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Zwei Betrugsfälle durch „Love Scamming“

Betrugsmasche mit hohem finanziellem Schaden

Schwalm-Eder. Zwei Fälle von „Love Scamming“ wurden in den letzten Tagen bei der Polizei im Schwalm-Eder-Kreis angezeigt. In dem Fall eines 28-Jährigen Mannes erlangten die Täter insgesamt 4.850 Euro. Bei einer 61-jährigen Frau blieb es bei dem Versuch, sie bemerkte den Betrug noch bevor sie Geld bezahlte. Der 28-Jährige hatte Anfang Januar über eine Internet-Plattform eine „Frieda Müller“ kennengelernt. Hieraus ergab sich ein Kontakt, in dessen Verlauf sich der 28-Jährige und „Frieda Müller“ über mehrere Wochen schrieben und Fotos schickten.

Sie gab an, dass sie Amerikanerin sei, die sich derzeit in Georgien aufhalte. Sie wollte ihn besuchen, hatte jedoch angeblich Probleme mit ihrem Pass. Weiterhin benötigte sie Geld für Hotelkosten und den Flug. Der 28-Jährige veranlasste daraufhin mehrere Zahlungen, um ihr den Flug zu ermöglichen. Er wurde erst misstrauisch als sie ihm etwas von einer Goldkiste mitteilte, für deren Transport er 27.000 Euro bezahlen sollte. Er meldete sich dann bei der Polizei. Bis zu diesem zeitpunkt hatte er bereits über 4.000 Euro bezahlt.

Die 61-Jährige lernte ebenfalls über eine Internet-Plattform einen angeblichen Soldaten kennen, welcher aktuell in Afghanistan stationiert sei. Zwecks weiterer Kommunikation wurden E-Mail-Adressen ausgetauscht und der Kontakt fand schriftlich über Skype statt. Hierüber wurden der 61-Jährigen auch Bilder des Soldaten übersandt. Die 61-Jährige hatte regelmäßigen Kontakt über das Internet. Er gab dann an, dass er eine Lösung gefunden habe, wie er früher aus der Army entlassen werden könne. Anfang Februar bat der angebliche Soldat sie, für ihn ein Paket mit seinen gesamten Wertsachen anzunehmen. Mit dem Paket gab es dann Probleme, es solle angeblich in Syrien sein. Für die Anlieferung des Pakets sollte die 61-Jährige nun fast 5.000,- Euro bezahlen. Die 61-Jährige wurde nun misstrauisch und wandte sich an die Polizei. Geld hatte sie noch nicht bezahlt.

Informationen zum Thema:
Ein kurzer Chat oder eine nette Mail von einem Unbekannten – das so genannte Love- oder Romance-Scamming fängt harmlos an.

Die Scammer suchen auf Online-Partnerbörsen oder in sozialen Netzwerken wie Myspace oder Facebook nach Opfern, sie gehen Mitgliederlisten durch oder verwenden Adressen aus Yahoo oder dem MSN-Messenger. Eine kurze Online-Einladung zum Chat dient vielen als Erstkontakt. Um sich beim potenziellen Opfer interessant zu machen, legen sich die Scammer ungewöhnliche Lebensgeschichten zu – und sie hinterlassen immer einen seriösen Eindruck.

Typische Scammer-Profile
Scamm-Männer geben sich als Soldaten, Ingenieure, Architekten, Soziologen, Konstrukteure in der Ölindustrie oder als Tierärzte und Computerspezialisten aus. Auf den Fotos des Scammer-Profils bekommen weibliche Opfer eine attraktive weiße Person präsentiert – die Bilder sind allerdings gestohlen. Und auch wenn der „Neue“ vorgibt, in Amerika oder im europäischen Ausland zu leben, so sitzt er wahrscheinlich in Westafrika. Davon merken die Opfer allerdings nichts, denn diese Chat-Bekanntschaften sprechen perfekt Englisch oder benutzen kostspielige Übersetzungstools für ihre Mails.

Scamm-Frauen geben sich bevorzugt als Krankenschwestern, Ärztinnen, Mitarbeiterinnen im Waisenhaus oder als Lehrerinnen, Schauspielerinnen sowie als Geschäftsfrauen jeder Art aus. Die Frauen auf den Bildern in Netzwerken und auf Dating-Seiten sind äußerst attraktiv. Aber auch diese Bilder sind meist gestohlen oder einzig für das Scamming fotografiert worden. Das ist an Fotostrecken mit ähnlichen Posen und Kleidung zu erkennen. Viele Frauen geben sich als Russinnen aus. Sie können aber auch aus Südamerika, Thailand, Afrika oder Europa stammen. Auch alle Scamm-Frauen beherrschen die englische Sprache, manchmal sogar die deutsche Sprache, perfekt.

Vorgehen
Sowohl Scam-Männer als auch Scam-Frauen schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und zwar ohne ein einziges Treffen. Auf eine romantische Mail am Morgen folgt ein kurzes Telefonat am Mittag, nach Feierabend wird gechattet oder stundenlang telefoniert. Bei den Gesprächen geht es zu Beginn keineswegs um Geld, sondern um den Beruf, die Familie sowie um Liebe und eine gemeinsame Zukunft. Oft werden Geschichten über verstorbene Ehepartner und Kinder aufgetischt. Wenn die Scammer nicht schon dort sind, dann müssen sie dringend geschäftlich oder aus familiären Gründen nach Westafrika. Dabei versprechen die Betrüger, dass sie ihre neue Liebe danach besuchen werden. Doch bevor oder kurz nachdem das Ticket nach Deutschland gebucht wird, gibt es Schwierigkeiten: Überfälle, gestohlene oder konfiszierte Pässe, ein Krankenhausaufenthalt nach einem Autounfall oder Probleme mit Kreditkarten. Die Opfer werden gebeten, per Bargeldtransfer (z.B. Western Union oder MoneyGram) Geld zu senden. Die Liebe wird in solchen Bettelmails immer stark hervorgehoben. Manchmal werden Opfer von einem „Arzt“, einem „Polizisten“ oder „Angehörigen“ kontaktiert, der noch mehr Druck auf das Opfer ausüben soll. Das geht oft so weit, dass die Scammer ihren Selbstmord ankündigen – nur um an das Geld zu kommen.

In anderen Fällen werden Opfer gebeten, afrikanische Schecks und Zahlungsaufträge auf das eigene Bankkonto einzureichen (weil das in Westafrika nicht möglich sei). Den größten Teil des Schecks sollen die Opfer per Bargeldtransfer über MoneyGram oder Western Union wieder nach Westafrika überweisen, einen kleinen Rest dürfen sie für sich behalten. Problem: Die Schecks sind Rückschecks, für deren Rückzahlung an die Bank die Kontoinhaber verantwortlich sind. Im schlimmsten Fall droht dem Opfer gar eine Strafanzeige wegen Betruges.

Auch kleine Päckchen, die eine dritte Person vorbeibringt, sollen dem Scammer nach Afrika gesandt werden. Der Inhalt ist zumeist mit einer gestohlenen Kreditkarte bezahlt. Das Weiterleiten oder Aufbewahren der Päckchen ist illegal und kann Opfer in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.

Oft täuschen Scammer vor, dass sie das Flugticket für das Treffen in Deutschland nicht bezahlen können. Auch werden Kosten für das Visum oder die Visumserteilung fällig – nicht zu vergessen die so genannte PTA oder BTA, eine Art Gebühr an die Regierung, ohne die man das Land gar nicht verlassen könne, und die bar vor Abflug entrichtet werden muss. Diese Gebühr gibt es offiziell gar nicht. (red)

Quelle: http://polizei-beratung.extrapol.de/themen-und-tipps/betrug/scamming/



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