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Treysa wäre fast Hafenstadt geworden

Webseite Hugenotten- und Waldenserpfad. Screenshot: nh

Webseite Hugenotten- und Waldenserpfad. Screenshot: nh

Treysa. „Auf Hugenottenspuren – Der Landgraf-Carl-Kanal blieb nur ein Traum“ in Treysa und Frankenhain. Europas kulturelles Erbe und seine reiche, von Vielfalt, Toleranz und interkulturellem Dialog geprägte Geschichte in lokaler und europäischer Ausrichtung stehen im Mittelpunkt des europäischen Kulturerbejahrs 2018. Die Stadt Schwalmstadt und der Stadtteil Frankenhain engagieren sich gemeinsam mit der Europarat-Kulturroute „Hugenotten- und Waldenserpfad“ in diesem Kulturerbejahr mit einem Kulturerlebnistag am 26. August 2018.

Schon der Landgraf dachte europäisch

Diese Veranstaltung greift beide Dimensionen des Kulturerbejahrs auf: Die Geschichte der Hugenotten, die auch in Treysa und Frankenhain heimisch wurden und die ehrgeizigen Pläne des Landgrafen Carl von Hessen-Kassel, der mit der Verfolgung eines Binnenkanalbaus durch Hessen bis an den Rhein europäische Ideen entwickelte. Ein heute kaum noch bekanntes Planungsvorhaben. Der Kanal wurde jedoch nie vollendet – heute verkörpert die durch Treysa in Richtung der Hugenottenkolonie Frankenhain ziehende Europarat-Kulturroute „Hugenotten- und Waldenserpfad“ die Europa-Idee. Sie verbindet als markierter Wanderweg über 2.000 km die einstige Heimat der Glaubensflüchtlinge Hugenotten und Waldenser in Südfrankreich und Norditalien mit ihren Siedlungsgebieten in Baden-Württemberg und Hessen.

Treidelkahn verweist auf Kulturerbe zwischen Geschichte und Gegenwart

Im Vorfeld des Kulturerlebnistages haben sich Jugendliche der Berufshilfe Hephata im Rahmen des Projekts „Justiq“ mit der landgräflichen Kanalplanung beschäftigt. Am Kulturerlebnistag werden sie die Ergebnisse ihrer Projektarbeit präsentieren: Kulturerbe wird so zwischen Geschichte und Gegenwart geteilt.

„Wären die Pläne realisiert worden, wäre Treysa heute eine Binnenhafenstadt in zentraler Lage!“ resümiert, schmunzelnd Bürgermeister Stefan Pinhard. Der Treidelkahn wertet zudem den bisherigen Standort auf. Die gärtnerischen Arbeiten führte der Bauhof aus. Der Bau des Treidelkahns wurde vom Verein Hugenotten- und Waldenserpfad e.V. beauftragt.

Kulturerlebnis beginnt am Treidelkahn

Der Kulturerlebnistag beginnt am Sonntag, dem 26. August 2018 um 12.00 Uhr am Treidelkahnstandort Sachsenhäuser Straße Ecke Walkmühlenweg in Treysa. Die Veranstaltung startet mit der Einweihung eines nachgebauten hölzernen Treidelkahns, der in der Nähe des Wieraufers fest installiert und auch nach der Veranstaltung für jedermann zugänglich sein wird. Danach geht es ab 13.00 Uhr gemeinsam auf Wanderschaft in die Hugenottenkolonie Frankenhain. Die Wegstrecke beträgt ca. 4 km. Ab 14.00 Uhr beginnen dort am Hugenottenplatz neben dem Friedhof die Feierlichkeiten zum Hugenottensonntag. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Sharing Heritage – das Kulturerbe teilen

Der Kulturerlebnistag ist ein offizieller Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 und wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Das Europäische Kulturerbejahr 2018 trägt das Motto: „Sharing Heritage – das Kulturerbe teilen“.

Veranstalter ist der Verein Hugenotten- und Waldenserpfad e.V. in Kooperation mit der Stadt Schwalmstadt, dem Stadtgeschichtlichen Arbeitskreis e.V., dem Verein Hugenotten- und Geschichtsverein Frankenhain e.V. und der Berufshilfe Hephata.

Historischer Hintergrund:

Landgraf Carl von Hessen-Kassel hatte zur Beflügelung des wirtschaftlichen Aufschwungs in seinem Land ehrgeizige Pläne. Unter anderem wollte er zur Verbesserung des Güterverkehrs einen Schifffahrtsweg in Form eines Treidel-Kanals zwischen Weser und Lahn bauen. Auf solchen Treidel-Kanälen wurden die Schiffe vom Ufer aus auf „Treidelpfaden“ von Menschen, Ochsen oder Pferden stromaufwärts gezogen.

Der Hugenotte Denis Papin, Physikprofessor an der Universität Marburg, unterstützte ihn mit seiner Erfindung der Doppelkammerschleuse zur Überwindung der Wasserscheiden. Landgraf Carl begann 1710 mit dem ehrgeizigen Kanalbauprojekt in der Hugenottenstadt Bad Karlshafen. Der Kanal sollte bis nach Marburg verlaufen, von da ab sollten die Schiffe lahnabwärts zum Rhein fahren. Letztlich verfolgte Landgraf Carl damit ein Vorhaben von europäischer Bedeutung – ein Schifffahrts-Bindeglied und zollfreier Warenverkehr von Nord- nach Südhessen. Die Kanalbauarbeiten endeten 1729 und erreichten beinahe Hofgeismar. Landgraf Carl starb 1730, sein Werk wurde aus Kosten- und Technikgründen nicht fortgesetzt, die Schifffahrt eingestellt.

Die Baupläne zeigen uns aber, wohin ihre Realisierung hätte führen können: Vor Treysa wäre ein Hafenumschlagplatz entstanden, und zur Überwindung der Rhein-Weser-Wasserscheide wären zwischen Mengsberg und Hatzbach ein Kanaltunnel von ca. 20 m Tiefe und Schleusenbauten notwendig geworden. Zur Erinnerung an die für die damalige Zeit außergewöhnlichen, weitreichenden Planungen von Landgraf Carl sollen an vier Standorten (Bad Karlshafen, Hofgeismar, Treysa, Rauschenberg) am realen bzw. imaginären Kanalverlauf Treidelkahn-Nachbauten aufgestellt werden. Die Treidelkähne sind das Ergebnis eines Kultur- und Kunstprojekts, dass der Hugenotten- und Waldenserpfad e.V. mit verschiedenen lokalen Partnern als Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 durchgeführt hat.

Hugenotten- und Waldenserpfad:

Der Hugenotten- und Waldenserpfad ist eine vom Europarat anerkannte europäische Kulturroute. Die Flucht der Hugenotten und Waldenser sowie die dabei von ihnen gewählte Route war Ausgangspunkt für die Etablierung des Fernwanderwegs. Die Länder Frankreich, Italien, die Schweiz und Deutschland entwickelten gemeinsam den Streckenverlauf des rund 1.800 Kilometer langen Kulturfernwanderwegs, der dem belegten, realen historischen Fluchtweg der Hugenotten aus der Dauphiné von Poët-Laval bis Bad Karlshafen folgt. Kurz vor der französisch-schweizerischen Grenze vereinigt sich der Exilweg der Waldenser mit dem Weg der Hugenotten. Er rückt das Kulturerbe der Glaubensflüchtlinge ins Bewusstsein – nicht nur für Wanderer, die durch ihr langsames Voranschreiten auf besondere Weise die Flucht nachempfinden können.

Weitere Informationen unter: www.hugenotten-waldenserpfad.eu

(red)



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