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Nur knapp am Coup vorbeigeschrammt

Im Auswärtsspiel gegen den THW Kiel (22.05.21) ging das Torhüter-Duell klar an Silvio Heinevetter. Foto: Alibek Käsler
Im Auswärtsspiel gegen den THW Kiel (22.05.21) ging das Torhüter-Duell klar an Silvio Heinevetter. Foto: Alibek Käsler

Kiel. Die MT Melsungen stand am späten Samstagabend im Nachholspiel der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga beim THW Kiel dicht vor einer Überraschung.

Leicht veränderte Aufstellung

Nach dem schon knappen 13:11-Halbzeitstand wurde es im zweiten Durchgang noch enger. Den entschieden die Nordhessen zwar zu ihren Gunsten, aber wiederum nicht so deutlich, dass es zu einem Gesamterfolg gereicht hätte. Mit 29:28 behielten die Hausherren am Ende die Oberhand. Melsungen hätte sich aufgrund der starken kämpferischen Leistung zumindest einen Zähler verdient gehabt. Herausragend als Torschützen bei den Zebras waren Sander Sagosen (8) und Steffen Weinhold (7) und bei der MT Timo Kastening (7/3), Julius Kühn und Kai Häfner (beide 6). Das Torhüterduell zwischen Niklas Landin und Silvio Heinevetter ging klar mit 13:9-Paraden an den MT-Keeper.

In leicht veränderter Aufstellung gegenüber dem siegreichen Spiel gegen den Bergischen HC schickte Gudmundur Gudmundsson sein Team gegen den THW Kiel ins Rennen. Statt Timo Kastening und Yves Kunkel besetzten diesmal Tobias Reichmann und Michael Allendorf die Außenpositionen. Im Tor begann Silvio Heinevetter für den zuletzt überzeugenden Nebojsa Simic. Ansonsten agierte die gewohnte Rückraumachse Julius Kühn – Domagoj Pavlovic – Kai Häfner, am Kreis stand Arnar Arnarsson. In der Abwehr kam jeweils Finn Lemke für Domagoj Pavlovic.

Drei Fehlangriffe hintereinander

Den ersten Angriff des Spiels hatte die MT Melsungen. Der allerdings blieb ohne Wirkung, da Arnar Arnarsson ein Zuspiel nicht unter Kontrolle bringen konnte. Der THW Kiel machte es im Gegenzug besser, Sander Sagosen schloss den ersten Vorstoß nach zwei Minuten mit dem 1:0 ab. Weil danach Niklas Landin einen Wurf von Julius Kühn abwehrte, nutzen die Zebras ihren zweiten Angriff zum 2:0, diesmal über Steffen Weinhold.

Den Zwei-Tore-Rückstand konnte die MT innerhalb von fünf Minuten wieder wettmachen. Michael Allendorf erzielte mit seinem zweiten Tor das 3:3. Wäre zuvor Tobias Reichmann nicht von der Strafwurflinie aus an Landin gescheitert, hätten die Nordhessen zu dem Zeitpunkt sogar in Führung gehen können. Die aber holte sich etwas später der THW zurück und setzte sich mit einem 3:0-Lauf bis zur 14. Minute auf vier Tore ab – der zwischenzeitlich eingewechselte Domagoj Duvnjak besorgte 7:4. Den Weg dorthin hatte die MT durch drei Fehlangriffe hintereinander geebnet.

Den Zebras näher aufs Fell gerückt

Silvio Heinevetter war es, der den Kieler Lauf mit einer starken Parade gegen den frei von rechtsaußen vor ihm auftauchenden Sven Ehrig unterbrechen konnte. Das gab gleich auch einen Schub nach vorne, den Kai Häfner zum 8:5 nutzte (16.). Auf der anderen Seite brachte Trainer Filip Jicha Harald Reinkind für Steffen Weinhold und der Norweger bedankte sich umgehend für seine Einwechslung mit dem Tor zum 9:5 (17.). Die MT antwortet über Marino Maric, angespielt von Kai Häfner, mit dem 9:6.

Nach einem von Timo Kastening verwandelten Strafwurf, einer Parade von Silvio Heinevetter gegen Domagoj Duvnjak und einem Treffer von Tobias Reichmann nach tollem Anspiel von Finn Lemke, rückten die Nordhessen den Zebras wieder etwas näher aufs Fell – 10:8 (22.). Gudmundur Gudmundsson nahm ein Timeout. Nach Wiederaufnahme des Spiels stellte der THW seine Abwehr auf eine ziemlich offensiv interpretierte 3:2:1-Formation um.

Trotzreaktion folgt auf dem Fuße

Der auf der Spitze spielende Domagoj Duvnjak entfaltete sogleich Wirkung und angelte sich einen Pas vom inzwischen für Kai Häfner gekommenen Stefan Salger. Im Gegenzug wurde Sven Ehrig auf Rechtsaußen freigespielt – 11:8. Und weil das so schön geklappt hatte, wurde die Szene nach einem Ballverlust der MT gleich wiederholt. Der 21-jährige markierte so auch das 12:8. Wie stark die Kieler Deckung die MT-Angreifer verunsicherte, zeigte deren nächster Ballverlust, dessen Folge das 13:8 war – Magnus Landin hatte ins verwaiste MT-Gehäuse getroffen.

Was die Gäste aber nicht auf sich sitzen lassen wollten. Die Trotzreaktion folgte auf dem Fuße und ließ die letzten fünf Minuten des ersten Durchgangs noch einmal sehr unterhaltsam werden: Zunächst wuchtet Julius Kühn das Spielgerät zum 13:9 in Niklas Landins Maschen. Dann kauft Silvio Heinevetter Sander Sagosen einen Ball ab, ehe Magnus Landin eine Zeitstrafe kassiert. Die Überzahl nutzt Kai Häfner zum 13:10. Danach hat Julius Kühn die Chance, mit einem Wurf ins leere Kieler Tor weiter zu verkürzen. Doch sein Ball landet auf dem, statt im Netz. Der THW nimmt eine Auszeit. Die Uhr zeigt noch 29 zu spielende Sekunden an. Jetzt geht alles blitzschnell. Silvio Heinevetter pariert fulminant gegen Harald Reinkind, wirft einen langen Pass auf Marino Maric und der zaubert den Ball praktisch mit dem Pfiff vorbei an Landin zum 13:11-Halbzeitstand.

Duvnjaks starke Vorstellung

Mit Wiederanpfiff machte Silvio Heinevetter dort weiter, womit er in Halbzeit eins geendet hatte. In diesem Fall mit einer Parade gegen Domagoj Duvnjak. Hendrik Pekeler gelang dann zwar das 14:11, aber Marino Maric konterte für die MT mit dem Tor zum 14:12 (32.). Das sollte für die folgenden 11 Minuten der knappste Abstand bleiben. Denn fortan schwang sich der THW mehr und mehr zum tonangebenden Part in diesem Duell auf.

Maßgeblich verantwortlich dafür war der unumstrittene Leader in dessen Team. Domagoj Duvnjak lieferte als Vorgezogener in der Abwehr eine starke Vorstellung und sorgte im Angriff mit seinen Toren bei der MT immer wieder für empfindliche Nadelstiche. Einen wertvollen Gespannpartner hatte er vorne in Steffen Weinhold. Melsungen gelang es trotz eifriger Deckungsarbeit einfach nicht, diesen beiden Schlüsselspielern wirksamer zu begegnen. Die Hintermannschaft war zwar beweglich und viel auf den Beinen, verlor aber gegen die zweikampfstarke Kontrahenten zu oft das Duell Mann gegen Mann. So waren die Hausherren über die Zwischenstände 16:12 (34.), 19:14 (39.) auf 20:16 (43.) davongeeilt.

Angriff nicht mehr flüssig gelaufen

Dennoch war dieser Vorsprung für Kiel noch kein Ruhekissen. Weil sich auf der anderen Seite die MT damit nicht abfinden wollte. Und entsprechenden Einsatz zeigte. Wie Arnar Arnarsson am Kreis, der ein Anspiel von Kai Häfner zum 20:17 ummünzte. Oder Timo Kastening, der von Außen zum 21:18 traf. Der folgende Treffer von Niklas Ekberg wurde aufgrund von Kreisbetretens nicht anerkannt. Weil anschließend Julius Kühn nach einem Übergang in die Nahwurfzohne siebenmeterreif gefoult wurde und Timo Kastening den Strafwurf verwandelte, war beim 21:19 (45.) plötzlich wieder einiges offen.

Nicht zu übersehen war jetzt: Der Kieler Angriff lief nicht mehr so flüssig wie gewohnt. Der Spielaufbau war bisweilen recht umständlich. Auf der anderen Seite operierte die MT-Offensive nun besser gegen die Hintermannschaft. Zum Beispiel mit weiteren Übergängen aus dem Rückraum an den Kreis. Von ungewohnter Position erzielte Julius Kühn etwa das 24:22 (51.), nachdem zuvor zweimal Kai Häfner getroffen, und Silvio Heinevetter den völlig freistehenden Steffen Weinhold entzaubert hatte.

Kastening als „Mann ohne Nerven“

Mit dem gleichen Abstand gings dann in die Crunchtime, da es der MT immer wieder gelang, Kieler Drei-Tore-Vorsprünge auf zwei zu reduzieren. Dabei schwang sich Timo Kastening zum „Mann ohne Nerven“ und wichtigsten Torschützen auf: Zunächst mit seinem Treffer zum 27:25, dann nach perfektem Steal zum 27:26. Dass er dabei von Miha Zarabec unsanft attackiert wurde und der ungeschoren davon kam – geschenkt. Steffen Weinhold konterte kurz darauf unnachahmlich zum 28:26 (58.). Im Gegenzug wurde Kai Häfner regelwidrig ausgebremst, Timo Kastening verwandelte von der Siebenmeterlinie zum 28:27-Anschluss (58.).

Keine gute Torchance mehr

Den nächsten Kieler Angriff schloss einmal mehr Sander Sagosen erfolgreich ab (29:27, 59.). Und wieder war es Timo Kastening, der aus spitzem Winkel Melsungens Hoffnungen auf einen Coup nährte – 29:28! Zu spielen sind jetzt noch 65 Sekunden. Kiel greift mit sieben Mann an, Steffen Weinhold tankt sich durch und Silvio Heinevetter wehrt sensationell mit dem Fuß ab. Filip Jicha nimmt 26 Sekunden vor Schluss die letzte Auszeit. Und noch einmal bekommt der THW eine Riesenchance und wieder ist Silvio Heinevetter zur Stelle – diesmal gegen Niklas Ekberg. Melsungen kommt dann zwar noch einmal in Ballbesitz, aber es ergibt sich keine echte Torgelegenheit mehr, der letzte Wurf von Kai Häfner wird von der Abwehr abgelenkt. Ein Punktgewinn wäre auf jeden Fall ein toller Lohn für den kämpferisch starken Melsunger Auftritt gewesen.

THW Kiel – MT Melsungen 29:28 (13:11)

○ THW Kiel: N. Landin (9 Paraden / 28 Gegentore), Quenstedt (n.e.) – Ehrig 2, Duvnjak 5, Sagosen 8, Reinkind 1, M. Landin 1, Sunnefeldt, Weinhold 7, Ekberg 3/3, Dahmke, Zarabec, Voigt, Horak, Pekeler 2 – Trainer Filip Jicha.
○ MT Melsungen: Heinevetter (13 Paraden / 28 Gegentore), Simic (bei einem Siebenmeter, 0 P. / 1 G.) – Maric 4, Kühn 6, Lemke, Reichmann 1, Kunkel, Mikkelsen, Danner, Arnarsson 2, Allendorf 2, Häfner 6, Salger, Kastening 7/3, Pavlovic, Kompenhans – Trainer Gudmundur Gudmundsson.
○ Schiedsrichter: Martin Thöne (Lilienthal) / Marijo Zupanovic (Berlin)
○ Zeitstrafen: 2 Min. – 4 Min. (Jacobsen, 27:58 Min. – Arnarsson, 13:46 Min.; Allendorf, 23:11 Min.)
○ Strafwürfe: 3/3 – 3/4 (Reichmann scheitert an Landin, 05:16 Min.)
○ Spielort: Wunderino Arena Kiel, ohne Zuschauer

Das nächste Spiel:

Mo., 24.05.2021, 18:30 Uhr, SG Flensburg-Handewitt – MT Melsungen, Flens Arena Flensburg

(red)