Vivian Groppe in nationalen Perspektivkader berufen
Melsungen. Am Wochenende hatte Vivian Groppe einen besonderen Grund zur Freude. Als die schnellste Sprinterin im Schwalm-Eder-Kreis Post vom Deutschen Leichtathletik-Verband bekam, dachte sie zunächst, dass man ihr mitteilen würde, ihre Zugehörigkeit zum U20-Sprintkader NK1 sei am 31. Oktober 2022 beendet worden.
Unaufhaltsamen Aufstieg belohnt
Doch das Gegenteil war der Fall: In dem Schreiben, unterzeichnet vom DLV Vizepräsident Leistungssport, Prof. Hartmut Grothkopp und der DLV-Chef-Bundestrainerin Annett Stein, wurde Vivian mitgeteilt, dass sie von der sportlichen Leitung des DLV, nach Beratung durch die ständige Kommission Leistungssport, vom 01.11.2022 bis 31.10.2023 in den DLV-Perspektivkader berufen wurde.
Damit wurde ihr unaufhaltsamer Aufstieg im Jugendsprint, dem in den vergangenen beiden Jahren bei den Meisterschaften wahre Leistungsexplosionen folgten, auch vom Verband belohnt.
Auf Kurs in den Olympiakader
„Ich konnte es nicht glauben und musste das Schreiben mehrfach lesen. 2018 war ich traurig, dass ich nicht in den D-Kader des Landesverbandes berufen wurde. Vier Jahre später gehöre ich den nationalen Perspektivkader des Deutschen Leichtathletik-Verbandes an – unglaublich“, strahlte die 18-Jährige. In den DLV-Perspektivkader werden Athleten aufgenommen, die über eine erweiterte Finalplatzperspektive für die Olympischen Spiele 2024 bzw. 2028 verfügen und damit die Prognose besitzen, im nächsten Olympiazyklus in den Olympiakader aufzusteigen.
Bereits 2019, nach knapp zwei Jahren Aufbautraining, beeindruckte das Aushängeschild der Stadt Melsungen. Bei den deutschen U16-Meisterschaften in Bremen stand die damals noch 14-Jährige im 100m-Finale der schnellsten Schülerinnen. Danach sicherte sie sich noch mit der Rekordzeit von 40,04 Sekunden die Silbermedaille über 300 Meter. Nach diesen überzeugenden Auftritten wurde sie vom DLV in den NK2-Kader berufen. Und durch die wachsende Begeisterung und den aufkommenden Leistungsgedanken entwickelte sie ihre Bestzeiten stetig nach oben und war seitdem mit Topleistungen und Spitzenplatzierungen nicht mehr geizig. Deshalb war es keine Überraschung, als sie 2020 im 200m-Finale der deutschen U18-Meisterschaften stand und sich mit persönlicher Bestzeit von 24,51 Sekunden die Bronzemedaille holte. Für die Saison 2021 wurde ihre Berufung in den NK2-Kader des DLV erneuert.
Kompletten Medaillensatz erlaufen
Nachdem sie mit ihrem Trainer bis Mai 2021 an ihren Defiziten gearbeitet hatte, wurde ihre Beschleunigung spürbar ausgefeilter. Mit der verbesserten Schnelligkeit konnte sie mit einem ganz anderen Speed in die zweite Hälfte der Sprintstrecken laufen. So war es keine Überraschung, dass Vivian Groppe am 10. Juli 2021 in Wetzlar auf den beiden Sprintstrecken mit 11,79 und 24,14 Sekunden den nächsten Leistungssprung machte. Drei Wochen später deklassierte die noch 16-Jährige bei den deutschen U18-Meisterschaften im Rostocker 200m-Finale das komplette Feld und sicherte sich trotz widriger Bedingungen mit 24,12 Sekunden vor Holly Okuku (Baunatal, 24,40) ihre erste deutsche Meisterschaft. Innerhalb von zwei Jahren erlief sich das ehrgeizige Mädchen einen kompletten Medaillensatz bei den deutschen Meisterschaften. Wer hätte das gedacht? Zu verdanken hatte sie diesen Erfolg nicht zuletzt auch ihrem großen Vertrauen in die eigene Leistung sowie ihrer mentalen Stärke. Als sie Ende Oktober 2021 in den NK1-Kader des DLV berufen wurde, war die Freude groß und die Motivation hoch.
DLV-Sprinttrainer verblüfft
Tatendurstig und zielorientiert strebte sie deshalb in diesem Sommer die deutschen U20-Meisterschaften in Ulm an, wo sie die Qualifikationszeit (11,80) für die U20 WM deutlich unterbieten und sich für im Kolumbien empfehlen wollte. Wie immer reiste sie zu den nationalen Titelkämpfen top-fit an und blieb mit 11,73 im Vorlauf, im Semifinale (11,56, mit etwas zu starkem Wind) und im Endlauf mit 11,62 Sekunden dreimal unter ihrer Bestzeit aus dem Vorjahr. Die mehrfache Landesmeisterin verblüffte mit ihren Zeiten sogar die beiden DLV-Sprinttrainer. Obwohl sie mit der Winzigkeit von nur 0,01 Sekunden in diesem Finale die Bronzemedaille verpasst hatte, hinterließ sie offensichtlich bei den verantwortlichen Trainern Kremer (Dortmund) und Seeger (Gomaringen) keinen nachhaltigen Eindruck, denn sie wurde nicht für die 4x100m-Staffel, auch nicht als Ersatzläuferin, nominiert. Das war schon hart für eine leistungsorientierte und erfolgreiche Jugendliche, die selbstbewusst, zielstrebig und beharrlich auf ihren ersten Einsatz in der Nationalmannschaft hinarbeitete.
Jetzt wurde sie mit der Berufung in den Perspektivkader belohnt. Herzlichen Glückwunsch.
(ajw)