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Wenn Menschen in den Abgrund blicken

Ostheim. Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) ist dankbar für 14 neue Ehrenamtliche in der Notfallseelsorge. In einem Festgottesdienst in Malsfeld-Ostheim wurden sie am Sonntag (29.09.2024) in ihren Dienst entsendet. Sie arbeiten nun gemeinsam mit Pfarrern in Nordhessen, um Menschen in akuten Krisensituationen zu unterstützen.

Entsendungsgottesdienst für Ehrenamtliche in der Notfallseelsorge (vo. v. li.): Christian Hartung (Feuerwehr), Landespolizeipfarrer Ulrich Briesewitz, Bischöfin Dr. Beate Hofmann, Pfarrerin Gudrun Ostheim und Andreas Griesel (DRK). Foto: Karsten Socher | medio.tv

Beistand bei Unfällen, Schicksalsschlägen, Katastrophen

„Wo andere weglaufen, sind Sie zur Stelle“, zollte Bischöfin Dr. Beate Hofmann den Ehrenamtlichen Respekt. Sie leisteten gezielt Beistand bei heftigen Schicksalsschlägen, etwa wenn jemand gestorben ist. Hinzu komme das ganze Spektrum möglicher Katastrophen. „Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger waren dabei, als in Gottsbüren eine schwere Flut zahlreiche Häuser überschwemmt hat“, erinnerte die Bischöfin in ihrer Predigt.

Pfarrpersonen und Ehrenamtliche in der Notfallseelsorge stehen Menschen bei, die in den Abgrund blicken, machte Bischöfin Hofmann deutlich. Sie blieben, wenn sich Polizei und Rettungskräfte zurückziehen und gingen erst, wenn das Gegenüber die nötige Stabilität erreicht hat oder durch andere begleitet werden kann. Notfallseelsorger hörten zu und fühlten mit. Sie können Hände halten oder ihre eigenen zum Gebet falten und vor Gott bringen, was herzzerreißend und schwer in Worte zu fassen ist, so die Bischöfin. Sie könnten auch segnen und Gottes Kraft und Beistand auf dem Weg durch die schwierige Situation zusprechen. „Segen sagt: Gott bleibt nahe in allem, was uns nahe geht.“

Einsätze und Rettungskette

Hinter den neuen Seelsorgerinnen und -seelsorgern liegen 80 Unterrichtseinheiten, in denen es unter anderem um Suizid und um Trauer bei Kindern ging, aber auch um die Abläufe der Rettungskette, erläutert Landespolizeipfarrer Ulrich Briesewitz, der den Kurs gemeinsam mit Pfarrerin Gudrun Ostheim geleitet hat. Zudem gibt es eine Hospitationsphase, in der die Ehrenamtlichen erfahrene Notfallseelsorger und -seelsorgerinnen eine Zeit lang begleiteten.

Mit einem Kolloquium und dem Gottesdienst endet die rund einjährige Fortbildung und die Neuen können sich in die Dienstpläne der Notfallseelsorge eintragen lassen. Einige sind schon lange in der Feuerwehr, andere sind in helfenden Berufen, studieren Soziale Arbeit oder engagieren sich im Kirchenvorstand oder Prädikantenamt. „Und einige mussten schon selbst schwere Verluste tragen“, schildert Briesewitz. Die Vielfalt dieser Gaben habe er im Kurs als Bereicherung erlebt; sie könnten nun im Einsatz auch wertvolle Ressourcen sein.

Künftig im Einsatz sind: Julia Bröske, Ruth Hellwig, Hans-Dieter Ide, Karin Jünger, Ann-Kristin Kappenstein, Denise Klauke, Jens Kühn, Claudia Oesterling, Karsten Ryschko, Domenica Schmerer-Verazzo, Claudia Stehl, Marco Steuber, Ina Stiebeling und Katja Weidmann.

Hintergrund und Kontakt

Die Notfallseelsorge gibt es flächendeckend seit annähernd 25 Jahren in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Sie gehört zum Auftrag einer jeder Pfarrerin und eines jeden Pfarrers. In den Jahren 2019/2020 hat im Main-Kinzig-Kreis ein Pilotprojekt der Landeskirche stattgefunden, Ehrenamtliche in der Notallseelsorge auszubilden. Der erste Kurs wurde im Oktober 2020 in die Dienstgemeinschaft entsendet. Seither werden regelmäßig Ausbildungskurse angeboten. Der nun zu Ende gegangene Kurs ist der zweite im Norden der Landeskirche; drei Kurse hat es bisher im Main-Kinzig-Kreis gegeben.

Interessenten für die Teilnahme an künftigen Kursen können sich an das Sekretariat der Polizei- und Notfallseelsorge wenden: Tel. 0561 / 9378-1277.

www.ekkw.de/service/notfallseelsorge

(Evang. Kirchenkreis Schwalm-Eder | red)



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