Luis André verbessert Nordhessenrekord im Kugelstoßen

Kraftvoll wuchtet er die 3kg-Kugel aus der Stoßhand, aber die hintere Beinstreckung ist nicht optimal. Foto: nh
Bad Nauheim/Melsungen. Das Sportjahr 2017 wird Luis André (MT 1861 Melsungen) nicht so schnell vergessen, denn für den Zwölfjährigen gab es bis auf Landesebene zahlreiche Rekorde und Erfolge. So war es auch beim Abschlusswerfertag am Tag der Deutschen Einheit in Bad Nauheim, den er mit drei Siegen beendete. „Schade, dass die Saison schon zu Ende ist, denn ich bin immer noch gut in Form“, bekundete der junge Mann seinen ungebrochenen Ehrgeiz in der Kurstadt im Wetteraukreis, wo er noch einmal seinen nordhessischen Rekord im Kugelstoßen um 58 Zentimeter verbessern konnte. Aber auch im Speerwerfen steigerte er sich auf 28,50 Meter und hatte im Diskuswerfen drei gültige Würfe über 40 Meter in seiner starken Serie.
Nachdem das große Wurf- und Stoßtalent der MT Melsungen vier Tage vorher in Dietzhölztal den 18 Jahre alten Landesrekord im Diskuswerfen auf 42,67 Meter verbessert hatte, wollte er am Tag der Deutschen Einheit auch den hessischen Schülerrekord im Kugelstoßen angreifen. Ebenfalls am 03. Oktober vor 37 Jahren hatte der heute 49-jährige Dirk Göbel (TV Haiger) die 3kg-Kugel 14,16 Meter weit gestoßen und niemand kam in all der Zeit nur annähernd an diese Super-Leistung heran. In der Geschichte des Hessischen Leichtathletik-Verbandes (HLV) kamen außer Göbel erst fünf 12-jährige Athleten über die 13m-Marke. Der letzte ist Luis André, der am 9. September beim Sparkassen-Cup in Neukirchen sich auf 13,13 Meter verbessern konnte. Vor ihm, im Oktober 1995, stießen Michael Berlep (Altenstadt) 13,17 Meter und der Frankfurter Abtin Bouzari (1991, 13,45 m). 1985 machte Thomas Wilhelm (LG Ried) mit 13,04 Meter auf sich aufmerksam. Schon 33 Jahre ist es her, als Marcel Kunkel aus Oberroden mit der 3kg-Kugel auf 13,48 Meter kam.
Luis Andre überzeugte bei den letzten Trainingseinheiten mit konstanten Serien über 13,50 Meter und hatte auch Stöße um die 14m-Marke dabei. Optimistisch und hoch motiviert fuhr er zu seinem letzten diesjährigen Freiluftwettkampf nach Bad Nauheim. Und fast hätte es mit der Rekordverbesserung geklappt, denn im fünften Versuch wuchtete er die Eisenkugel auf 13,71 Meter. Diese Steigerung nach Maß, die eine solide und gezielte Aufbauarbeit als Grundlage hatte, hätte bei einer besseren hinteren Beinstreckung die Kugel über die 14m-Marke fliegen lassen, aber es sollte nicht sein. Dennoch verbesserte Luis André den von ihm gehaltenen Nordhessenrekord, der zu Beginn des Jahres bei 11,24 Meter stand, um weitere 58 Zentimeter. Mit 13,71 Meter nimmt der 1,80 Meter große Schüler hinter Dirk Göbel Rang zwei in der ewigen Landesbestenliste ein.
Anschließend verbesserte er sich als Speerwurfsieger auf 28,50 Meter und ging danach hoffnungsvoll zum Diskuswefen, wo er auf den ein Jahr älteren Benedict Michel (TSV Friedberg-Fauerbach) traf, der die hessische Bestenlisten der M13 mit starken 45,63 Meter anführt. Leider spielte der Wind den Diskuswerfern einen Streich, denn bei Rekordversuchen benötigt man den Wind als Verbündeten, wobei der Gegenwind für die Diskuswerfer der beste „Rückenwind“ ist. Legt man die Scheibe dabei gut in den Aufwind, wird sie weit getragen. Beim Rückwind wird sie nach unten gedrückt.
Nachdem es bei seinem Rekordwurf leicht regnete und Windstille herrschte, blies in Bad Nauheim der Wind von hinten und kostete den Werfern ca. vier Meter. Aber davon ließ sich der 12-Jährige nicht beeindrucken und kam nach seinem ungültigen Eröffnungswurf mit 40,12, 40,53 und 40,44 Meter dreimal über die 40m-Marke. Im vorletzten und letzten Durchgang wollte er zu viel und warf den Diskus wieder zu früh ab, so dass er im Sicherheitsnetz landete. Dennoch entschied er das Duell mit Benedict Michel für klar sich. Während der Diskuswurfspezialist aus Friedberg bei diesen ungünstigen Bedingungen mit 39,86 Meter seine Bestleistung um 5,77 Meter verpasste und Tim Steinfurth, Zweiter der M13 mit 36,55 Meter, 4,65 Meter hinter seinem Hausrekord zurückblieb, kam Luis Andre bis auf 2,14 Meter an seinen Hessenrekord heran.
Nach seinen Zielen für das kommende Jahr befragt, betonte er, dass er im Kugelstoßen 15 Meter anpeilt und im Sommer 2018 Leistungen zwischen 14,00 und 14.50 Meter nicht als Einmalergebnis ansieht, sondern als Ausdruck von Leistungskontanz. Diese Weiten sind auch erforderlich, denn sie sind der Schlüssel dafür, dass Luis André bei den Landesmeisterschaften gegen die ein Jahr ältere Konkurrenz im Bereich um 13 Meter mitreden kann.
Beim Saisonausklang in Kalefeld (Niedersachsen) überzeugte der Melsunger Niclas Dittmar im Vierkampf der M12 und belegte hinter Milian Zirbus (LG Osterode, 1557 P.) mit 1406 Punkten den zweiten Platz. Damit verbesserte der 12-Jährige die Jahresbestleistung für den Schwalm-Eder-Kreis, die er bei den nordhessischen Mehrkampfmeisterschaften in Felsberg mit 1380 Punkten aufgestellt hatte, um 26 Zähler.
Niclas Dittmar begann im Hochsprung mit 1,30 Meter und ließ über 75 Meter 11,14 Sekunden folgen, so dass er nach zwei Wettbewerben 769 Punkte hatte. Im Weitsprung trat er einen weiten Sprung knapp über und kam dadurch nur mit 3,66 Meter in die Wertung, was ihm eine Menge Punkte kostete. Beim abschließenden Schlagballwerfen zeigte er sich stark verbessert und kam zum ersten Mal einen halben Meter über die anvisierte 30m-Marke. Damit warf er fünfeinhalb Meter weiter als bei der Vielseitigkeitsprüfung in Felsberg. (ajw)