Förderpreis für grotesken Humor
Kassel. Die Autorin Nele Pollatschek, Jahrgang 1988, erhält im Jahr 2024 den Förderpreis Komische Literatur zum Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor. Dies gab Kassels Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller jetzt bekannt.
Die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung wird auf Vorschlag von Verlagen gemeinsam von der Stiftung Brückner-Kühner und der Stadt Kassel verliehen. Der Preis geht jährlich an Autoren, die sich noch in einer relativ frühen Phase ihres literarischen Schaffens befinden und auf hohem künstlerischen Niveau das Komische gestalten.
„Kleine Probleme“ auf der Bestsellerliste
Gut 40 Verlage hatten Vorschläge für den Preis eingereicht. Dieses Jahr konnte sich der in Berlin ansässige Verlag Galiani mit seiner Autorin durchsetzen. Nele Pollatschek veröffentlicht Erzählprosa sowie journalistische Kommentare und Essays und brachte zuletzt im Sommer 2023 beim Verlag Galiani ihren zweiten Roman „Kleine Probleme“ heraus, der es bereits auf die Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat. Der Stiftungsrat zeigte sich in seiner Eigenschaft als Jury begeistert vom Komik-Talent der Autorin.
Preisverleihung im März
Der Förderpreis wird am 9. März 2023 im Kasseler Rathaus gemeinsam mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor vergeben, der, wie bereits gemeldet, für das Jahr 2024 Joachim Meyerhoff zugesprochen wurde.
Die Kasseler Sparkasse unterstützt auch diesmal großzügig den Förderpreis.
Sprachlust und hervorragendes Timing
Der Stiftungsrat begründet seine Entscheidung für Nele Pollatschek wie folgt:
„Nele Pollatschek besticht in ihren Romanen, Essays und Zeitungstexten durch Scharfsinn, Einfallsreichtum, präzise Gestaltung und zugleich Leichtigkeit. Ihre originelle Erzählkunst entfaltet dabei ein bedeutendes komisches Talent. Schon in der satirischen und temporeichen Familientragödie ihres Debüts ‚Das Unglück anderer Leute‘ beweist sie dieses Können mit Sprachlust und hervorragendem Timing. Ihr jüngster, konzeptuell und stilistisch außergewöhnlicher Roman ‚Kleine Probleme‘ beeindruckt mit seiner skurrilen Spannung zwischen Alltäglichem und Existenziellem und seiner Komik des Aufschiebens und Scheiterns. Auch als Journalistin und Essayistin ist Nele Pollatschek geistreich, eloquent und furchtlos. Bei all dem vermittelt ihr literarischer Humor die Hoffnung auf die Veränderbarkeit des Menschen.“
Die Autorin
Nele Pollatschek, geboren 1988 in Berlin, studierte Englische Literatur und Philosophie in Heidelberg, Cambridge und Oxford, wo sie 2018 promoviert wurde. 2016 veröffentlichte sie ihren Debütroman „Das Unglück anderer Leute“, eine Tragikomödie über eine jüdische Patchwork-Familie. 2020 kam das Sachbuch „Dear Oxbridge“ (2020) heraus, in dem sie mit abgründigem Humor ihre Liebe zu England reflektiert. Zuletzt erschien 2023 mit „Kleine Probleme“ ein Roman über den Versuch eines Schriftstellers, sich das Aufschieben abzugewöhnen. Nele Pollatschek schreibt für das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Sie wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
Bisherige Preisträger
Der Förderpreis Komische Literatur zum „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“ wurde bislang folgenden Personen verliehen: Frank Schulz (1999), Jochen Schmidt (2004), Tilman Rammstedt (2005), Jess Jochimsen (2006/2007), Philipp Tingler (2008), Michael Stauffer (2009), Rebekka Kricheldorf (2010), Jan Neumann (2011), Tino Hanekamp (2012), Wolfram Lotz (2013), Arno Camenisch (2015), Kirsten Fuchs (2016), Ferdinand Schmalz (2017), Dagmara Kraus (2018), Jakob Nolte (2019), Chrizzi Heinen (2020), Lukas Linder (2021), Anaïs Meier (2022) und zuletzt Noemi Somalvico.
Akademisch geprägte Jury
Die Jury bzw. der Stiftungsrat besteht aus Friederike Emmerling (die Leiterin des S. Fischer Theaterverlags ist zum 1.1.2023 Prof. Walter Pape im Vorsitz des Stiftungsrats gefolgt), Sandra-Kegel (Ressortleiterin des Feuilletons der FAZ), Christian Maintz (Dichter, Literatur- und Medienwissenschaftler), den Literaturwissenschaftlern Prof. Dr. Dr. h.c. Walter Pape, Prof. Dr. Uwe Wirth und Dr. Nils Jablonski sowie Dr. Thomas Wohlfahrt (bis 2022 Leiter des Hauses für Poesie in Berlin).
Erinnerung an das Stifterpaar
Die Stiftung Brückner-Kühner vergibt seit 1985 den „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“ sowie seit 2004 regelmäßig auch den „Förderpreis Komische Literatur“. Die Stiftung wurde von dem Schriftstellerpaar Christine Brückner und Otto Heinrich Kühner (beide 1921–1996) ins Leben gerufen und ist heute ein Literaturzentrum für die Kultur des Komischen, für zeitgenössische internationale Poesie sowie für die Erinnerung an Werk und Leben des Stifterpaares in dessen Wohnhaus. Geschäftsführender Kurator der Institution ist der Literaturwissenschaftler Dr. Friedrich Block.
(red)