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Weltpremiere der Elektro Effizienz Challenge bei Rallye am Malsfeld-Ring

Malsfeld. Auf der diesjährigen ADAC rthb Rallye Hessisches Bergland dürfen sich die Zuschauer auf die „Weltpremiere“ einer neuen Motorsportdisziplin einstellen. Mit der ersten Ausgabe der Elektro Effizienz Challenge plant das „Rallye Team Hessisches Bergland“ die Deutschland- und weltweit erste Durchführung einer neuen Disziplin, die speziell auf Elektroautos zugeschnitten ist und die mit dem Fokus auf flottes aber dabei energieeffizientes Fahren mehr als nur im aktuellen Trend liegt. Die Pilotveranstaltung am 12. November im Rahmen der traditionellen Rallye-Veranstaltung des Rallyesportclubs aus Melsungen soll als Testballon für eine neue Serie für den deutschen Breitenmotorsport dienen, die 2023 erstmals auf die Räder gestellt werden soll.

Die Elektro Effizienz Challenge ist ein neu konzipierter Automobil-Wettbewerb, bei dem der Energieverbrauch erstmals primär bei einer Motorsportdisziplin im Vordergrund steht. Serienmäßige Elektroautos bekommen pro Wettbewerb eine feste Energiemenge zugeteilt, die etwa 3l Benzin (oder 2l, 4l,…) entspricht und müssen damit entweder eine feste Distanz so schnell wie möglich absolvieren oder innerhalb einer festen Zeit so weit wie möglich kommen. Der Umrechnungsfaktor beträgt 9kWh/Liter Benzin-Energieäquivalent. Um das ganze möglichst sicher und mit möglichst serienmäßigen E-Autos absolvieren zu können, wird die Mindestrundenzeit bei den Wettbewerben gedeckelt. Dieses „Tempolimit“ liegt dabei oberhalb der Grenze, bei der die durch das Rennformat gestellte Aufgabe noch realisierbar ist.

„Wenn ich einen Motorsportler frage wie weit er zum Beispiel auf der Rennstrecke bei flottem Tempo mit einer Benzinmenge von 3l kommen wird, dann wird er mir wahrscheinlich im besten Fall eine Distanz von knapp über 30km nennen können – und dann reden wir eher über einen serienmäßigen Kleinwagen wie einen VW Polo oder Opel Corsa und nicht über ein Rennfahrzeug wie einen GT3, die teilweise bei über 50l/100km liegen. Mit einem Elektrofahrzeug ist es wegen dessen Effizienz durchaus möglich mit der 3l Benzin entsprechende Energiemenge weit über 100km zurück zu legen – oder etwa um die 2 Stunden damit unterwegs zu sein. Effiziente Elektroautos liegen bei einem Verbrauch von etwa 12 bis 15 kWh/100km, was in etwa 1,3 bis 1,6l Benzin auf 100km entspricht. Da der Verbrauch unmittelbar von der Fahrweise des Piloten abhängt, kann man daraus einen sportlich interessanten Wettbewerb generieren. Wir machen also quasi das energiesparende Fahren zu einer neuen Motorsportdisziplin“ erläutert Harald Gallinnis. Der langjährige Motorsportblogger hat das Konzept des neuen Wettbewerbs seit 3 Jahren zusammen mit seinem Kollegen Luc Perraudin entwickelt und dieses zusammen mit dem rthb Vorstandsmitglied Mischa Eifert in ein Reglement überführt, das nun erstmals im Rahmen der Rallyeveranstaltung auf Herz und Nieren geprüft werden soll

Dabei liegt die neue Disziplin nicht nur mit ihrem Fokus auf möglichst Umwelt- und ressourcenschonendes Fahren angesichts der aktuellen Herausforderungen von Klimakrise, Energieknappheit und Mobilitätswende voll im Trend. Die Herausforderung, möglichst viele Kilometer aus einer begrenzten Batteriekapazität herauszuholen, dürfte jedem bereits erfahrenen Elektroautobesitzer aus dem Alltag sehr bekannt sein, auch wenn es neu sein dürfte, dass man für eine erfolgreiche Bewältigung dieser Aufgabe nun neuerdings auch einen Pokal gewinnen kann. Durch einen konsequenten und teils radikalen Zuschnitt auf die Bedürfnisse des Breitensports – minimale Kosten, bei maximaler Sicherheit und die Konzentration auf serienbelassene Autos als Einsatzgeräte – entstand so ein auch für kleinere Motorsportclubs realisierbares Konzept, das diesen eine neue Disziplin für die Einbindung von Elektrofahrzeugen in den Vereinssport zur Verfügung stellt, wie Luc Perraudin erläutert:
„Durch die maximale Kosteneffizienz für Teilnehmer und Veranstalter können so Wettbewerbe ohne den Bedarf an teurer Rennstreckeninfrastuktur oder aufwendiger Ladetechnik realisiert werden. Durch die Konzentration auf das attraktive Mittel- und Langstreckenformat und die Förderung von Crews mit 2 Piloten pro Auto wird zudem die taktische Komponente und der Teamspirit von Clubmannschaften betont. Dies liefert den Vereinen eine neue, zukunftsträchtige Wettbewerbsoption, mit der der Motorsport auch wieder Antworten auf die aktuell brennenden Zukunftsfragen geben kann und ganz nebenbei auch noch ein paar Dauerproblematiken konventioneller Wettbewerbe – wie Lärmbeschränkungen oder die Kostenexplosion im Langstreckensport – erschlägt.“ Der in Hannover ansässige Eventmanager arbeitet seit 2 Jahren zusammen mit Harald Gallinnis am Konzept der für 2023 geplanten Serie.

Die „Weltpremiere“ der neuen Disziplin in Malsfeld soll auf einem Straßenkurs erfolgen der bislang im Rahmen der Rallye Hessisches Bergland als Sonderprüfung genutzt wurde. Der „Malsfeldring“ ist ein 2,8 Kilometer langer Dreieckskurs mit etwa 50 Metern Höhenunterschied, auf dem in 2 Stunden möglichst viele Runden mit einer Energiemenge von 27kWh, die damit 3l Benzin entspricht, zurückgelegt werden müssen. Bei dieser Pilotveranstaltung wird allerdings das Feld auf maximal 12 Teilnehmercrews mit je 2 Piloten (oder Pilotinnen!) begrenzt. Dies geschieht weniger wegen der engen Strecke als vielmehr, um den Wettbewerb mit seinen neuen Elementen – z.B. die Bestimmung der Batteriekapazitäten vor und nach dem Wettbewerb – bei der Premiere fundiert durchführen zu können. Dennoch haben sich schon einige Teilnehmer im Vorfeld Startplätze reservieren lassen. So wollen gleich mehrere Tesla Roadster Crews mit je 2 Piloten den Klassiker unter den Elektroautos bei der Premiere an den Start bringen. Mit dabei ist auch die Mannschaft des in Malsfeld ansässigen Unternehmens Marsorbiter GmbH von Firmenchef Conrad Buck, der als Sponsor des Events auftritt. Daneben werden auch Mannschaften mit einem VW e Golf oder ein Mini Cooper E erwartet.

Das Rahmenreglement der EEC ist bereits im vergangenen Jahr vom DMSB (Deutscher Motorsport Bund) als neue Clubsport-Disziplin anerkannt worden.

Wie radikal das Konzept den Breitenmotorsport verändern könnte macht Harald Gallinnis an einem kuriosen Beispiel fest: „Wir haben beim Konzept viele Anregungen aus unterschiedlichen Motorsportserien verarbeitet, so dem ADAC GT Masters, den 24h von Le Mans, der Tourenwagen-WM, der Formel E und vielen weiteren. Was wir zum Beispiel von der Formel 1 übernommen haben ist die Budgetobergrenze für die Serie: die liegt ja bei etwa 120 Mio €. Wir dachten uns das ist eigentlich eine schöne Zahl … – wenn man das Komma ein wenig verschiebt! Statt 120 Millionen Euro soll also eine Saison bei uns nächstens Jahr maximal 120 Tausend Cent kosten (=1200€). Das wären also 0,001% eines Formel 1-Budgets! Das dürfte so breitensporttauglich sein, dass sich selbst Familienteams die Teilnahme an der Serie leisten können…“.

Die Teilnahmegebühr an der Premiere in Malsfeld soll dabei mit etwa 200 € noch preiswerter ausfallen. (Manfred Eifert)



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