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Grüne strikt gegen Stallplanungen

Mit aktuellen Plänen für die Haltung von rund 15.000 Legehennen ist der Homberger Stadtverband von Bündnis ’90/Die Grünen nicht einverstanden. Foto: nh
Mit aktuellen Plänen für die Haltung von rund 15.000 Legehennen ist der Homberger Stadtverband von Bündnis ’90/Die Grünen nicht einverstanden. Foto: nh

Mardorf. Als eine Perversion der Ausbeutung von Lebewesen bezeichnen die Hombeger Grünen die Pläne einer Baugemeinschaft zur Errichtung einer Stallung für Freilandlegehennenhaltung.

Für die Dorfgemeinschaft von Interesse

Knapp 15.000 Legehennen auf einer derzeit landwirtschaftlich konventionell genutzten Fläche ist das angestrebte Vorhaben einer Baugemeinscha ft aus Mardorf. In einer Stallung von ca. 2.300 m² sollen die Hennen dort Platz finden, abzüglich der Räumlichkeiten für Büro, WC, Dusche und Co., dafür auf knapp 6 Metern Höhe, in verschiedenen Etagen.

Die Informationsveranstaltung im Homberger Ortsteil Mardorf war ein gutes Beispiel, wie deutlich landwirtschaftliche Bauvorhaben die Dorfgemeinschaft interessieren. Eine angeregte Diskussion mit Befürwortern und Gegnern endete manchmal in Ratloskeit und Unsicherheit der Anwesenden.

Je nachdem, woher der Wind weht

„Ein Emissionsgutachten werde nicht erstellt, da dies für den Bauantrag“ mit Privilegierungsrecht „nicht notwendig sei“, habe die Bauherrin laut den Bündnisgrünen geäußert. Es wurde viel mehr eine grobe Emissionsschätzung ohne fachliche Grundlage erstellt. Die Hauptwindrichtung würde demnach nicht in den Ort ziehen, somit sei der neugebaute Kindergarten und die Dorfgemeinschaft nicht gefährdet. Dies ist nach Ansicht der Homberger Grünen eine Behauptung, die durch fehlende Gutachten weder Hand noch Fuß hat, erst recht nicht in Zeiten immer häufiger auftretender Wetterphänome mit Drehung der Windrichtung.

Grüne befürchten Grundwasserbelastung

Das Problem einer Nitrat- und Phosphorbelastung für den Boden und somit ein Eintrag ins Grundwasser wird ebenso wenig vermutet, wenngleich dieser Verdacht nicht ausgeräumt werden konnte. Dabei ist nachgewiesen, dass die Nitratbelastung der Böden wegen zunehmenden Überdüngung ansteigt. Nicht ohne Grund wurde Deutschland vom Europäischen Gerichtshof wegen einer Verletzung der EU-Nitratrichtline verurteilt. Für Mardorf bedeutet das, dass nach derzeitigen Plänen pro Monat mehrere Tonnen Hühnerkot anfallen, die zum Großteil als Dünger in der Gemarkung ausgebracht werden sollen.

Perversion des Geschäftsmodells

Der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ortsverband Homberg (Efze) erwartet von einer Ökomodell Region neue landwirtschaftliche Ideen, „weg von Tierqual, Massentierhaltung und Ausbeutung von Tier und Boden“. Für die Baugemeinschaft scheine die Entwicklung eher konträr zu sein. Der gute Wille zur Regionalität falle augenscheinlich dann weg, wenn Legehennen importiert, Eier zum Verpacken exportiert und letztendlich an große Supermarktketten verkauft würden. In einer Pressemitteilung der Grünen heißt es: „Die Perversion dieses Geschäftsmodells erreicht ihren Höhepunkt, indem Hennen, die den ‚Produktionsstandards‘ nicht mehr genügen, der Schlachtung zugeführt werden sollen. Die geplante Freilandlegehennenhaltung in Mardorf ist ein neuer Schritt gegen Klima- und Naturschutz, hin Richtung Massentierhaltung und Ausbeutung von Lebewesen zum menschlichen Genuss.“

15.000 Legehennen überschreiten die Anforderungen

Auch Alternativen zur geplanten Massentierhaltung mit Freilandlegehennen seien rar gesät. Eine artgerechte Tierhaltung könne nur dann gelingen, wenn ausreichend Platz, Schutz- und Unterschlupfmöglichkeiten vorhanden seien, aber vor allem wenige Tiere zur Produktion tierischer Lebensmittel gehalten würden. 15.000 Legehennen überschritten diese Anforderung enorm, „von Federpicken, Kannibalismus und anderen Verhaltensauffälligkeiten ganz zu schweigen“.

Pfleglich mit Ressourcen umgehen

Da es sich um ein landwirtschaftliches Bauvorhaben handelt, greift ebenso wenig das Klimaschutzkonzept der Kreisstadt. Die Homberger Bündnisgrünen fordern eine rasche Nachbesserung des Klimaschutzkonzepts der Kreisstadt, dass zukünftig in eine Klima- und Naturschutzsatzung novelliert werden solle. Bei sämtlichen Vorhaben in der Kernstadt sowie in den Ortsteilen solle das Ziel sein, bis 2035 klimaneutral zu werden.

Strikte Ablehnung der „gigantischen“ Tierhaltung

Die Grünen Vorstandssprecher Christian Schade und Marcel Smolka schreiben abschließend: „Das gelingt uns allen nur dann, wenn wir den Weg des Überkonsums an Lebensmitteln verlassen, Tiere nicht mehr wie marktwirtschaftliche Nutzprodukte behandeln und pfleglich mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen umgehen. Der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ortsverband Homberg (Efze) lehnt die gigantische Freilandlegehennenhaltung in Mardorf strikt ab!“

(red)