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Mit Terbisdagva im Jahr des roten Affen

Zu den Gästen der Lesung von Dendev Terbisdagva gehörten neben drei monglischen Auszubildenden auch deren Lehrkräfte. Foto: nh

Gudensberg. Ein mongolischer Ex-Botschafter war in Gudensberg zu Gast, noch dazu einer mit einer geradezu atemberaubenden Biografie, die immer wieder Ost und West überschritt.

Weltoffen und inspirierende Gedanken

Als Ex-Botschafter Dendev Terbishdagva vor einigen Tagen im Bürgerhaus seine Biografie vorstellte, stieß er auf das Interesse zahlreicher Bürger:innen, die der Einladung der Stadt gefolgt waren. Auch Bürgermeisterin Sina Best erlebte den Unternehmer, Staatsmann und Diplomaten als „weltoffenen Menschen mit vielen inspirierenden Gedanken“. Sie empfand Vortrag und den anschließenden Austausch als große Bereicherung und dankte Terbishdagva dafür, dass er gekommen sei, um seine Erfahrungen mit seinen Zuhörer:innen zu teilen.

Studium an der Humboldt-Universität

Nach dem mongolischen Kalender wurde Dendev Terbishdagva im Jahr des roten Affen geboren. Das Geburtsjahr gab seiner Autobiographie den Titel. Geboren in einer kinderreichen Nomadenfamilie, studierte er Lebensmitteltechnologie an der Berliner Humboldt-Universität, arbeitete im Fleischkombinat in Ulaanbaatar und kehrte 1988 in die DDR zurück, um an der FDJ-Jugendhochschule am Bogensee zu arbeiten.

Wahl ins mongolische Parlament

1990, nach dem Zerfall des Blocksystems, begann er eine unternehmerische Tätigkeit und gründete das erste Kaufhaus mit Selbstbedienung in der mongolischen Hauptstadt. Anfang der 2000er Jahre stieg er in die Politik ein. Er wurde für fünf Legislaturperioden in das mongolische Parlament gewählt und bekleidete höchste Ämter bis hin zum stellvertretenden Premierminister. Stets blieb er seiner „zweiten Heimat“ Deutschland treu, von 2002 bis 2004 als Botschafter in Berlin. Sein Buch trägt deshalb den Untertitel „Ein Nomade zwischen Jurte und Brandenburger Tor“.

Interesse an Kultur, Landschaft und Leben

Neben Wirtschaft und Politik gilt Dendev Terbishdagvas Leidenschaft der Geschichte seiner Heimat und der Natur. All diese Themen sind in dem Buch enthalten. Der Autor hatte fünf spannende Textpassagen ausgewählt, die der Gudensberger Schauspieler Thomas Hof vorlas. Und weil Dendev Terbishdagva befürchtete, dass bei einer langen Buchlesung Zuhörer einschlafen könnten, hatte er fünf Filme mitgebracht. Sie wurden zwischen den Textpassagen gezeigt und steigerten das Interesse an Kultur, Landschaft und dem außergewöhnlichen Leben des Autors.

Gespräche mit dem Autor

Im Anschluss an die Lesung signierte Dendev Terbishdagva in seiner roten mongolischen Tracht sein Buch und stand für Erinnerungsfotos bereit. Im Backhaus Schwarz hatten die Zuhörer noch die Gelegenheit, in zwangloser Atmosphäre mit dem Autor zu sprechen. Unter den Zuhörern waren auch drei mongolische Lehrlinge, die im Schwalm-Eder-Kreis eine Ausbildung zur Pflegefachkräften absolvieren. So schloss sich der Kreis zwischen der Mongolei und Deutschland.

(red)