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… iXen gehen: Lockruf in die Wahlkabine!

Mit 78 noch Säcke schleppen: Im Wahl-Clip dreht zeigt ein „Marathon-Schufter“, wie es nicht laufen darf. Die Gewerkschaft veröffentlicht damit ihren dritten „Lockruf in die Wahlkabine“. Denn „eine sichere und gute Rente ist wählbar – am 26. September“, sagt IB BAU-Chef Robert Feiger. „Bei der Bundestagswahl geht es immerhin auch darum, zwei Kreuze für das Leben nach der Arbeit zu machen.“ Foto: Tobias Seifert | IG BAU

Schwalm-Eder. Bauarbeiter leisten „Spitzen-Arbeitspensum“: Pro Kopf arbeiten hiesige Baubeschäftigte im Schnitt 1.430 Stunden im Jahr. Das sind 140 Stunden und damit 10,8 Prozent mehr als Beschäftigte im Schwalm-Eder-Kreis quer durch alle Berufe durchschnittlich bei der Arbeit verbringen.

Arbeitszeitanalyse 2019

Darauf weist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Die IG BAU Nordhessen beruft sich dabei auf den aktuellen Arbeitsmarkt-Monitor des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Die Wissenschaftler haben darin eine Arbeitszeitanalyse für 2019 – dem Jahr vor der Corona-Pandemie – gemacht.

„Der Bau gehört demnach zu den Branchen mit einem Spitzenpensum bei der Arbeitszeit“, sagt Klaus Michalak. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Nordhessen geht davon aus, dass die Zahl der Arbeitsstunden, die Bauarbeiter leisten, aktuell eher sogar noch zugenommen hat. „In der Pandemie hat es einen enormen Auftragsstau im Baugewerbe gegeben. Für viele Baubeschäftigte sind Überstunden ohnehin an der Tagesordnung.“

Motto: Ganz oder gar nicht – Halbtagsmaurer gibt es nicht

Der Arbeitsmarkt-Monitor des WSI liefert auch den Vergleich mit dem öffentlichen Dienst, dem Erziehungsbereich und dem Gesundheitssektor. Demnach werden auf dem Bau im Schwalm-Eder-Kreis sogar 160 Stunden pro Kopf im Jahr mehr gearbeitet als in diesen Branchen. „Das liegt vor allem daran, dass auf dem Bau gilt: Entweder ganz oder gar nicht. Vollzeit plus Überstunden – das ist die Regel. Den ‚Halbtagsmaurer‘ gibt es nicht. Bei oft langen Anfahrten zur Baustelle von 60 Kilometern und mehr funktioniert kein Teilzeitmodell“, so Michalak.

Das bedeute, dass Baubeschäftigte „enorm lange und enorm hart am Stück arbeiten“. Die körperliche Belastung im Laufe eines Berufslebens sei auf dem Bau gewaltig. „Kaum ein Dachdecker schafft es bis zur Rente. Nur jeder Zehnte arbeitet noch zwischen dem 60. und 65. Lebensjahr. Im Schnitt müssen Bauarbeiter vor 59 in Rente gehen, obwohl sie eigentlich bis 67 durchhalten müssten. Sie sind körperlich einfach Jahre früher am Ende und müssen dann zum Teil starke Abstriche bei der Rente in Kauf nehmen“, sagt Klaus Michalak von der IG BAU Nordhessen.

Schluss mit „wenig Rente für hart Arbeit“

Zur geringeren Rente komme dann auch noch eine geringere Lebenserwartung. Bei Männern sei dies besonders drastisch. So lebe ein Beamter statistisch zum Beispiel 5,6 Jahre länger als ein Arbeiter. Entsprechend länger bekomme er auch seine Pension. Das gehe aus einer aktuellen Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. „Hart arbeiten und dann am Ende für eine kürzere Zeit weniger Rente bekommen – damit muss Schluss sein“, fordert Klaus Michalak.

Alle müssen einzahlen

„Der Bau im Schwalm-Eder-Kreis ist typisch für das hohe Pensum an Arbeitsstunden, das im Baugewerbe geleistet wird. Wer mehr und härter arbeitet, sollte am Ende allerdings auch eine höhere Rente bekommen als heute. Die neue Bundesregierung muss deshalb die Rente ab Herbst anpacken und auf neue Füße stellen. Wir müssen endlich Altersarmut effektiver verhindern. Und auch eine geringere Lebenserwartung muss ausgeglichen werden“, fordert der Bundesvorsitzende der IG BAU, Robert Feiger.

Er spricht sich für eine „grundlegende Rentenreform“ aus: „Bei der Rente muss die Reset-Taste gedrückt werden. Notwendig ist eine Rentenkasse, in die alle einzahlen – Arbeiter, Angestellte, Selbständige, Beamte, Parlamentarier und Minister: der Polier genauso wie die Professorin und der Politiker.“

Skurrile Szenen, kuriose Typen

Damit das passiet, sei eine Botschaft wichtig: „Eine sichere und gute Rente kann man wählen“, so Feiger. Der IG BAU-Chef appelliert deshalb, „einen kritischen Blick in die Wahlprogramme der Parteien zu werfen und genau zuzuhören, was von denen kommt, die in den Bundestag und ins Kanzleramt wollen“. Die Ziele der Parteien zur Rente seien sehr unterschiedlich. Die Gewerkschaft hat deshalb jetzt einen „Lockruf in die Wahlkabine“ gemacht – Wahl-Clips mit der Aufforderung: „… iXen gehen!“. Es sind Film-Spots mit skurrilen Szenen und kuriosen Charaktertypen – wie dem „Marathon-Schufter“ auf einer Baustelle, der mit 78 Jahren noch Säcke auf dem Bau schleppen muss. Dazu der Kommentar: „Deutschland, deine Rentner. Solange sie noch atmen, sollen sie auch arbeiten.“

Wichtig ist: Wählen gehen!

Die IG BAU macht damit einen „Weckruf zur Wahl“: „Es geht darum, die Probleme, die den Menschen auf den Nägeln brennen, klar auf den Punkt zu bringen – mit einem Augenzwinkern. Ob per Briefwahl am Küchentisch oder am 26. September in der Wahlkabine: Wichtig ist, dass die Menschen wählen gehen“, sagt der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger.

► IG BAU-Homepage: www.igbau.de/Rente-wählen
► YouTube-Link: https://youtu.be/fgOaFnPf_eM

(red)