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WM-Titel für Jutta Pfannkuche

 

Siegerehrung im Hochsprung der W60 mit Weltmeisterin Jutta Pfannkuche (Melsungen). Foto: nh

Siegerehrung im Hochsprung der W60 mit Weltmeisterin Jutta Pfannkuche (Melsungen). Foto: nh

Malaga (Spanien) / Melsungen. Bei den 23. Senioren-Weltmeisterschaften in Malaga (Spanien) gaben über 8000 Leichtathleten über 16 000 Meldungen ab. Die Entwicklung, die sich schon seit einigen Jahren deutlich abzeichnete, setzte sich auch in Malaga fort. 

Zwei Wettkämpfer der Melsunger Turngemeinde

Immer mehr Länder teilen sich den Medaillenkuchen und immer mehr Länder kommen hinzu. Mit Jutta Pfannkuche (Hochsprung) und Norbert Weinreich (Diskuswurf) waren auch zwei Leichtathleten der Melsunger Turngemeinde am Start, die bereits zu Beginn des Jahres bei den deutschen Hallen- und Winterwurfmeisterschaften in Erfurt mit zwei Silbermedaillen auf sich aufmerksam gemacht hatten.

Nach einer Wettkampfpause von 16 Jahren kehrte Jutta Pfannkuche erst zu Beginn des Jahres bei den Kreis-Hallenmeisterschaften auf die Leichtathletik-Bühne zurück und überquerte auf Anhieb 1,25 Meter. Eine Woche später sicherte sie sich in Stadtallendorf mit 1,29 Meter den Landestitel in der W60. Am 3. März sorgte sie in Erfurt für ein großes Ausrufezeichen, als sie bei den deutschen Hallenmeisterschaften höhengleich mit der Siegerin Ute Böggemann (Düsseldorf) 1,38 Meter übersprang. Seit diesen Titelkämpfen ist sie Mitinhaberin des deutschen Hallenrekordes in dieser Altersklasse.

Die 60-jährige Jutta Pfannkuche bei ihrem Sprung über 1,39 Meter. Foto: nh

Die 60-jährige Jutta Pfannkuche bei ihrem Sprung über 1,39 Meter. Foto: nh

Rekordsprung schon zu Saisonbeginn

Die Freiluftsaison eröffnete Jutta Pfannkuche bei den Kreismeisterschaften am 5. Mai in Felsberg mit dem nächsten Rekordsprung. Sie drückte die 16 Jahre alten nordhessische Bestleistung von Irma Kirchhofs (Borken, 1,23 m) um sieben Zentimeter weiter nach oben. Natürlich war das noch nicht das „Ende der Fahnenstange“, denn als Nordhessenmeisterin sprang sie über 1,36 Meter und verbesserte damit nicht nur den Landesrekord in ihrer Altersklasse um einen Zentimeter, sie fuhr auch mit der besten Meldeleistung als Favoritin zu den Deutschen Seniorenmeisterschaften nach Mönchengladbach. Dort blieb sie bei 1,32 Meter hängen und stand plötzlich mit leeren Händen da, weil drei Konkurrentinnen über 1,35 Meter sprangen.

„Ich war in der Lage über 1,35 Meter zu springen, aber nach zehn Sprüngen hatte ich keine Kraft mehr in meinen Beinen. Durch den böigen Wind kam ich auch nicht mehr mit dem Anlauf zu recht“, sagte Jutta Pfannkuche, der man damals die Enttäuschung über ihren vierten Platz ansah. „Ich werde mich nach dem Urlaub mit einem Beinkrafttraining für die WM vorbereiten. Vielleicht springe ich in Malaga 1,36 und mehr“, sagte die jung gebliebene Hochspringerin. „Bei einem intensiven Krafttraining mit zwei Einheiten in der Woche traue ich Jutta Höhen jenseits von 1,40 Meter zu“, sagte Alwin Wagner.

Gut vorbereitet in den Wettkampf

Die von Natur aus mit einer idealen Hochspringer-Figur ausgestattete Athletin aus dem Melsunger Stadtteil Schwarzenberg flog – begleitet von ihrem Ehemann – gut vorbereitet in die zweitgrößte Stadt Andalusiens an der Costa del Sol. Vor dem Abflug gab Bruno Knöpfel, Vater der Melsunger U18-Hammerwerferin Fabienne, Hans-Gerhard Pfannkuche noch einige Tipps mit auf dem Weg, worauf er beim Hochsprunganlauf seiner Frau besonders achten sollte.

Schrittweise immer höher

16 Hochspringerinnen aus Argentinien (1), Australien (1), Brasilien (1), Deutschland (3), Italien (1), Kanada (2), Lettland (2), Slowakei, Spanien, USA (2) und Ungarn (1) nahmen bei der Anfangshöhe von 1,18 Meter den Wettkampf auf. Die Favoritenrolle besaß Geremias Conceicao aus Brasilien, die in diesem Jahr schon über 1,40 Meter gesprungen war. Jutta Pfannkuche stieg bei 1,24 Meter in den Wettbewerb ein. Als noch sechs Springerinnen im Wettkampf waren, wurde die Latte auf 1,35 Meter gelegt.

Während Jutta Pfannkuche und die Brasilianerin diese Höhe auf Anhieb überquerten, musste Carmen Karg (Olympia Kirchberg), die bei der Senioren-WM 1995 in Buffalo (USA) den Weltrekrod der W40 auf 1,72 Meter verbessert hatte, ein zweites Mal springen. Auch Elisabeth Wisniewski von der LG Rodgau sprang über 1,35 Meter, allerdings erst im dritten Versuch. Da sie bei der nächsten Höhe von 1,35 an der Endstation angekommen war, belegte die zweite Hessin in diesem Wettbewerb den vierten Platz. Jutta Pfannkuche und Carmen Karg sowie die Brasilianerin überquerten problemlos die Höhe von 1,35 Meter und es sah so aus, als ob alle drei Athletinnen in der Lage waren, auch die nächsten beiden Höhen zu meistern.

Kraftvoller Fußaufsatz

Bei 1,37 m leistete sich Jutta Pfannkuche einen Fehlversuch und fiel auf den dritten Platz zurück, weil ihre beiden Konkurrentinnen diese Höhe im ersten Versuch übersprungen hatten. Aber es war nur ein Flüchtigkeitsfehler, der im zweiten Durchgang schon korrigiert werden konnte. Die Spannung war zum Greifen nahe, als die Latte auf 1,39 Meter gelegt wurde. Erneut riss Jutta Pfannkuche diese Höhe im ersten Versuch. Aber auch Karg und Germemias scheiterten mit ihrem ersten Sprung. Vor dem zweiten Versuch stand die Melsunger Springerin konzentriert am Ablaufpunkt. Sie lief dieses Mal korrekter an und zeigte einen aktiven Fußaufsatz. Folge, sie flog souverän über 1,39 Meter. Jetzt waren die beiden Konkurrentinnen gefordert. Sollten sie diese Höhe im zweiten Versuch nicht meistern, würde Jutta Pfannkuche in Führung gehen.

Carmen Karg und Conceicao Aparecida Geremias scheiterten noch zweimal an 1,39 Meter und damit stand fest: Die Melsunger Turngemeinde hat seit dem 10. September 2018 mit Jutta Pfannkuche wieder eine Senioren-Weltmeisterin in ihren Reihen. Nach Harry Geier, Hella Böker und Alwin Wagner holte die Seniorin aus Schwarzenberg den vierten Weltmeistertitel in die Bartenwetzerstadt nach Melsungen.

Urkunde von W60-Siegerin Jutta Pfannkuche.  Foto: nh

Urkunde von W60-Siegerin Jutta Pfannkuche. Foto: nh

Oberste Stufe der Siegertreppe

Bei der anschließenden Siegerehrung stand Jutta Pfannkuche auf dem obersten Treppchen und durfte bei ihrer ersten internationalen Meisterschaft die Goldmedaille in Empfang nehmen.

„Während der Nationalhymne bekam ich feuchte Augen, denn alle wichtigen Stationen meines Lebens sind in diesem Augenblick wie im Zeitraffer an mir vorübergezogen. Es war eine tiefe Freude! Und es war auch schön, den Beifall der deutschen Zuschauer, die der Siegerehrung beiwohnten, zu hören“, sagte die sympathische Mutter von zwei erwachsenen Töchtern, die stets zurückhaltend war, weil ihr die Rolle einer Selbstdarstellerin nicht liegt. Jutta Pfannkuche überzeugte lieber mit Leistung, Willensstärke und Erfolg.

Diskuswurf auf lang erarbeiteter Basis

Auch Norbert Weinreich wird Malaga in guter Erinnerung behalten. Der 50-jährige Diskuswerfer der Melsunger Turngemeinde hatte sich für diese Weltmeisterschaften eine neue Bestleistung mit dem 1,5kg-Gerät vorgenommen. Nicht Wunschdenken, sondern die im Training lang erarbeitete solide Basis um 44 Meter, die er sich mit Gymnastik, Kraft- und Wurftraining erarbeitete, gaben dem IT-Fachmann diese Zuversicht. Leichtathletik ist nämlich keine Sportart für Shooting-Stars, denn die meisten Läufer, Springer und Werfer ernten die Früchte ihres Trainings erst nach Jahren.

48 Werfer aus 21 Ländern, die aus vier Kontinenten, die an die Costa del Sol anreisten, ermittelten ihren M50-Weltmeister. Nach der Meldeleistung wurden in drei Gruppen mit aufsteigender Leistung geworfen. Norbert Weinreich, Vierzehnter der Meldeliste, konnte in der letzten und damit stärksten Gruppe starten. Schon beim Einwerfen zeigte er seine Klasse, denn ruhig in der Drehung und sicher beim Abwurf ließ er die Scheibe weit hinter der 40m-Marke landen. Nebenbei beobachtet er, wie aufgeregt und unruhig einige seiner Konkurrenten waren.

Kreisrekord auf 45,42 Meter verbessert

Als Adrian Stockill den Wettkampf der dritten Gruppe eröffnete, lag der Schwede Lars Karlson als bester der beiden ersten Gruppen mit 42,38 Meter in Führung. Aber der Neuseeländer, der mit einer Jahresbeistung von 46,02 m anreiste, hatte seine Nerven nicht im Griff und fabrizierte einen ungültigen Versuch. Auch der Niederländer Iwan Kees Groothuijse, gemeldet mit 44,67 m, war sichtlich nervös und kam nur auf 34,71 Meter. Anschließend betrat mit dem Dänen Jan Cordius der erste 50m-Werfer den Ring. Obwohl er die Scheibe beim Abwurf nicht richtig traf, ging er mit 45,42 Meter in Führung. Als vierter Werfer war Norbert Weinreich an der Reihe, der konzentriert den Diskuskreis betrat und seine ganze Erfahrung in seinen ersten Versuch hineinlegte. Hatte er mit diesem hervorragenden Wurf sogar den Dänen übertroffen? Es dauerte nur Sekunden bis an der Anzeigentafel seine Weite von 45,07 m aufleuchtete. Unbeeindruckt von der starken Konkurrenz setzte er damit nicht nur ein Achtungszeichen für die nachfolgenden Werfer; mit 45,07 m verbesserte er seinen Kreisrekord, den er im März in Madrid als Vierter bei der Winterwurf-EM mit 44,29 Meter aufgestellt hatte.

Kubaner an der Spitze des Feldes

Als neunter Werfer war Otto Benczenleitner an der Reihe. Der Ungar hatte sich im Vorfeld mit einer Leistung von 51,60 Meter empfohlen. Aber auch er zeigte Nerven und trat seinen Wurf über. Erst der deutsche M50-Meister Helmut Maryniak aus Passau ordnete sich mit 46,66 Meter standesgemäß vor Norbert Weinreich auf Rang drei. Mit 45,10 Meter verdrängte der Schwede Anders Larsson den Melsunger um drei Zentimeter aus den Medaillenrängen. Nachdem Robert Ingenbleek (Frankenberg) ebenfalls einen ungültigen Versuch im ersten Durchgang hatte, setzte sich der eingebürgerte Spanier Gabriel Pedroso aus Kuba mit 48,69 Meter an die Spitze des 16-köpfigen Feldes. Wer hätte gedacht, dass Norbert Weinreich im WM-Finale nach dem ersten Durchgang an fünfter Stelle liegen würde?

Keine richtige Spannung mehr im Körper

Nachdem sich die Nervosität der weltbesten Athleten gelegt hatte, kamen Pedroso (57,32 m), Maryniak (55,52 m) und Larsson (50,24 m) im zweiten Durchgang über die begehrte 50m-Marke. Weinreich bestätigte seine gute Form mit 44,59 Meter, seiner zweitbeste Weite überhaupt. Aber er hatte noch bange Minuten zu überstehen, denn nach zwei Versuchen lag er nun auf Rang acht und durfte im dritten Durchgang nicht weiter zurückfallen, um in das Finale einzuziehen. Mit seinem dritten Versuch kam er nur noch auf 41,71 Meter. „Ich verspürte nach diesen beiden Super-Würfen keine richtige Spannung mehr in meinem Körper“, sagte der 50-Jährige spädter. Dennoch wurde ein Traum für ihn wahr, denn das WM-Finale fand, wie im März bei der Winterwurf-EM in Madrid, mit dem Melsunger Diskuswurf-Ass statt. Der Spanier Alejandro Irache blieb bei 43,82 Meter hängen und wurde damit Neunter.

Meisterschaftsrekord für Pedroso

In dem besten M50er-Wettkampf aller Zeiten, sicherte sich Pedroso mit dem Meisterschaftsrekord von 58,63 Metern die Goldmedaille, vor Maryniak (55,60 m) und Benczenleitner (55,30 m). Auf dem vierten Platz landete Larsson (54,00 m) vor Cordius (50,53 m) und Ingenbleek, der sich als Sechster auf 49,18 m verbessern konnte. Den siebten Platz sicherte sich der Spanier Rodriguez mit 46,21 Meter vor Weinreich (45,07 m). Damit konnte der Melsunger in den wichtigsten Wettkämpfen des Jahres immer das umsetzen, was er sich vorgenommen hatte.
„Ich liebe Wettkämpfe und habe Spaß daran; vor allem habe ich eine wachsende Lust an Bestleistungen“, sagte er überglücklich. Leicht nachvollziehbar, denn letzteres hat erst spät bei ihm eingesetzt. Nach der Jugend- und Juniorenzeit bevorzugte er den Handballsport bei Eintracht Melsungen und kam erst in der Seniorenklasse zum Diskuswerfen zurück.

(ajw)

Die weltbesten Diskuswerfer der M50 mit dem Weltmeister Pedroso (6810) in der Bildmitte. Foto: nh

Die weltbesten Diskuswerfer der M50 mit dem Weltmeister Pedroso (6810) in der Bildmitte. Foto: nh



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