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Gezähmte Drachen – dicke Freundschaft

Auf eine zeitkritische Zeitreise in das rassistische Amerika geht es in »Green Book«. Foto: nh
Auf eine zeitkritische Zeitreise in das rassistische Amerika geht es in »Green Book«. Foto: nh

Melsungen. Zwei wunderbare Filme werden am Mittwoch, 17. April, dem Publikum in der Stadthalle gezeigt. Um 16.00 Uhr kommen die Kinder bei »Drachen zähmen leicht gemacht« auf ihre Kosten; Erwachsene gehen ab 19.30 Uhr mit »Green Book« auf eine Reise.

Bestleistungen auf Leinwand

In »Drachen zähmen leicht gemacht 3 – die Geheime Welt« haben die beliebten Fabelwesen im DreamWorks-Abenteuer ihren stärksten Auftritt im besten Animationsfilm überhaupt. Mit dem dritten Kinofilm über den Jungwikinger Hicks und den Drachen Ohnezahn wird die Reihe nun zu Ende geführt. Der Eintritt kostet 5 Euro pro Kind.

Die stärksten Storys schreibt bekanntlich das Leben. So auch in »Green Book – eine besondere Freundschaft«, eine Geschichte um einen latent rassistischen Einfaltspinsel, der in den 60er Jahren als Chauffeur für einen sehr gebildeten, schwarzen Musiker anheuert. Die Tour führt in den tiefsten Süden der USA – und die Abgründe der alltäglichen Diskriminierung. Aus dem ungleichen Duo werden alsbald ziemlich beste Freunde. In diese Freundschaft eingeschlossen wird auch der Zuschauer. Der Eintritt kostet 7 Euro.

DRACHENZÄHMEN LEICHT GEMACHT 3 – DIE GEHEIME WELT

Drachen spielen in den aktuellen Filmproduktionen regelmäßig eine Rolle. Ihren vielleicht stärksten Auftritt feierten die beliebten Fabelwesen im DreamWorks-Abenteuer „Drachenzähmen leicht gemacht“, das als einer der besten Animationsfilme überhaupt gilt. Mit dem dritten Kinofilm über den Jungwikinger Hicks und den Drachen Ohnezahn wird die Reihe nun zu Ende geführt.

Mit »Drachen zähmen leicht gemacht« gehen Dream Works Fabelwesen in ihre dritte und letzte Runde. Foto: nh
Mit »Drachen zähmen leicht gemacht« gehen Dream Works Fabelwesen in ihre dritte und letzte Runde. Foto: nh

Inzwischen wimmelt es in der Wikingersiedlung Berk nur so vor Drachen, die dort als zahme Begleiter der Nordmänner leben. Regelmäßig kommen neue Drachen hinzu, wenn der junge Anführer Hicks (Jay Baruchel), seine Freundin Astrid (America Ferrera) und andere Wikinger von Drachenjägern gefangene Exemplare befreien. Im Auftrag der Jäger soll der linkische Drachenfänger Grimmel (F. Murray Abraham) mit dem Nachtschatten Ohnezahn das Alpha-Tier der Kolonie einfangen. Dafür wirft er mit der weißen Tagschatten-Drachin einen verführerischen Köder aus …

Fesche Wikinger mit Flammenschwertern

Bereits die Eröffnungssequenz, in der Hicks und seine Freunde ein Schiff der Drachenjäger kapern, verdeutlicht die erneut tadellose technische Umsetzung des Animationsfilms. Der Angriff findet bei Nacht statt, Nebelschwaden ziehen über das Deck, die in fesche Kampfanzüge gehüllten Wikinger greifen mit Flammenschwertern an, die Drachen mischen ebenfalls mit. Die packend inszenierte Szene macht Lust auf das Folgende und nimmt die düsteren Elemente vorweg, die „Drachenzähmen leicht gemacht 3“ teils prägen – darunter die finstere Drachenjägerinsel und der sinistre Antagonist Grimmel, der Hicks‘ besten Freund Ohnezahn töten will.

Das hohe Animationsniveau halten die DreamWorks-Kreativen über die komplette Laufzeit durch. Selten sahen computergenerierte Wälder so hervorragend aus wie hier, wobei stimmungsvolle Lichtspiele viel zum Zauber beitragen. Ein visuelles Highlight ist der Flug durch eine Gewitterwolke, bei dem, wie auch im restlichen Film, das „erwachsene“ Sounddesign einen Gutteil zur Wirkung beiträgt. Das imposante Schnaufen der Drachen steht dem von Smaug aus den „Hobbit“-Filmen in nichts nach.

Amüsanter Paarungstanz

Auch das Aussehen der Drachen ist sehr fantasievoll. Manche tragen Geweihe, andere sind bunt, ganz klein oder sehr groß, alle verfügen über eine lebhafte und ausdrucksstarke Mimik. Im Mittelpunkt stehen Ohnezahn und der unbenannte weibliche Tagschatten, der optisch und vom Verhalten her an die elegante Robotor-Dame EVE aus „WALL·E“ erinnert. Die hübsch erzählte Drachen-Romanze ist das Herzstück des Abenteuers und beinhaltet unter anderem einen amüsanten Paarungstanz.

Inszenatorisch macht der schon an den Vorgängern beteiligte Regisseur Dean DeBlois ziemlich alles richtig. Allein der Plot gewinnt dem Franchise kaum neue Seiten ab. Abermals steht der unerfahrene Wikingerhäuptling Hicks an der Schwelle zum Erwachsenwerden, wobei ihm Astrid, seine Mutter Valka (Cate Blanchett) und – in eingestreuten Kindheitserinnerungen – das Andenken an den im zweiten Teil verstorbenen Vater den Rücken stärken. Der Schmied Grobian (Craig Ferguson) pocht auf eine Hochzeit zwischen Hicks und Astrid, ein anderer Kumpel mischt sich ungefragt als Eheberater ein.

Emotionales Finale mit Nachklapp

Ohnezahns Reifeprozess spiegelt die Situation von Hicks: Beide durchleben eine ähnliche Entwicklung, was sie einerseits verbindet, andererseits voneinander entfernt. Hicks sorgt sich nicht grundlos um seine Freundschaft zu Ohnezahn, denn der liebestrunkene Drache geht zunehmend eigene Wege. Zugleich erkennt Hicks, dass Ohnezahn in der Nähe der Menschen in Gefahr schwebt, kann sich ein Leben ohne den Freund aber nicht vorstellen. Das emotionale Finale und ein schöner Nachklapp führen das Dilemma und die gesamte Trilogie harmonisch zu Ende.

USA 2019, Regie & Drehbuch: Dean DeBlois, Animationsfilm, 104 Min., ab 6 J.

(Christian Horn)


GREEN BOOK – EINE BESONDERE FREUNDSCHAFT

Die stärksten Storys schreibt bekanntlich das Leben. So wie diese um einen latent rassistischen Einfaltspinsel, der in den 60er Jahren als Chauffeur für einen sehr gebildeten, schwarzen Musiker anheuert. Die Tour führt in den tiefsten Süden der USA – und die Abgründe der alltäglichen Diskriminierung. Aus dem ungleichen Duo werden alsbald ziemlich beste Freunde. In diese Freundschaft eingeschlossen wird auch der Zuschauer. Die beiden Helden haben durchaus ihre Ecken und Kanten. Ihrem unheimlichen Charme wird man freilich kaum widerstehen. Ebenso wenig der warmherzigen Botschaft. In zynischen Zeiten von Hass und Häme, werden humanistische, bewegende Filme zu publikumsträchtigen Leuchttürmen auf der Leinwand.

Reiseführer für Afro-Amerikaner

Wir können auch anders, dachte sich Regisseur Peter Farrelly, dem gemeinsam mit Bruder Bobby vor zwanzig Jahren der ganz große Comedy-Coup „Verrückt nach Mary“ gelang. Die derben „Dumm und Dümmer“-Späße sind vorbei, auch der Bruder fehlt aus familiären Gründen diesmal auf dem Regiestuhl. Sein Solo-Debüt widmet Farrelly einer wahren Geschichte aus den 60er Jahren. Der sonderbare Titel verweist auf ein beschämendes Zeitdokument des alltäglichen Rassismus: „Green Book“ hieß einst jener bis 1966 jährlich erscheinende Reiseführer für Afroamerikaner, der Unterkünfte in den USA empfahl, in der auch Schwarze geduldet waren.

Vorstellungsgespräch in der Carnegie Hall

Dem Italo-Amerikaner Tony Lip (Viggo Mortensen in einer Glanzparade) macht keiner so schnell etwas vor. Mit kleinen Tricks verschafft er sich zielsicher das Wohlwollen einflussreicher Gäste in jenem Club, in dem er als Türsteher tätig ist. Resolutes Auftreten oder ein paar Faustschlägen sorgen bei weniger wichtigen Gäste für Respekt. Als der Club vorübergehend schließt, braucht Tony dringend einen neuen Job. Wie passend, dass Doktor Shirley gerade einen Chauffeur sucht. Etwas verwundert reagiert der Ex-Türsteher, als das Vorstellungsgespräch in der Carnegie Hall stattfinden soll. Noch mehr verblüfft ihn, dass es sich um gar keinen Mediziner handelt, sondern um den Star-Pianisten Dr. Don Shirley (Mahershala Ali). Ausgerechnet Tony soll für einen Afroamerikaner arbeiten? Hat er doch gerade noch in seinem Haus die benutzten Gläser der schwarzen Handwerker angewidert im Müll entsorgt. Doch zweitens ist der Lohn verlockend. Und erstens drängt Gattin Dolores ihn zum neuen Job – da hat der italienische Macho keine Wahl.

Dem Chaffeur ist nichts zu schwer

Dem ungleichen Duo steht eine zweimonatige Konzerttour durch den tiefsten Süden bevor. Die türkisfarbene Limousine wird schnell zum Schauplatz diverser Scharmützel zwischen dem ruppigen Chauffeur und seinem vornehmen Fahrgast- „Macht keinen Spaß, so klug zu sein!“, quittiert Tony die nachdenkliche Art von Don. Umgekehrt nimmt er gerne dessen Hilfe an, wenn es um poetische Liebesbriefe an Dolores geht. Mit jedem zurückgelegten Kilometer finden die beiden ein bisschen näher zueinander. Und wehe, seinem Schützling drohen rassistische Rowdys Prügel an oder Cops zücken die Handschellen – dem Chauffeur ist nichts zu schwer. Gegen die strukturelle Diskriminierung kann freilich auch Toni nichts ausrichten. Seien es die vornehmen Gastgeber, die ihrem Konzertstar die Toilette im Haus vorweigern. Kleidergeschäft, wo Schwarze ihre Anzüge nicht anprobieren dürfen. Oder ein Nachtfahrverbot für Afroamerikaner. Don Shirley lässt sich von all den Schikanen nicht beeindrucken: „Würde siegt immer!“ lautet seine Parole. Bisweilen freilich kann auch ein Anruf bei Kennedy höchstpersönlich nicht schaden.

Gutherzige Quasselstrippe

Regisseur und Koautor Peter Farrelly gelingt mit diesem warmherzigen, lakonisch komischen Antirassismus-Drama ein Film mit Klassiker-Qualitäten. Das ungleiche Paar ist psychologisch plausibel und ebenso pointenstark entwickelt. Mahershala Ali („Moonlight“) verleiht dem sensiblen Pianisten charismatischen Glanz. Derweil Viggo Mortensen als gutherzige Quasselstrippe dem Affen mit sichtlichem Vergnügen reichlich Zucker geben darf. Intellektuell mag das Arbeiterkind aus der Bronx kaum glänzen. Was Haltung und Werte anlangt, stellt er sie alle mit nonchalanter Selbstverständlichkeit in den Schatten: Die bigotten Bonzen in ihren feinen Villen. Die homophoben Cops. Die ehrenwerten Ladenbesitzer mit diskriminierendem Geschäftsmodell. Rasse, Bildung und Klasse sind für Toni keine Hürden. Zumindest keine, die von dem leidenschaftlichen Food-Fan mit einem Kentucky Fried Chicken-Menü nicht überwunden werden könnten.

USA 2018, Regie: Peter Farrelly, Darsteller: Viggo Mortensen, Mahershala Ali, Linda Cardellini, Don Stark, P.J. Byrne, 130 Min., ab 6 J.

(Dieter Oßwald)



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