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Spektakuläres 33:33 bei den Jung-Galliern

Eindrücke vom Spiel der MT Talents in den Meisterschafts-Playoffs bei der JSG Balingen-Weilstetten. Fotos: Michael Koch
Eindrücke vom Spiel der MT Talents in den Meisterschafts-Playoffs bei der JSG Balingen-Weilstetten. Fotos: Michael Koch

Balingen. Was für ein irres Spiel der MT Talents bei der JSG Balingen-Weilstetten. Leistungsgerecht mit 33:33 (15:17) trennten sich beide Teams im Viertelfinal-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft.

Rückspiel am Sonntag

In der Partie lieferten dabei über 60 Minuten ein Feuerwerk an Offensivkraft und machten Werbung für den Jugendhandball. Vor allem auch, was die Spannung anging. Erst war Melsungen obenauf, dann riss Balingen das Ruder herum, die MT Talents bissen sich zurück und zum Schluss konnte eigentlich gar kein anderes Ergebnis auf der Tafel stehen als ein Remis. Das lässt alles offen für das Rückspiel am kommenden Sonntag um 15 Uhr in der Melsunger Stadtsporthalle, wenn nur einer von beiden schlussendlich ins Halbfinale einziehen kann.

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Dass es ein Spiel der Angriffsreihen werden sollte, deutete sich schon in den ersten Minuten an. Da wurde nicht taktiert, sondern unglaubliches Tempo gemacht. Im Vorteil dabei: die MT Talents. Vor allem über den enorm spielfreudigen Paul Kompenhans, der die Bälle klasse verteilte und vor allem über die unwiderstehlich gespielte erste Welle selbst viermal erfolgreich abschloss. Dazu waren bis zum 8:5 noch je zweimal seine Rückraumkollegen David Kuntscher und Rene Andrei erfolgreich. Gespielt waren zu diesem Zeitpunkt, da JSG-Trainer Julian Thomann schon die erste Auszeit nahm, gerade einmal knapp über zehn Minuten.

Plötzlich die Übersicht verloren

Balingen blieb jedoch hartnäckig dran. Zunächst jedenfalls. Weil die Thomann-Sieben immer wieder zielstrebig in jede noch so kleine Lücke stieß und dann auch erfolgreich vollendete. So blieben sie bis zu Till Wentes 10:12 (17.) in Schlagdistanz, wurden dann aber von Kompenhans und Kuntscher kalt erwischt, die den Vorsprung auf vier Tore ausbauten. Auch als Benjamin Fitozovic eine von nur insgesamt zwei Melsunger Strafen absitzen musste, hielt Ben Beekmann mit seinem Dreher zum 16:12 die Nordhessen vorn. Kaum wieder vollzählig, verloren sie jedoch plötzlich die Übersicht. Dreimal in Folge Balingen, das nach Wentes Doppelschlag zum 16:15 wieder Lunte roch. Zum Glück blieb Beekmann eiskalt und erhöhte kurz vor der Pause auf zwei.

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Der Auftakt zum zweiten Durchgang war Hochgeschwindigkeits-Handball der extremsten Sorte. Mit vier Toren innerhalb 60 Sekunden und noch einmal vier zum 21:19 nach nur knapp drei gespielten Minuten der zweiten Halbzeit. Und vielleicht war der erste Fehlwurf nach der Pause von Benjamin Fitozovic dann ein kleiner Knackpunkt in den Köpfen der MT Talents. Oder anders: die „Jung-Galler von der Alb“ interpretierten ihn als Auftakt zur nächsten Aufholjagd. Vor allem der schon Mitte der ersten Hälfte eingewechselte Nico Huber im Tor drehte auf. Seine beiden Paraden gegen Fitozovic, diesmal im Gegenstoß und beim verdeckten Wurf aus dem Rückraum, waren die Vorlage zu Lukas Pawelkas 21:21, dem erstem Ausgleich seit Langem (36.).

Dem Rückstand hinterher gelaufen

Die folgenden Minuten waren ein reines Nervenspiel, jedoch immer noch mit den MT Talents im Vorteil. Die legten Tor um Tor vor, Balingen zog zuverlässig nach. Und das, obwohl ihr bester Schütze, Till Wenke, nach einer rüden Attacke gegen Ole Pregler beim Stand von 22:23 die Rote Karte gesehen hatte (40.). Kurios war, dass genau dieser Umstand die Partie kippen ließ. Denn Balingen spielte plötzlich viel breiter, band die Außen wesentlich häufiger mit ein und schuf so neue Lücken. Die noch größer ausfielen, als Ben Beekmann für zwei Minuten auf die Bank musste. Nico Kübler nutzte das zum 26:25 (44.), der ersten JSG-Führung seit dem 2:1, und Lorenz Wenger setzte noch einen drauf: die Gastgeber hatten die Partie mit drei Toren in Folge nach genau einer dreiviertel Stunde gedreht.

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Jetzt war es an Melsungen, einem Rückstand hinterherzulaufen. Wobei sich vor allem Malvin Haeske mächtig reinhängte. Nicht nur als Torschütze zum 27:26, sondern auch als genialer Passgeber auf Lasse Hellemann vor dessen 28:27-Anschluss (50.). In diesen Minuten war es erneut Nico Huber, der die Hausherren über Wasser hielt. Und dabei den Vorsprung nicht nur konservierte, sondern Elias Huber gar das 30:27 ermöglichte (52.). Jetzt sah es plötzlich nach einem mehr oder weniger klaren Heimsieg aus. Was wiederum Jannik Büde auf den Plan rief, der es seinem Gegenüber nachmachte: Parade Büde, Beekmann auf die Reise geschickt, Tor – 30:29 (53.). Auch nach dem 31:29 durch Jason Ilitsch war es der MT-Schlussmann, der eine spektakuläre Doppelparade von Huber umgehend mit einer eigenen beantwortete.

Gegenwehr mit aller Macht

Das war die Kampfansage der MT Talents für die verbleibenden fünf Minuten. Sie nahmen kompromisslos jeden Zweikampf an, halfen sich gegenseitig aus, schoben alle Lücken zu und erkämpften sich die nötigen Bälle, um aus den zwei Toren Rückstand durch Ole Pregler, Ben Beekmann und den nervenstarken Malvin Haeske von der Siebenmeterlinie tatsächlich wieder einen eigenen Vorteil zu machen: 31:32 und noch genau drei Minuten auf der Uhr. Die zogen sich hin wie Kaugummi. Haeskes 33:32 beantwortete Nico Kübler prompt mit dem nächsten Ausgleich. Da waren noch fünfzig Sekunden auf der Uhr. In denen dann allerdings nichts mehr passierte, weil sich Balingen mit aller Macht gegen den entscheidenden Treffer stemmte – und das hart erkämpfte Remis gegen die MT Talents ins Ziel rettete.

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Stimmen zum Spiel

Florian Maienschein: „Ich denke, das Ergebnis geht in Ordnung. Das waren heute zwei Mannschaften auf Augenhöhe, Balingen hat gut dagegen gehalten und ein prima Tempospiel gemacht. Dennoch fühlt es sich für mich wie ein verlorener Punkt an. Weil ich um unsere eigentlichen Qualitäten weiß und weil wir drei Viertel des Spiels geführt haben. Sehr gut gefallen haben mir unsere ersten 20 Minuten. Da haben wir das gespielt, was wir uns vorgenommen hatten: mit sehr aggressiver Abwehr, Riesentempo nach vorn und wenig Fehlwürfen. Dann haben wir plötzlich vorn das Tempo rausgenommen und bekamen hinten keinen Zugriff mehr. In der zweiten Hälfte wollten wir das Tempo wieder aufnehmen, aber das klappte nicht lange. Erst kurz vor Schluss konnten wir den Schalter noch einmal umlegen. Bis auf den letzten Angriff, den wir leider nicht mehr konsequent zu Ende gespielt haben.“

6/6

Julian Thomann: „Vor dem Spiel wäre ich mit diesem Resultat sicher zufrieden gewesen. Jetzt hinterher muss ich sagen, dass sogar mehr für uns drin gewesen wäre. Ich denke, in der zweiten Halbzeit haben wir eine stärkere Performance geliefert als Melsungen. Da hätte ich mir bei drei Toren Führung etwas mehr Disziplin im taktischen Bereich gewünscht und dass wir den Vorsprung über die Bühne bringen. In der letzten Minute müssen wir dann aber sogar froh sein, den Punkt noch zu retten. Insgesamt bin ich stolz, wie meine Mannschaft aufgetreten ist. Melsungen war mit diesem Jahrgang Deutscher Meister der B-Jugend und hat sich seitdem noch entwickelt. Trotzdem spielten wir mit ihnen auf Augenhöhe, das macht wirklich stolz. Jetzt fahren wir mit einem guten Gefühl zum Rückspiel. Ich glaube an meine Mannschaft!“

Statistik

○ mJSG: Büde (8 Paraden, 18 Gegentore), Goldmann (6 P. / 15 G.) – Haeske 6/1, Beekmann 6, Pregler 2, Kompenhans 8, Fitozovic 1, Andrei 3, Hellemann 2, Drosten, Rietze, Sahin, Kuntscher 5/1 – Trainer Florian Maienschein.

○ HBW: Gmelich (3 P. / 12 G.), N. Huber (13 P. / 21 G.) – Wenger 1, Fügel 2, Kübler 4, Schanz 1, E. Huber 3, Bechinka, Pawelka 3, Roscic 4, Ilitsch 4, Alilovic 1/1, Hildenbrand 4, Wente 6 – Trainer Julian Thomann.

○ Z: – – SR: Kuschel / Senk (Ludwigshafen) – Strafen: 4: 2 Minuten – Disqualifikation: Wente (JSG, 40.) – 7m: 2/2 : 1/1.

(red)