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Gedenken an Verfolgte und Vertriebene

Adam Schenk (Mitte) vor seinem Haus in der Neustadt mit seinem in Stalingrad umgekommenen Sohn Heinrich (li.) und SPD-Mann Paul Mehlhorn, ebenfalls 1944 in Sachsenhausen inhaftiert. Foto: privat, Raimund Schenk

Gensungen/ Spangenberg. Um an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung zu erinnern, verlegt Künstler Gunter Demnig in Spangenberg und in Gensungen am 8. Oktober weitere Stolpersteine.

In beiden Orten wird die Stolpersteinverlegung durch eine Gedenkstunde umrahmt, die in Gensungen-Felsberg um 10.00 Uhr in der Eppenbergstraße und in Spangenberg um 11:30 Uhr in der Langen Gasse beginnt.

Jüdische Familien Weinstein und Spangenthal

In Gensungen werden vier Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an die jüdische Familie Julius und Frieda Weinstein sowie deren Söhne Max und Alfred. Sie wurden während der Zeit des Nationalsozialismus im Ort diskriminiert und verloren all ihr Hab und Gut. Frieda konnte mit ihren beiden Söhnen zunächst nach Brüssel fliehen. Sie überlebten den Holocaust versteckt in Frankreich bzw. der Schweiz. Julius Weinstein wurde in Buchenwald interniert, dort Ende 1938 wieder freigelassen und verstarb an den Folgen der Haft 1939 in Gensungen.

In Spangenberg werden sechs Stolpersteine für Sara Spangenthal, ihren Sohn Hugo und dessen Ehefrau Selma sowie deren Kinder Trude, Erwin und Horst verlegt. Die Spangenthals waren eine wohlhabende jüdische Familie, die in dritter Generation ein gut florierendes Manufakturwarengeschäft betrieb. Nachdem die jüdische Geschäfte ab 1933 boykottiert wurden, mussten sie unter Zwang ihr Wohn- und Geschäftshaus verkaufen. Sie flüchteten vor dem unerträglichen Klima des Judenhasses nach Buenos Aires.

Drei Generationen auf einem Foto im Jahr 1954: Alfred, Michelle und Frieda Weinstein. Für Alfred und Frieda werden nun Stolpersteine in Gensungen verlegt, Michelle Weinstein-Feiner spricht zu den Anwesenden. Foto: privat, Weinstein-Feiner

Widerstand gegen die Nazis: Stein und Schenk

Mit der Verlegung von Stolpersteinen werden in Spangenberg erstmals auch zwei Menschen gewürdigt, die sich den nationalsozialistischen Ideen politisch widersetzten und deshalb leiden mussten. Der Liberale Heinrich Stein, der bis zum Jahr 1933 Bürgermeister war wurde von den Nazis durch Rufmordkampagnen in den Freitod getrieben. Adam Schenk wurde als aufrechter Sozialdemokrat mehrfach verhaftet und und immer wieder drangsaliert.1944 inhaftierte man ihn im KZ Sachsenhausen. Er überlbte die Haftzeit und wurde nach Kriegsende zum ersten Bürgermeister in Spangenberg gewählt.

Gedenkfeiern mit Schüler*innen und Nachkommen

Die Gedenkfeiern finden an beiden Orten unter Beteiligung von Schüler*innen der örtlichen Gesamtschulen sowie der EKS Homberg, der THS Homberg und der Fuldatalschule Melsungen statt. Sie sie werden über das Schicksal der ehemals verfolgten Menschen berichten. Grußworte werden als Vertreter der Stolpersteininitiative Dr. Dieter Vaupel und die Bürgermeister, Volker Steinmetz und Peter Tigges, sprechen. In Felsberg sind Nachkommen der Familie Weinstein zugegen. Michelle Weinstein-Feiner und Laurent Weinstein aus Brüssel, denen die Erinnerung an ihre Vorfahren ganz besonders wichtig ist, werden sich an die Gäste wenden. Lieder von Renate und Roland Häusler umrahmen beide Veranstaltungen.

(red)