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Bischof i.R. Dr. Roth referierte über Verantwortung der Weltreligionen

Abschlussgespräch nach der Schulveranstaltung: (v.l.): Dr. Frank Lilie, Schulpfarrer Ursulinenschule, Jutta Ramisch, Oberstudiendirektorin und Schulleiterin, Dr. Diethardt Roth, Bischof i.R. Referent, Christian Henze, Oberstudienrat, Sprecher Bettina von Arnim Forum und stellvertretender Leiter GSP Sektion Fritzlar-Schwalm-Eder. Foto: Reinhold HockeFritzlar. Möglichst viele junge Menschen ansprechen und ihnen nahebringen, wir wichtig angesichts der vielen Kriege auf der Welt Frieden und Freiheit sind. Das war das Ziel einer Veranstaltungsreihe, die die Sektion Fritzlar-Schwalm-Eder der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) am Mittwoch, 2. März, in Fritzlar startete. Bischof im Ruhestand Dr. Diethardt Roth aus Melsungen sprach vormittags in der Ursulinenschule vor 70 Schülern der Jahrgangsstufe 12 und am Abend im Haus an der Eder. Sein Thema: Rolle und Verantwortung der Religion für die Förderung des Friedens in der Welt.

Diese Form der Kooperation bei Veranstaltungen hat die GSP neun Schulen in den Kreisen Schwalm-Eder und Waldeck-Frankenberg angeboten. Weitere sollen folgen. Interessenbekundungen gibt es neben der Ursulinenschule bereits von der Geschwister-Scholl-Schule Melsungen, der Theodor-Heuss-Schule in Homberg und der Alten Waldecker Landesschule in Korbach.

„Wir müssen die jungen Menschen erreichen”, sagt Reinhold Hocke, Leiter der GSP-Sektion mit 500 Mitgliedern im Kreis. Ziel sei die Zusammenarbeit mit möglichst vielen Schulen der Region.

Der Ausgangspunkt: Medien berichten täglich von Gewalt in Staaten und Gesellschaften und zwischen Staaten. Wo liegen die Ursachen des Unfriedens? Welche Rolle spielen die so genannten Weltreligionen? „Die Konflikte produzieren weltweit etwa 60 Millionen Flüchtlinge”, sagt Hocke, „Deutschland und Europa erleben davon nur einen kleinen Ausschnitt”.

Bei den beiden Veranstaltungen am Mittwoch ging es darum, wie ein friedliches Miteinander der Religionen in ihrer Vielfalt bei uns und weltweit gefördert werden kann, welche Impulse die Religionen für eine friedliche Gesellschaft geben können. Hocke: „Wir möchten deutlich machen, dass das Engagement für Frieden, Freiheit und Sicherheit auch die Religionen einbeziehen muss.” Die Förderung von Frieden und Freiheit sei ein ständiges Projekt aller gesellschaftlichen Gruppen.

Ein spannendes Thema auch für junge Menschen. Darin waren sich die Mitorganisatoren Christian Henze und Dr. Frank Lilie einig. Henze ist Lehrer an der Ursulinenschule und Sprecher des Bettina von Arnim-Forums, Dr. Lilie der Schulpfarrer. „Frieden ist ein Thema, das sich nicht von selbst versteht, es muss hart erarbeitet werden”, sagt Dr. Lilie. Er tritt ein für Friedenserziehung so früh, so konkret und so praxisnah wie möglich, „und damit sind wir in der Schule”.

Bischof i.R. Dr. Roth referiert über Verantwortung der Weltreligionen. Foto: Reinhold HockeDie Sehnsucht des Menschen nach Frieden und die Friedlosigkeit in der Welt stehen bis heute in hartem Kontrast zueinander, sagte Bischof im Ruhestand Dr. Diethardt Roth. Nach seinen Worten haben die Weltreligionen Christentum (2,3 Milliarden), Islam (1,6 Milliarden), Hinduismus (940 Millionen), Buddhisten (460 Millionen), Juden (15 Millionen), Andere einschließlich Atheisten (1,5 Milliarden) bei einer Weltbevölkerung von rund 7,3 Milliarden Menschen „nicht immer zur Förderung des Friedens in ihren eigenen Reihen und untereinander beigetragen”. Das sei ein beschämendes Zeugnis bis heute.

In allen Weltreligionen sei der Friedenswille in unterschiedlicher Weise verankert. Die Weltreligionen seien weiterhin aufgefordert, ihre Gesellschaften und Staaten zum Frieden zu ermutigen. Die Vertreter der Religionen müssten dabei kritische Nähe und Distanz zu den Staaten, in denen sie leben, und deren Politik halten. Im Rahmen der Religionsfreiheit habe jede Religion das Recht und die Pflicht, Missstände in Staat und Gesellschaft zu benennen und sich friedlich für die Überwindung  einzusetzen. Kulturfeindlichkeit sei kritisch zu hinterfragen. Die Weltreligionen haben im Manifest von Assisi, so betont Roth, zum Ausdruck gebracht: „Nie wieder Krieg, nie wieder Terrorismus. Religionen verpflichten sich zum Frieden.”

Im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern der Ursulinenschule ging es beispielsweise um die Überwindung von Angst und die Sorge um Überfremdung. Roth ermutigte, die Ursachen der eigenen Angst zu ergründen. Er nannte die verschwindend geringe Zahl von Christen, die über die Grundlagen ihres eigenen Glaubens Rede und Antwort stehen können. Nur etwa fünf Prozent der Christen praktizieren ihren Glauben, berichtete der Bischof.

In der Abendveranstaltungen löste die seit 1919 in Deutschland geltende Trennung von Kirche und Staat Diskussionen zum ausschließlich staatlichen Gewaltmonopol aus. Der Referent verurteilte die staatliche Duldung von Parallelgesellschaften, die mitunter sogar mit der Scharia eine eigene Gerichtsbarkeit pflegen. „ Staatsversagen“ nannte er, wenn sich deutsche Polizei nicht mehr in „Brennpunktstadtteile“  größerer Städte hineinwage. Ebenso einig war sich Roth mit den Diskutanten, dass das generelle Verbot von Schweinefleisch in deutschen Kindergärten und Schulen nicht mit der Religionsfreiheit zu begründen sei. Jeder soll den Regeln seiner Religion entsprechend wählen was er das Angebot enthalte. Die in der deutschen Verfassung verbrieften Grundrechte gelten für alle, auch für Flüchtlinge und Asylsuchende.

Mit dem Überreichen der Beitrittserklärung für seine Ehefrau Susanne und sich persönlich bekundete der Bischof sein besonderes Interesse an der Arbeit der GSP und ihres gemeinnützigen Wirkens. Als dankbarer Vorsitzender warb Hocke mit Blick in den Kreis von rund 70 Zuhörern für Nachahmung.

Zur Person
Bischof im Ruhestand Dr. Diethardt Roth (74) ist Vorsitzender der Vereine „Humanitäre Hilfe Osteuropa” und des Melsunger Jugendtreffs, Mitglied des Verwaltungsrates des Beiserhauses in Knüllwald und Beauftragter der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) für Entwicklungszusammenarbeit. Roth lebt in Melsungen. (m.s.)

Größte Sektion in Deutschland
Die Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) ist bundesweit tätig und laut Satzung überparteilich, überkonfessionell und unabhängig. Sie ist Nachfolgerin der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik, die sich in der Vergangenheit vorwiegend mit wehr- und verteidigungspolitischen Themen befasste. Mit 500 Mitgliedern ist die Sektion Fritzlar-Schwalm-Eder nach Angaben ihres neuen Leiters, Reinhold Hocke, die stärkste aller 93 Sektionen im Bundesgebiet.

Die nächsten öffentlichen Termine, jeweils ab 19.30 Uhr im Haus an der Eder in Fritzlar: Donnerstag, 17. März: Dr. Thomas Wiegand, China unter Druck – Fragen zur globalen Dimension der wirtschaftlichen Entwicklung; Mittwoch, 20. April, Syrien-Experte Dr. Kinan Jaeger, Deutschland was nun? Antworten eines Islam-Wissenschaftlers zu aktuellen Fragen der Flüchtlingspolitik in Europa; Mittwoch, 25. Mai, Leitender Polizeidirektor Karl-Heinz Schenk, Fragen zur Inneren Sicherheit – die Bundespolizei informiert.

Die GSP wird vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung gefördert. Einen Teil der Kosten deckt sie als gemeinnütziger Verein über Spenden.

Kontakt: Reinhold Hocke, Mosheim, Telefon (05662) 939556, E-Mail: reinhold.hocke@gmx.net, www.gsp-sipo.de/lb4/fritzlar. (rho)



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