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Groppe erfüllt sich ihren Wunsch in 7,73 Sekunden

Vivian Groppe setzte sich knapp im ersten 60m-Vorlauf durch und qualifizierte sich fürs Finale. Foto: Privat

Dortmund. Bei den deutschen U20-Hallenmeisterschaften präsentierte sich Vivian Groppe nicht mehr in der bestechenden Form, die sie noch Anfang Dezember auszeichnete, als sie im Magdeburger Olympiastützpunkt Chelsea Kadiri, U18-Vize-Europameisterin über 100 Meter, über 60 und 150 Meter Paroli bieten konnte.

Die Ursache für ihren Leistungsabfall ist bekannt. Wegen des Kälteeinbruchs war ein Freilufttraining auf der schneebedeckten Laufbahn im Melsunger Stadion nicht mehr möglich und die Sporthalle ist für Sprints über 50 Meter nicht geeignet.

Training unter Wettkampfbedingungen

„Vivian stand im 60m-Zwischenlauf der schnellsten deutschen Jugendsprinterinnen und verpasste über 200 Meter mit 25,63 Sekunden nur knapp das B-Finale“, resümierte Trainer Alwin Wagner das Abschneiden seines Schützlings und sprach Vivian für beide Leistungen seine Anerkennung aus.

Für die deutschen U20-Hallenmeisterschaften hatten 64 Sprinterinnen die Norm von 7,90 Sekunden erfüllt. Vivian erfüllte mit ihren 7,63 von Magdeburg schon im Dezember die Norm und hätte mit dieser Zeit eventuell das 60m-Finale in Dortmund erreichen können. Doch nachdem ein Langsprinttraining nach den Weihnachtsferien nicht mehr möglich war, brach die 18-Jährige die Hallensaison ab und betrachtete die folgenden Wettkämpfe nur noch als Training unter Wettkampfbedingungen. Nach dem 60m-Sieg bei den nordhessischen Meisterschaften mit 7,81, entschied sie sich überraschend für ihren ersten Start bei einer deutschen Hallenmeisterschaft, wo sie sich für den Zwischenlauf qualifizieren wollte. Über 200 Meter konnte sie keine Aussage machen, da sie im letzten Rennen, Mitte Januar in Frankfurt, mit 25,53 Sekunden fast eine Sekunde langsamer lief, als im November.

Favoritin disqualifiziert

In Dortmund wurde sie für den dritten von acht 60m-Vorläufen ausgelost. Platz eins war für Lena Saffer reserviert, denn die junge Sprinterin aus Bayern reiste mit einer Bestzeit von 7,55 Sekunden an. Die Favoritin verursachte jedoch einen Fehlstart und musste disqualifiziert werden. Mit Samita Schatz (Pulheim, 7,70) und Lara Frenzel (Dresden, 7,76) waren noch zwei schnelle Jugendliche in diesem Lauf vertreten. Um das Semifinale zu erreichen, musste am Start nicht nur schnell reagiert werden, man musste auch gut beschleunigen und in den Lauf finden, denn nur die Erste kam sicher in die nächste Runde.

Konkurrentinnen im Finish überholt

Vivian erwischte keinen guten Start und lag zehn Meter vor dem Ziel auf Rang vier. Aber mit einem beeindruckenden Finish überholte sie die Konkurrenz und qualifizierte sich mit 7,82 vor S. Schatz (7,83), Emmy Utassy (Chemnitz, 7,86), Lara Frenzel (Dresden, 7,87) und Nina Baum (Hamburg, 7,87) für das erhoffte Semifinale. „Ich hatte Glück“, sagte sie nach diesem spannenden Vorlauf. Doch Glück hat bekanntlich nur der Tüchtige.

Weil sie erneut nicht gut in ihren Lauf fand, lag sie auch im Zwischenlauf nach dem Start zurück und konnte keinen Boden mehr gutmachen. Trotz nicht optimaler Wettkampfvorbereitung legte sie einen tollen Lauf hin und verbesserte sich auf 7,73 Sekunden. Während sich Charlotte Riedel (Leipzig, 7,52), Carolin Schlung (7,57) und Ksenia Helios (Saarbrücken, 7,60) direkt qualifizierten, zogen Nele Jaworski (Wolfsburg, 7,62) und Josephine Otto (Wiesbaden, 7,63) durch ihre schnelle Zeit in das Finale ein.

Finaltag geht an Chelsea Kadiri

Im zweiten Zwischenlauf setzte sich Chelsea Kadiri (Magdeburg, 7,50) knapp vor Holly Okuku (7,51) durch. Auf Rang drei folgte Mira Baus (Schlüchtern, 7,62), so dass vier Sprinterinnen aus Hessen im 60m-Endlauf standen. Auf den weiteren Plätzen folgten Jolina Mitschus (Leipzig, 7,63), Hanna Räpple (Gotha, 7,67), Ciara Niemann (Neubrandenburg, 7,68) und Belipo Mokobe (Mainz, 7,69).

Das 60m-Finale zum Abschluss des ersten Tages stand ganz im Zeichen von Chelsea Kadiri, die nach ihrem guten Start die hohe Schrittfrequenz bis ins Ziel halten konnte, obwohl sie im Augenwinkel Holly Okuku heranfliegen sah. Chelsea Kadiri, die beim Magdeburger Weihnachtsmeeting im 60m-Sprint nur 0,04 Sekunden vor Vivian Groppe lag und über 150 Meter sogar eine Niederlage gegen sie einstecken musste, siegte mit 7,42 vor Holly Okuku, (7,47 Sek.). Hinter Carolin Schlung, die im Vorjahr bereits Zweite über 60 Meter wurde und sich dieses Mal mit 7,49 Sekunden die Bronzemedaille holte, liefen Nele Jaworski (7,57), Charlotte Riedel (7,59), Josephine Otto (7,64), Ksenia Helios (7,67) und Mira Baus (7,76) über die Ziellinie.

Gespannt und konzentriert wartet Vivian Groppe auf den Startschuss für den 200m-Lauf. Foto: Privat

Ausscheiden auf Platz 3 im Zeitvorlauf

Am zweiten Tag standen die 200 Meter auf dem Programm. Vivian Groppe war sich bewusst, dass sie eine Zeit um 25 Sekunden laufen muss, um einen der beiden Endläufe zu erreichen. Aber wegen des eingeschränkten Trainings war an eine solche Zeit nicht zu denken.

Als Vivian im vierten Zeitvorlauf startete, hatten erst vier Athletinnen eine Zeit unter 25 Sekunden erzielt. Die Melsunger Perspektivkader-Athletin startete auf Bahn sechs unmittelbar vor Rosina Schneider (Sulz), die am Vortag bereits über 60m-Hürden triumphierte. Wie erwartet wurde Vivian am Ausgang der ersten Kurve von der amtierenden deutschen 100m-Meisterin der U20 über überholt. Im Scheitelpunkt der zweiten Kurve musste sie auch die auf Bahn drei laufende Emmy Weichler (Dresden, 25,37) vorbeilassen, denn der deutschen U18-Meisterin vom Sommer 2021 fehlte die Tempohärte, mit der sie bei ihrem Sieg in 24,12 Sekunden alle beeindruckt hatte. So blieb für die 18-Jährige mit 25,62 Sekunden nur der dritte Platz in ihrem Zeitvorlauf, was gleichzeitig auch das Ausscheiden beinhaltete.

„Ich werde fokussiert und motiviert bleiben. Um meine Schnelligkeitsausdauer weiter zu verbessern und ein hohes Leistungslevel zu erreichen, werde ich mich ab März gezielt auf die Sommersaison vorbereiten“, sagte eine willensstarke und keineswegs enttäuschte Vivian Groppe.

(ajw)