ sich Ekberg diesmal nicht noch einmal nehmen. Prallten Melsunger Bälle nahezu ausnahmslos vom Holz zurück ins Feld, fand der Gewaltwurf von Sander Sagosen hingegen seinen Weg von der Unterkante der Latte ins Netz – 21:26 (51.). Den endgültigen Knockout setzten zwei Konter über Niclas Ekberg, der auf 21:28 erhöhte (52.). Die Partie war durch, der Rest bis zum Abpfiff nicht mehr als ein Schaulaufen der Kieler. Spektakulär jedoch immerhin noch die Glanzparade von Simic gegen den allein auf ihn zu laufenden Wienczek.

Stimmen zum Spiel
Gudmundur Gudmundsson: Glückwunsch an Filip Jicha und den THW Kiel. Wir sind nach der ersten Phase ganz gut ins Spiel gekommen, haben auch gegen die 3:2:1-Abwehr einen guten Angriff gespielt; es dann aber beim 6:4 glaube ich durch vergebene Möglichkeiten weggeschmissen. Trotz der Niederlage bin ich mit weiten Phasen des Spiels zufrieden. In der zweiten Halbzeit waren wir sogar wieder da und es lag bei 17:18 noch alles drin. Aber dann haben wir zum Ende hin zu viele Fehler gemacht. Das führte insgesamt zu 13 Tempogegenstößen, allein sechs oder sieben in der Schlussphase. Unsere Torhüter waren heute mit zusammen 14 gehaltenen Bällen gut. Insgesamt haben wir gegen die bessere Mannschaft verloren.

Filip Jicha: Zuerst muss ich loswerden, dass ich sehr froh bin über diese zwei Punkte. Melsungen hat uns das anfangs sehr schwer gemacht, weil sie sehr aggressiv gedeckt haben. Ich habe dann versucht, sie mit dem siebten Feldspieler defensiver zu bekommen. Trotzdem haben wir uns von dieser provokanten Deckung anstecken lassen. In der zweiten Hälfte war ich froh, dass wir den Kopf nicht verloren haben. Bis auf ein paar Ausnahmen haben wir es sehr gut gemacht. Wir befinden uns in einer schwierigen Phase der Saison, da tut so ein Erfolg wie der heute bei der MT sehr gut.

Die komplette Pressekonferenz einschl. des Statements von MT-Kapitän Finn Lemke sehen Sie auf dem MT YouTube Kanal.

Statistik
MT Melsungen:
Heinevetter (9 Paraden / 20 Gegentore), Simic (5 P. / 12 G.); Maric, Kühn 5, Lemke 1, Reichmann 6/5, Beekmann, Mikkelsen, Arnarsson 1, Allendorf 2, Pregler, Häfner 7, Salger, Kastening 2, Pavlovic 2 – Trainer Gudmundur Gudmundsson.

THW Kiel: N. Landin (14 P. / 25 G.), Quenstedt (bei einem Siebenmeter, 0 P. / 1 G.); Ehrig, Duvnjak 8, Sagosen 6, Reinkind 1, M. Landin 4, Sunnefeldt, Weinhold 3, Wienczek, Ekberg 9/4, Dahmke, Zarabec 1, Voigt, Horak, Pekeler – Trainer Filip Jicha.

Schiedsrichter: Nils Blümel (Berlin) / Jörg Loppaschewski (Berlin)

Zeitstrafen: 6 – 10 (Lemke 23:29, Allendorf 25:30, Heinevetter 39:10 – Duvnjak 16:01, Wienczek 20:47 49:16, M. Landin 34:01, Pekeler 51:08)

Strafwürfe: 6/5 – 5/4 (Reichmann scheitert an Landin 1:57, M. Landin scheitert an Simic 41:26)

Zuschauer: Ohne Zuschauer in der Rothenbach-Halle, Kassel.

Das nächste Spiel:
So., 25.04.2021, 13:30 Uhr, MT Melsungen – SG Flensburg-Handewitt, Rothenbach-Halle Kassel

(Bernd Kaiser)