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Andy Dittmar lieferte Tobias Dahm lange Widerstand

ajw130617aMelsungen. Unter dem Beifall des sachkundigen Melsunger Publikums wuchtete Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) bei seinem letzten Stoß die Kugel 30 Zentimeter hinter den Balken, der sich bei 19,50 Meter in der Kugelstoßanlage befand. Der Dritte der deutschen Meisterschaften von 2012 wusste, dass er die Kugel beim Abstoß genau getroffen hatte, denn er schrie vor Freue und reckte den rechten Arm in die Höhe, als sich die 15 Pfund schwere Eisenkugel noch in der Luft befand.  Das war nicht nur der Sieg, der ihm fast 600 Euro einbrachte, sondern damit setzte Tobias Dahm auch ein Achtungszeichen für die deutschen Meisterschaften am 6. und 7. Juli in Ulm. „Ich wusste, dass ich gut drauf bin und hatte mir in Melsungen eine neue Bestweite vorgenommen, aber wenn man mehr als zwei Stunden konzentriert und in Spannung bleiben muss, dabei noch fast 20 fast hundertprozentige Stöße auszuführen hat, dann geht das am Ende an die Substanz“, sagte er dennoch freudestrahlend, und das Publikum dankte es ihm mit einem lang anhaltenden Beifall.

Tobias Dahm, der Vorjahressieger und Dritter bei den deutschen Meisterschaften, beherrschte beim 5. nationalen Meeting um den Dr. Friedrich-Stracke-Pokal das Kugelstoßen mit einer imponierenden Sicherheit.  Schon beim Qualifikationswettkampf kam er auf 18,77 Meter und räumte alle heimlichen Hoffnungen seiner Konkurrenten aus dem Wege. Fast alle, muss man sagen,  denn der 39-jährige Andy Dittmar (BiG Gotha) beeindruckte nach seiner langen Verletzungspause ebenfalls mit großartigen Weiten.  In der Qualifikation überraschte der sympathische Athlet aus Thüringen mit 18,52 Meter. „Ich wollte heute zum Saisoneinstieg in Melsungen 18 Meter plus X stoßen, und die hatte ich gleich im ersten Stoß  mit 18,52 Meter erreicht“, strahlte der ehemalige 20m-Kugelstoßer, der in zwei Wochen  „sein“ Meeting auf Schloss Friedenstein ausrichtet.

ajw130617bajw130617cMehmet Yarimay (LG Olympia Dortmund), der am Vortag bei den deutschen Meisterschaften der U23 in Göttingen mit 17,59 Meter die Bronzemedaille gewonnen hatte, verbesserte sich im Qualifikationswettkampf auf 17,85 Meter.  Auch Tobias Hepperle (VfB Stuttgart), der Sieger aus dem Jahr 2011, zeigte sich in der Quali mit 17,46 Meter zufrieden.   „Ich möchte heute nach meiner langen Verletzungspause über 17 Meter stoßen“, sagte Leonid Ekimov (LC Paderborn) vor dem Wettkampf und hatte mit 17,22 Meter fast keine Mühe.

Mario Labisch (LG Eintracht Frankfurt), der hessische Meister, blieb mit 16,77 Meter unter der anvisierten Marke.  Und der 62-jährige Johann Stein (TV Werther), deutscher Kugelstoßmeister der M55 in den Jahren 2006, 2007, 2009 und 2010,  glänzte mit einer Steigerung auf 14,08 Meter.  Er wurde von Alan Seatory betreut, der am 06.10.1974 in Bremerhaven den Diskus auf 61,00 Meter warf und vor mehr als 30 Jahren mit dem Melsunger Organisationschef viele Wettkämpfe bestritt.

Ein Wiedersehen gab es auch mit Friedrich-Georg Ritter (BSV Schönau), der in der M65 startete und aus Heidelberg in die nordhessische Fachwerkstadt reiste, um die Atmosphäre zu erleben, von der die Kugelstoßer immer wieder schwärmen.

Als beste Teilnehmerin qualifizierte sich Meike Naumann (TuS Geismar) mit 13,73 Meter vor der U18-Starterin Janina Rohde (12,75 m) und Carmen Hildebrandt, (W45)  aus Thüringen  mit 12,24 m.

Eine Stunde später ging es beim zweiten Wettkampf buchstäblich „um die Wurst“, denn bei dieser Entscheidung wurde die kulinarische Kultur des nordhessischen Nahrungsmittels Nummer eins an die Athleten ausgegeben.  Um aber an diese nordhessische Spezialität zu gelangen, die mit einer weiteren Geldprämie ausgegeben wurde, war allem Nervenstärke gefragt war.  Nach jedem Durchgang schieden zwei  Athleten mit den schwächsten Leistungen des jeweiligen Versuchs aus.

ajw130617dajw130617eTobias Dahm,  der Dritte der Deutschen Meisterschaften von 2012, demonstrierte auch in diesem Wettkampf seine Klasse.  Man merkte ihm förmlich an, dass er für das  Pokalstoßen noch Reserven hatte und diese noch nicht zeigen wollte.  Auch Andy Dittmar, der einen lockeren Sicherheitsstandstoß über 17,50 Meter dem staunenden Publikum vorführt , war an diesem Nachmittag sehr gut aufgelegt.  Und so war es eigentlich logisch, dass sich wie bereits beim Qualifikationswettkampf die beiden Favoriten Dahm und Dittmar souverän durchsetzten und sich im sechsten und damit letzten Stoß gegenüberstanden.  Während Tobias Dahm die Kugel nur vier Zentimeter vor der 19m-Marke landen ließ, kam Andy Dittmar auf  18,11 Meter.

Im Halbfinale blieben Mehmet Yarimay (17,21 m) und Leonid Ekimov (17,08 m) hängen, während Tobias Hepperle (17,03 m) und  Mario Labisch (16,72 m) sich bereits eine Runde vorher verabschieden mussten.

Für den abschließenden Pokalwettkampf hatten sich die 12 besten Athleten qualifiziert, die alle eine Geldprämie erhielten.  Aber Leonid Ekimov, der vielleicht Platz sechs oder noch mehr hätte erreichen können, verschenkte mindestens 250 Euro, weil er unverrichteter Dinge nach Hause fuhr. Da freuten sich die Wettkämpfer mit den schwächeren Leistungen, so dass plötzlich die 16-jährige Janina Rohde zum ersten Mal in den Genuss eines Zahltages kam und über 150 Euro einstecken konnte.

Tobias Dahm,  2,03 Meter groß und 135 kg schwer, war auch in diesem Pokalfinale der überragende Athlet. Wenn er diese Form hält oder gar noch ein Stückchen verbessert, dann könnte er bei den deutschen Meisterschaften in Ulm ein Wort um Bronze, vielleicht sogar um Silber mitreden, wenn man davon ausgeht, dass David Storl seine Sicherheit beim Abstoß wiederfindet und damit auf Gold programmiert sein wird.

ajw130617fNachdem nur noch Mehmet Yarimay, Tobias Hepperle und Mario Labisch im Wettbewerb waren, stieg der Sindelfinger bei einer Weite von 16,50 Meter in das Geschehen ein.  Andy Dittmar verzichtete sogar noch und begann erst bei 17,00 Meter.  Diese Weite war für Mario Labisch an diesem Tag das Ende der Fahnenstang.  Hinter Dahm und Dittmar entbrannte zunächst ein harter Zweikampf um die Bronzemedaille, aber als Mehmet Yarimay mehr als 30 Zentimeter über den Balken stieß, der in der Zwischenzeit bei 18 Meter lag, war auch der Kampf um Platz drei entschieden.

Norbert Weinreich aus Melsungen, der seit fünf Jahren als Feldschiedsrichter fungiert, legte mit seinen Helfern den Balken auf 18,75 Meter.  Andy Dittmar nahm seine ganze Kraft, aber vor allem seine Routine aus so vielen Wettkämpfen noch einmal zusammen und wuchtete die Kugel etwa 40 Zentimeter über das Hindernis. „Das war ein 19m-Stoß“ riefen einige Zuschauer und spendeten lauten Beifall.  Aber sie hatten nicht auf die rote Fahne geachtet, die gehoben wurde, denn Andy Dittmar konnte diesen technisch schönen Stoß nicht halten, so dass er für ungültig erklärt werden musste.

„Ich hebe mir diese Weite für das Schloss-Meeting am 29. Juni in meiner Heimatstadt Gotha auf“, sagte der 39-Jährige recht optimistisch ins Mikrofon und die Zuschauer verabschiedeten ihn mit einem lang anhaltenden Beifall.

Der Sieger stand schon fest, aber Tobias Dahm gab eine Zugabe nach der anderen. Länger als zuvor konzentrierte er sich bei seinem Versuch, die Eisenkugel über den Balken, der in der Zwischenzeit auf  19,50 Meter gelegt wurde, zu stoßen. Schnell im Abstoß, aber noch nicht optimal aus den Beinen, wuchtete er die Kugel aus der rechten Stoßhand und ließ den Eisenball knapp vor der 20m-Linie landen.

Bei der Siegerehrung durch Melsungens frisch gewählten Bürgermeister Markus Boucsein waren sich alle Athleten einig:  Das 5. Kugelstoß-Meeting in Melsungen war absolut spitze. Wieder einmal standen im Melsunger Waldstadion die Wettkämpfer im Mittelpunkt.  Die Moderation und die vielen Informationen die die Zuschauer von Alwin J. Wagner erhielten, waren beeindruckend. „Da macht es richtig Spaß, die Kugel zu stoßen.  Ich komme gerne nächstes Jahr wieder hier her, vielleicht stoße ich dann über 20 Meter“, sagte ein strahlender Tobias Dahm und fuhr wieder nach Sindelfingen zurück. (ajw)



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