Tim Hochschorner beeindruckt mit drei Siegen
Leistungsfähige Leichtathletik blüht im Jugendbereich der MT Melsungen
Melsungen. Zwei wichtige Erkenntnisse konnte man nach den Jugend-Kreismeisterschaften der U18 im Melsunger Waldstadion ziehen. Zum einen erlebten die Zuschauer eine aufschlussreiche Talenteschau mit einem ehrgeizigen Nachwuchs, der zu Hoffnungen berechtigt; zum anderen wurde die Tatsache erhärtet, dass neben dem großzügig unterstützten Handball-Nachwuchs der MT Melsungen auch eine leistungsfähige Jugend-Leichtathletik in diesem Verein blüht, denn alle sechs Titel, die bei der männlichen Jugend der U18 vergeben wurden, blieben in der Bartenwetzerstadt.
Auch wenn die ganz großen Leistungen ausblieben, gab es im hervorragend hergerichteten Waldstadion eine Reihe guter Ergebnisse, die für die Zukunft hoffen lassen. Die Vorbereitung und Ausrichtung durch die Verantwortlichen der MT Melsungen verdient eine besondere Erwähnung, denn sie war hervorragend und auch die Anlagen befanden sich in einem ausgezeichneten Zustand. Hans-Jörg Engler und Michael Langhorst empfahlen sich einmal mehr für bedeutendere Ereignisse. Auch entstand im Waldstadion ein Fluidum, wie man es sich bei einer Jugendmeisterschaft wünscht, weil vor allem bei den Läufen durch das Anfeuern der Athleten Stimmung aufkam.
Der überragende Athlet an diesem Abend war Tim Hochschorner, der seit einem Jahr von Ulf Ludwig trainiert wird. Der Jugendliche aus Felsberg sicherte sich drei Einzeltitel und hatte als Schlussläufer einen wesentlichen Anteil daran, dass die MT-Staffel als Siegerteam über den Zielstrich lief und sich somit einen weiteren Titel holte.
Zwölf Athleten stellten sich in zwei 100m-Zeitendläufen dem Starter Waldemar Scholz aus Borken. Im ersten hatte sich Jannik Jobst (ESV Treysa) mit 12,42 knapp vor dem verbesserten Remsfelder Konstantin Abermet (12,44 Sek.) durchgesetzt. Im zweiten Lauf ging mit Marco Göbel, im Vorjahr bereits 12,15 Sekunden, der Favorit an den Start. Aber nach dem ersten Drittel der Strecke konnte man erkennen, dass der Gudensberger gegen die beiden Melsunger Sprinter Tim Hochschorner und Adrian Erbe keine Chance hatte. Adrian, der nach einer langen Wettkampfpause seine Sprintqualitäten testen wollte und nach der Hälfte der Strecke sogar an der Spitze des Feldes lag, verspürte plötzlich einen Stich schmerzenden im Oberschenkel, der ihn zur Aufgabe zwang. Damit war der Weg frei für Tim Hochschorner, der sich auf der zweiten Hälfte noch deutlicher von der Konkurrenz lösen und mit 12,12 Sekunden seinen ersten Titel holen konnte. Marco Göbel rettete mit 12,40 Sekunden den zweiten Platz. Obwohl der neue Sprintkreismeister noch Unsicherheiten im Anlauf verriet, holte sich Tim Hochschorner auch den Titel im Weitsprung mit 5,60 Meter. Kostantin Abermet belegte mit 5,47 Meter Rang zwei; Philipp Fuhrmann aus Geismar, im Vorjahr bereits 5,55 Meter, landete mit 5,38 Meter auf dem dritten Platz.
Magnus Riebeling und Josias Köppler vom LTV Neukirchen leisteten im Hochsprung bis 1,65 Meter Widerstand. Aber nachdem Tim Hochschorner auch diese Höhe übersprungen hatte, befand er sich nur noch allein im Wettkampf und meisterte auch die 1,70 m. Erst die 1,75 m waren an diesem Abend zu hoch für ihn.
In Melsungen wächst auch eine sehr talentierte junge Läufergarde auf der Mittel- und Langstrecke heran. Über 400 Meter zeigte Christian Schulz seine Klasse, obwohl er kurz vorher die 1500 Meter gelaufen war. Der Röhrenfurter lief die ersten 200 Meter zügig an und kontrollierte von da ab das Feld. Als die Viertelmeiler auf die Zielgerade kamen, hatte Christian einen kleinen Vorsprung vor Marco Göbel heraus gelaufen. Der Sprint-Vizemeister konnte diesen bis zum Schluss nicht mehr wettmachen und musste zum zweiten Mal an diesem Tag den Titel einem Jugendlichen aus Melsungen überlassen. Der neue Kreismeister der U18 verpasste seine Bestzeit von 56,96 Sekunden, die er drei Wochen vorher in Eschwege aufgestellt hatte, nur um 0,09 Sekunden. Freuen konnte sich auch Aaron Werkmeister, der zum ersten Mal die 400m in einem Wettkampf lief und mit 59,76 Sekunden als Dritter unter einer Minute blieb. Auch er hatte die 1500 Meter in 5:01,42 Minuten zurückgelegt, was für ihn persönliche Bestzeit bedeutete.
Es brauchte nicht die Bestätigung durch den Melsunger Meisterschaftslauf über 1500 Meter, dass Lorenz Funck der vielseitigste Läufer seiner Altersklasse im Schwalm-Eder-Kreis ist. Der 17-Jährige, der bei diesen Meisterschaften über 100 Meter an den Start ging und auch dem Staffelteam angehörte, das die Kreismeisterschaft über 4×100 Meter gewinnen konnte, lief drei Wochen vorher einen Halbmarathon i Hannover und legte diesen in 1:28 Minuten zurück. Auch beim Kassel-Marathon war er in der 4x10km-Staffel am Start. Im Waldstadion sollte er über 1500 Meter nur eine Zeit um fünf Minuten laufen, was zum Sieg reichen würde. Aber von Beginn an wurde von seinem Trainingspartner Aaron Werkmeister bis zur 1000m-Marke gefordert. Dieses Duo legte diese Strecke unter 3:20 Minuten zurück. Als auf der letzten Runde Lorenz Funck das Tempo ein wenig anzog, konnte Aaron nicht mehr mithalten und beschränkte sich nur noch auf die Verteidigung des zweiten Platzes gegen Nico Skerra aus Steinatal. Nachdem Lorenz das Ziel nach 4:49,69 Minuten erreicht hatte, konnte er die Zeit kaum glauben, denn damit hatte er seine bisherige Bestzeit um fünf Sekunden unterboten. Aaron Werkmeister überraschte mit 5:01,45 Minuten, was ihn vor Nico Skerra (5:08,36 Min.) den zweiten Platz einbrachte.
Nach der Oberschenkelverletzung von Adrian Erbe musste die U18-Staffel über 4×100 Meter umgestellt und die geplante Zeit von 49 minus X revidiert werden. Till Dilchert, der mit 12,89 Sekunden im 100m-Zeitendlauf einen guten Eindruck hinterlassen hatte, zeigte als Startläufer einen starken Kurvenlauf und reichte den Staffelstab an Christian Schulz weiter, der unmittelbar vorher die 400 Meter gewonnen hatte. Obwohl man dem Ausdauerläufer Lorenz Funck anmerkte, dass er mehrere Läufe in den Knochen hatte, legte er ein gutes Rennen in der zweiten Kurve hin und überreichte sicher Tim Hochschorner das Staffelholz. Dieser ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen und als er nach 50,89 Sekunden über die Ziellinie lief, stand fest, dass die männliche Jugend der MT Melsungen alle sechs Titel gewonnen hatte.
Bei der weiblichen Jugend hatten sich 13 Teilnehmerinnen für den 100m-Lauf der U18 gemeldet. Allerdings starteten nur neun Mädchen. Janina Rohde, die nordhessische Meisterin im Kugelstoßen, musste wegen einer Oberschenkelzerrung ebenfalls auf einen Start verzichten. Dafür sprang Franziska Ebert ein. Die jüngste und zierlichste Läuferin in diesem Feld kam am besten aus den Blöcken in die Beschleunigungsphase. Mit schnellen kräftigen Schritten baute sie ihren Vorsprung bis ins Ziel weiter aus und hatte keine besondere Mühe, ihren ersten Jugendtitel zu gewinnen. Mit 13,65 Sekunden siegte die 14-Jährige vor ihrer Trainingspartnerin Hanna Steuber, die mit 14,01 Sekunden für einen MT-Doppelsieg sorgte. Den dritten Rang belegte Carolina Schmidt aus Gensungen mit 14,35 Sekunden. Im Hochsprung sicherten sich höhengleich (1,35 m) Franziska Ebert und Janina Rohde hinter Jessica Jankowski aus Geismar (1,40 m) die Plätze zwei und drei. Auch im Weitsprung war die Jugendliche aus Geismar mit 4,51 Meter nicht zu bezwingen. Wieder war es Franziska Ebert, Jahrgang 2000, die mit 4,43 Meter überraschte und den zweiten Platz belegte. Wie weit wäre Janina Rohde mit einem gesunden Bein gesprungen? Trotz dieser starken Beeinträchtigung kam sie auf 4,41 Meter und verdrängte damit Hannah Reith aus Chattengau um einen Zentimeter auf Platz vier. (ajw)