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MT verliert bei den Rhein-Neckar-Löwen

Julius Kühn wird hart von Niclas Kirkeløkke attackiert. Foto: Alibek Käsler

Mannheim. Die Chance auf Zählbares war da, wurde aber nicht genutzt. Die MT Melsungen verliert nach ausgeglichener erster Halbzeit (14:14) mit 26:29 bei den Rhein-Neckar Löwen.

Auswärtserfolg wäre möglich gewesen

Dabei hatte es nach einer Dreiviertelstunde noch richtig gut für die Nordhessen ausgesehen. Nachdem Alexander Petersson an seiner früheren Wirkungsstätte nach tollem Steal für die Rotweißen auf 23:19 erhöht hatte, war eigentlich die Basis für einen Auswärtserfolg gelegt. Dann aber leisteten sich die Gäste eine siebenminütige Flaute, die die Hausherren zu einem 6:0-Lauf nutzten und wieder die Oberhand gewannen.

Doch Melsungen kämpfte sich bis eineinhalb Minuten vor Schluss auf einen Treffer heran – Keeper Nebojsa Simic hatte gerade ins verwaiste Löwen-Gehäuse getroffen. 57 Sekunden vor dem Abpfiff machte aber ausgerechnet der jüngste Löwe im Team, Lion Zacharias (18 Jahre), mit seinem Tor zum 28:26 die letzten Hoffnungen der Nordhessen zumindest auf eine Punkteteilung zunichte.

Die Ligapause muss es richten

Beste Torschützen vor 3.652 Zuschauern in der Mannheimer SAP Arena waren Niklas Kirkeløkke (7) für die Gastgeber sowie Julis Kühn (6) und Tobias Reichmann (6/6) für die Gäste. Die nun beginnende 14-tägige länderspielbedingte Ligapause wird die MT Melsungen nutzen müssen, um die beiden letzten Niederlagen im Pokal gegen Lemgo und heute gegen die Rhein-Neckar Löwen zu verarbeiten. Schließlich soll es am 27. März mit neuem Schwung in den Heimspielknüller gegen die SG Flensburg-Handewitt gehen.

Kettemanns Trikot unterm Arenadach

Schon vor dem Spiel gab es eine Überraschung: Alexander Petersson, der nahezu zehn Jahre bei den Rhein-Neckar Löwen gespielt hatte, wurde nachträglich von deren Geschäftsführerin Jennifer Kettemann geehrt und anschließend wurde sogar sein Trikot unter das Dach der SAP Arena gezogen. Das war natürlich ein sehr emotionaler Moment für den 41-jährigen, aber der MT Routinier ließ sich davon während des Spiels nichts mehr anmerken.

Bei den auf Platz zwölf rangierenden Gastgebern fehlte mit Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki die etatmäßige Flügelzange. Die wurde infolgedessen mit Lion Zacharias (18, LA) und Niklas Michalski (19, RA), zwei Youngstern aus dem Drittligateam der Löwen, besetzt. Ebenso fehlte mit dem Halblinken Lukas Nilsson der Shooter, der der MT im Hinspiel in Kassel noch neun Tore eingeschenkt hatte. Auch die MT als Tebellensechster reiste nicht komplett an, musste auf die länger verletzten Finn Lemke und Domagoj Pavlovic verzichten. Für sie rückten die MT-Talents Paul Kompenhans (19, RM) und David Kuntscher (20, RR) ins Aufgebot.

Abwehr stellt sich besser ein

Die Hausherren hatten Anwurf und legten durch den Treffer von Kreisläufer Ymir Örn Gislason vor. Der Isländer war es auch, der die Spitze der 5:1-Abwehr bildete. Womit die MT zunächst Problem hatte. Nach einem Fehlwurf von Arnar Freyr Arnarsson und einem weiteren vertändelten Angriff markierte Andy Schmid das 2:0, ehe Julius Kühn in der vierten Minute den Knoten zum Platzen brachte. Auch wenn die Gelbhemden wenig später erneut mit zwei Toren in Führung gehen konnten, war Melsungen durch einen Treffer von Elvar Örn Jonsson in der 5. Minute gleichauf. Und gewann in der Folge leicht die Oberhand. Weil zum einen die Abwehr gut stand – die Halbverteidiger agierten relativ offensiv, Elvar Örn Jonsson und Arnar Freyr Arnarsson markierten einen stabilen isländischen Innenblock – und weil sich zum anderen der MT-Angriff zusehends besser auf die gegnerische Abwehr einstellte.

Kohlbacher mit lupenreinem Hattrick

Nach Timo Kastenings Ausgleich zum 4:4 und einem siebenmeterfähigen Foul an Kai Häfner netzte der von der Bank gekommene Tobias Reichmann von der Strafwurflinie zum 4:5 ein. Danach stellte Julius Kühn auf 4:6 – die MT schien nun definitiv den Ton anzugeben. Durfte sich aber nicht zu früh freuen. Denn die Löwen pirschten sich in der Folge wieder heran – unter anderem traf Andy Schmid, nachdem ihm Nebojsa Simic einen Siebenmeter abgekauft hatte, im Nachwurf. Nach knapp 18 Minuten hieß es 8:9. Und dann kam Jannik Kohlbacher. Der Nationalmannschaftskreisläufer, der bis dahin auf der Bank gesessen hatte, sorgte innerhalb von dreieinhalb Minuten mit einem lupenreinen Hattrick für die Wende zugunsten der Hausherren. Regisseur Juri Knorr setzte noch einen drauf und so sah sich die MT sieben Minuten vor dem Halbzeitpfiff mit 9:12 im Hintertreffen.

Beindruckender kämpferischer Wille

In der verblebenden Zeit bis zur Pause fielen dann die Treffer tatsächlich im Minutentakt – sieben an der Zahl. Zum Glück nur zwei für die Löwen, aber ganze fünf für die MT. Keine Frage, die Gastgeber hatten jetzt einen ernsten Durchhänger, den die Rotweißen gnadenlos ausnutzten. Und das, obwohl auch bei ihnen in dieser Phase nicht alles fadengerade lief, wie ein Ballverlust, eine klar ausgelassene Chance von Außen und eine Zweiminutenstrafe zeigten. Umso beeindruckender, der kämpferische Wille. Nachdem Julius Kühn und Yves Kunkel zum 13:14 aufgeschlossen hatten, holte Arnar Freyr Arnarsson einen Siebenmeter heraus. Den verwandelte erneut souverän Tobias Reichmann, diesmal gegen den eingewechselten Nikolas Katsigiannis. So ging es pari-pari in die Kabinen (14:14).

Basis für möglichen Erfolg gelegt

Den besseren Start in Durchgang Zwei erwischten zweifellos die Löwen, die mit drei Treffern in Folge mit 17:14 nach vorn gingen (35.). Was Melsungen aber nicht sonderlich verunsicherte. Denn in einer fast noch kürzeren Zeitspanne machten die Parrondo-Schützlinge den Rückstand wett – beim 18:18 war dank Yves Kunkel, Julius Kühn und Tobias Reichmann, dem Siebenmetertorschützem vom Dienst, alles wieder offen (39.). Und beim 18:21 (43.) und erst recht beim 19:23 (46.) schien die MT die Basis für einen möglichen Erfolg gelegt zu haben. Bemerkenswert: Das 23. Tor für die Gäste hatte Routinier Alexander Petersson nach einem erfolgreichen Steal besorgt. Er brauchte dann den Ball nur noch ins verwaiste Löwen-Gehäuse zu befördern.

Parrondo legt die Grüne Karte

Vier Minuten später, Albin Lagergren hatte zum 20:23 verkürzt, nahmen die Gelbhemden ein Timeout. Die anschließende nächstbeste Torgelegenheit vergab Jannik Kohlbacher. Kurz darauf legte auch Roberto Garcia Parrondo die Grüne Karte und stellte danach anstatt eines Torhüters einen siebten Feldspieler auf. Vorne vergab allerdings Kai Häfner. Alexander Petersson, eben noch als Torschütze erfolgreich, musste dann aufgrund eines Wechselfehlers auf der Bank bleiben – die MT war in Unterzahl. Zu allem Unglück kassierte wenig später Gleb Kalarash eine Rote Karte – die MT war nun in doppelter Unterzahl. Das war der Moment, von dem Roberto Garcia Parrondo später sagen wird, dass sich da das Match komplett drehte.

Mustergültig freigespielt

Denn die Löwen legten nun einen beachtlichen 6:0-Lauf aufs Parket, während bei der MT nichts mehr klappte. Zunächst natürlich der doppelten Unterzahl geschuldet, die der Gegner zur Aufholjagd nutzte. Aber auch Ballverluste im Angriff eröffneten den Löwen weitere Chancen. Die nahmen sie dankbar an. Ob Niclas Kirkeløkke, Jannik Kohlbacher oder Andy Schmid, die Gastgeber trafen nun von beinahe allen Positionen. Beim 25:23 waren noch knapp sieben Minuten zu spielen. Zeit genug also für die MT, sich wieder zu fangen. Das erste Anzeichen, dass dies gelingen könnte, lieferten Kai Häfner und Timo Kastening: Der Halbrechte spielte mustergültig seinen Mannschaftskameraden auf dem Flügel frei und der bedankte sich mit dem Anschlusstreffer zum 25:24 (54.).

Ausgerechnet der Jüngste im Löwenrudel

Trotz des Umstandes, dass die Löwen danach jeweils mit drei zwei Toren in Führung gehen konnten (27:24, 56.), witterte die MT dank der Treffer von Elvar Örn Jonsson zum 27:25 und von Torhüter Nebojsa Simic, der einen langen Ball zum 27:26 ins leere Löwen-Gehäuse warf, wieder Morgenluft. Denn in den verbleibenden eineinhalb Minuten war ja realistischerweise zumindest noch ein Punktgewinn möglich. Doch ausgerechnet der Jüngste im Löwenrudel, Linksaußen Lion Zacharias, begrub kurz darauf mit seinem Tor zum 28:26 die Hoffnungen der Nordhessen. Mit 26:29 mussten die dann ihre Heimreise antreten und hatten damit zunächst eine Chance vertan, mit den auf Platz fünf liegenden Wetzlarern nach Punkten gleichzuziehen.

Stimmen zum Spiel

Roberto Garcia Parrondo: „Gratulation an die Rhein Neckar Löwen, die zwei Punkte aus diesem harten Spiel mitnehmen. Ich denke, wir selbst haben ein gutes Spiel gezeigt, haben gekämpft von der ersten bis zur letzten Minute und auch eine starke Abwehr gespielt. Im Angriff waren wir phasenweise nicht so gut. Aber die Mannschaft hat wirklich gearbeitet, auch in der zweiten Halbzeit. Da haben wir richtige und grundlegende Entscheidungen getroffen und uns mit der 23:19-Führung eine gute Ausgangssituation geschaffen. Das hat uns Selbstvertrauen gegeben. Aber ausgerechnet dann bekommen wir kurz hintereinander zwei Zeitstrafen. Das darf in solchen Momenten einfach nicht passieren. Die Folge war, dass sich das Spiel total umkehrt hat. Das war meiner Meinung nach der Schlüsselmoment, der es uns letztlich unmöglich machte, das Spiel zu gewinnen.“

Ljubomir Vranjes: „Danke für die Glückwunsche. Wir haben ein gutes Spiel gemacht, mit Ausnahme der letzten Minuten in der ersten Halbzeit, als wir einige Tor geschenkt haben. So sind wir statt mit zwei, drei Toren in Führung zu liegen, mit einem Unentschieden in die Kabine gegangen. Ähnlich war es, beim 19:23. Aber warum sollten wir dann nicht doch wieder zurückkommen? Nach dem Timeout haben wir uns zurückgekämpft, die gesamte Mannschaft hat erneut Charakter gezeigt. Ich bin sehr zufrieden mit den Jungs. Wir haben das gezeigt, was wir wollten und ich freue mich auch, dass die Fans heute gesehen haben, es gibt Qualität in dieser Mannschaft.“

Rhein-Neckar Löwen – MT Melsungen 29:26 (14:14)

○ Rhein-Neckar Löwen: Birlehm (1.-60 Min.; Paraden / 23 Gegentore), Katsigiannis (bei zwei Siebenmetern; 0 P. / 2 G.), Appelgren (bei einem Siebenmeter; 0 P. / 1 G.) – Schmid 4, Zacharias 2, Kirkeløkke 7, Patrail, Knorr 6/3, More, Ahouansou, Abutovic, Lagergren 2, Michalski 2, Horzen, Gislason 1, Kohlbacher 5 – Trainer Ljubomir Vranjes.

○ MT Melsungen: Simic (1.-60. Min; 1 Tor / 10 Paraden / 29 Gegentore), Heinevetter (n.e.) – Maric, Kühn 6, Kompenhans, Reichmann 6/6, Kunkel 4, Jonsson 3, Arnarsson 1, Allendorf , Gomes, Kalarash, Häfner 1, Petersson 1, Kastening 3, Kuntscher – Trainer Roberto Garcia Parrondo.

○ Schiedsrichter: Martin Thöne (Lilienthal) / Marijo Zupanovic (Berlin)

○ Zeitstrafen: 8 Min. – 8 Min. (Abutovic, 25:03 Min.; Kirkeløkke, 40:56; Kohlbacher, 57:27; Abutovic Rote Karte, 44:35 – Häfner, 26:38 Min.; Jonsson, 34:04 Min.; Petersson, 48:11; Kalarash Rote Karte, 48:22).

○ Strafwürfe: 3/4 – 6/6 (Schmid scheitert an Simic, 11:08 Min.)

○ Zuschauer: 3.652, SAP Arena Mannheim.

Das nächste Spiel

So., 27.03.22, 14:00 Uhr, MT Melsungen – SG Flensburg-Handewitt, Rothenbach-Halle Kassel

(red)