Gold für André, Dittmar holt Bronze
Frankfurt. Mit guten Leistungen überzeugte der Nachwuchs des Hessischen Leichtathletik-Verbands bei den Landesmeisterschaften, was Hoffnung für die bevorstehenden deutschen U20-Titelkämpfe in Dortmund und Halle macht. Auch die Athleten der MT Melsungen waren bei der Medaillenvergabe in der Frankfurter Halle präsent und sicherten sich eine Gold- und eine Silbermedaille sowie einen fünften Platz.

Luis André beherrschte das Kugelstoßen der U20 und sicherte sich drei Tage nach seinem Geburtstag mit 16,48 m vor Noah Bornmann (Bad Nauheim, 15,47 m) und Steven Langendorf (Frankenberg, 13,14 m) einen weiteren Landestitel in seiner umfangreichen Sammlung.
Wieder unter Wert geblieben
Dennoch war dieser Sieg für den 19-Jährige keine gelungene DM-Generalprobe, weil er auch in Frankfurt nicht gut in seinen Wettkampf fand. Trotz seiner optimistischen Prognose – „ich kann an die 18m-Marke stoßen“ – zeigte sich der DLV-Kaderathlet und U18-EM-Teilnehmer nach seiner langen Verletzungspause immer noch verunsichert und verkrampft und begann mit bescheidenen 14,65 Metern. Im zweiten Versuch verbesserte er sich auf 16,48 Meter, was zur Messlatte für die fünf anderen Athleten wurde. Aber auch Luis gelang keine Verbesserung mehr.
Trotz der Hoffnung auf eine 17- oder gar 18m-Weite ließ sich das Glück nicht erzwingen. Nach einem ungültigen Stoß im dritten Durchgang landete die Kugel im vierten Versuch bei 15,65 Metern. Nach einem weiteren ungültigen Versuch, wurde sein letzter Stoß auch nur mit 16,41 Metern gemessen.
So spiegelt das Ergebnis eine Parallele zu seinen Wettkämpfen in Nordhausen (28.01.) und Rochlitz (04.02.) wider, wo er mit 16,86 bzw. 16,99 Metern auch an der 17m-Marke scheiterte und mit insgesamt sieben ungültigen Versuchen unter Wert blieb. Wenn er bei den deutschen U20-Hallenmeisterschaften, die in zwei Wochen in Halle ausgetragen werden, mit einer Medaille ausgezeichnet werden möchte, muss er bis dahin mindestens noch einen Meter zulegen, vielleicht sogar noch mehr. Aber die Saison mit den Qualifikationswettkämpfen für die WM in Peru ist noch lang und beginnt für die meisten U20-Athleten erst im Mai.
Dittmar überrascht mit Bronze
Während der erste Platz von Luis André erwartet wurde, gehörte der Gewinn der Bronzemedaille im Sprint über 200 Meter von Niclas Dittmar zu den Überraschungen dieser Titelkämpfe. Bereits am ersten Meisterschaftstag zeigte der 18-Jährige einen deutlichen Formanstieg im Vergleich zu den Landesmeisterschaften vor vierzehn Tagen, wo er über 60 Meter nur eine Zeit von 7,46 Sekunden erzielte.

Durch die verbesserten Wetterbedingungen konnte er sein Sprinttraining für einige Tage auf der Straße absolvieren. Dadurch zeigte seine Leistungskurve sofort wieder nach oben. Im zweiten von fünf 60m-Vorläufen traf er auf Dion Hähner (Heiligenrode), derzeit Nordhessens schnellster Jugendlicher, der vor 14 Tagen mit 7,30 Sekunden klar vor dem Melsunger lag. In diesem Lauf zeigte Ruben Heinzel (LG Odenwald), der bei den süddeutschen U18-Meisterschaften vor einer Woche mit 7,10 Sekunden Dritter wurde, bereits seine Klasse, als er sich mit 7,24 Sekunden locker durchsetzte. Niclas, der gut in sein Rennen fand, sicherte sich mit 7,34 überraschend vor Romain Martinet (Eppstein, 7,43) und Dion Hähner (7,44) den zweiten Platz und qualifizierte sich für den Zwischenlauf. Dort war für ihn erwartungsgemäß mit 7,41 Sekunden Endstation.
Führung in der Gesamtwertung
Noch mehr überraschte er über 200-Meter am folgenden Tag. Nachdem er am 11.11.23 mit 22,92 Sekunden in Erfurt viel versprechend in die Hallensaison gestartet war, konnte er sich seit Dezember nicht mehr angemessen auf die weitere Saison vorbereiten. Daher war seine 200m-Zeit von 23,56 am 07.01.24 in Hannover nicht enttäuschend. Als er Mitte Januar wieder auf der Straße sprinten konnte, zeigte er vor zwei Wochen in Frankfurt mit 23,23 Sekunden, dass es wieder aufwärts geht.
Obwohl ihm das regnerische und kalte Wetter in den letzten Tagen erneut einen Strich durch die Rechnung machte, reiste Niclas zuversichtlich in die Mainmetropole, wo 20 junge Langsprinter In acht Läufen die Medaillengewinner auf der Hallenrunde ermittelten. Aufgrund seiner Meldezeit von 23,92 Sekunden wurde Niclas auf die Außenbahn des sechsten Laufs gesetzt. Zuvor hatte Erik Schmerler (Groß-Gerau) mit 23,16 Sekunden die schnellste Zeit erzielt und damit Oskar Krauss (Frankfurt, 23,27) als von der Pole-Position abgelöst.
Selbstbewusst lieferte Niclas Dittmar eine starke Leistung ab, als er sich mit 23,04 Sekunden durchsetzte und die Führung in der Gesamtwertung übernahm.
Überraschend gab es Edelmetall
Im vorletzten Lauf demonstrierte Philip Stroh sein Talent, indem er sich mit 22,69 Sekunden vor Laurin Hanke (Frankfurt, 22,94) behauptete. Hanke stand in der Meldeliste mit 22,26 Sekunden immerhin hinter Julian Rubel (21,80) und Elias Ehrmann (Dornburg, 22,24) an dritter Stelle. Vor dem letzten Lauf, zu dem der Favorit Julian Rubel seine Meldung zurück zog, belegte Niclas immer noch den dritten Platz. Elias Ehrmann, mit einer Zeit von 22,24 Sekunden gemeldet, hatte nun die Chance, sich den Titel zu holen.
Jedoch war der Dornburger mit 23,05 im Ziel 0,01 Sekunden langsamer als der MT-Sprinter. Der 18-Jährige sorgte damit für eine echte Überraschung, als er bei der Siegerehrung auf dem Treppchen die Bronzemedaille in Empfang nahm. „Ich kann es kaum glauben. Für mich ist dieser Platz wertvoller, als die Norm für die deutschen U20-Meisterschaften“, strahlte Niclas. Und man fragt sich, welche Zeit für ihn möglich gewesen wäre, hätte er nur annähernd die Trainingsbedingungen seiner südhessischen Konkurrenten gehabt, die täglich unabhängig von Wind und Wetter im Frankfurter Leistungszentrum auf der 200m-Rundbahn trainieren können.
Für Albers kam es anders
Sowohl Laurens Albers, der vor zwei Wochen bei den Männern bereits eine beeindruckende Leistung über 800 Meter mit 1:59,56 Minuten erzielt hatte, als auch sein Trainer Maximilian Hartmann, waren zuversichtlich, dass das Melsunger Mittelstrecken-Ass auf diesen vier Hallenrunden nicht nur eine Medaille gewinnen, sondern auch unter der Norm von 1:59,20 Minuten für die deutschen U20-Meisterschaften in Dortmund bleiben würde. Doch es kam anders als man es sich vorgestellt hatte.
Im ersten Lauf von drei 800m-Zeitläufen setzte sich Matthias Martin (Wiesbaden) mit 2:09,77 Minuten durch. Kjell Credner (Altenstadt), der mit 2:09,59 Minuten gemeldet war, pulverisierte seine Bestzeit als Sieger des zweiten Laufs auf 2:00,13 Minuten und setzte damit ein großes Ausrufezeichen für den bevorstehenden letzten Lauf.

Kraftraubende Führungsarbeit
Da niemand in diesem Lauf die Führungsarbeit machen wollte, setzte sich Laurens Albers an die Spitze, denn der 18-Jährige hatte nicht nur eine Medaille im Visier, sondern kämpfte auch um die Norm für die DLV-Meisterschaften. Mit knapp 29 Sekunden lief er zwei fast identisch schnelle Runden. Nachdem er für die ersten 400 Meter mit 58,5 Sekunden notiert wurde, konnte man erkennen, dass seine Führungsarbeit viel Kraft gekostet hatte, die ihm auf der Schlussrunde fehlen sollte.
Eingangs der letzten Runde übernahm Andrii Shymchuk (Königstein) die Führung und verdrängte mit 1:57,43 den Sieger des zweiten Laufs in der Gesamtwertung auf Rang zwei. Tempomacher Laurens Albers wurde um die Früchte seiner Anstrengungen gebracht, denn kurz vor dem Ziel wurde er von Leon Brinkman (Mengerskirchen, 2:00,51) und Marvin Heuser (Wiesbaden, 2:01,59) überholt. Mit 2:02,66 Minuten belegte Laurens Albers in der Gesamtwertung Rang fünf und stand am Ende mit leeren Händen da.
(ajw | red)