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MT: Hart arbeiten, wo andere Urlaub machen

Saint Raphaël/Melsungen. Es klingt eher nach Urlaub am Meer, als nach hartem Handballfight: Die Reise der MT Melsungen im Europapokal führt am Wochenende an die Côte d’Azur. Dort werden die Nordhessen vom französischen Topclub Saint-Raphaël Var Handball zum Hinspiel im Viertelfinale des EHF Cup erwartet. Anwurf im Palais des Sports J-F Krakowski in Saint Raphaël ist am heutigen Samstag um 20.45 Uhr. Das Spiel ist im Livestream auf ehftv.com zu sehen.

Linksaußen Michael Allendorf, dem mit 46 Treffern bislang besten MT-Torschützen im EHF-Cup. Foto: Alibek Käsler

Linksaußen Michael Allendorf, dem mit 46 Treffern bislang besten MT-Torschützen im EHF-Cup. Foto: Alibek Käsler

Saint Raphaël, so heißt das 35.000 Einwohner große Hafenstädtchen direkt an der französischen Riviera, etwa auf halbem Wege zwischen Nizza im Norden und Saint Tropez im Süden. Wer entlang der Promenade am Port Santa Lucia, der drittgrößten Marina an der Côte d’Azur, schlendert und den Blick über die blütenweißen Yachten und Segelboote schweifen lässt, spürt wohl eher aufkommende Urlaubsgefühle, als den Drang, sich in eine Handballarena zu begeben. Genau das aber werden die Profis der MT Melsungen am Wochenende tun. Wobei sie sich dazu nicht überwinden müssen, sondern mit großer Motivation dort hart arbeiten, wo andere Urlaub machen. Denn für sie geht es in Saint Raphaël um nicht weniger, als um den ersten Schritt auf dem Weg zum größten Erfolg in der Vereinsgeschichte. Es gilt, in diesem Viertelfinal-Hinspiel ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen, mit dem man aussichtsreich in das eine Woche später in Kassel steigende Rückspiel gehen kann. Schließlich ist es erklärtes Ziel der MT, erstmalig unter die vier besten Teams dieses europäischen Wettbewerbs zu kommen, die Ende Mai um den EHF Cup 2017 kämpfen dürfen.

Der Weg nach Südfrankreich
Der MT-Tross startet das “Unternehmen Viertelfinale” am Freitag bereits um 5 Uhr früh mit der Busfahrt von Melsungen nach Frankfurt. Von dort hebt gegen halb Neun Uhr der Lufthansa-Flieger mit Ziel Nizza ab. Die restlichen etwa 70 Kilometer bis zum Spielort Saint Raphaël werden dann wieder per Bus zurückgelegt. Bereits für den späten Nachmittag hat Michael Roth ein erstes Training anberaumt, das Abschlusstraining erfolgt dann am Morgen des Spieltages. “Nach unserem sehr anstrengenden Spiel am Mittwoch gegen die Füchse Berlin bleibt uns nur eine sehr kurze Regenerationsphase. Danach müssen wir uns schnell auf unseren Europapokaleinsatz konzentrieren. Ich denke aber, es wird nicht eine Frage der Kraft sein, sondern es kommt eher auf die mentale Verfassung an”, so der Trainer.

Auf die Reise machen werden sich schon traditionell auch einige Fans der MT. So werden sich die Rotweissen auf die Unterstützung von etwa 20 nordhessischen Anhängenr freuen können, die vorwiegend aus den Reihen der “Trommler”, der “Supporters” und der “Bartenwetzer” kommen.

Überraschungseinsatz im MT-Kader?
Michael Roth will am Samstag das mögliche Kontingent von 16 einsetzbaren Spielern voll ausschöpfen. Das sind zwei mehr als in der Bundesliga erlaubt. Und damit bietet sich für die  MT sogar die Gelegenheit, mit einem Überraschungseinsatz aufzuwarten. Genau 116 Tage nach seiner Verletzung meldet ich erstmalig Marino Maric wieder zurück. Der Kreisläufer brach sich am 27. Dezember im Heimspiel gegen Flensburg/ Handewitt den Mittelfuß und musste operiert werden. Seitdem hat sich der 26-jährige mit ungeheurem Fleiß durch ein monatelanges Rehaprogramm gequält und zuletzt mehrere Einheiten unter Belastung zusammen mit der Mannschaft trainiert. “Wir werden sehen, ob es am Samstag schon eine Einsatzmöglichkeit ergibt, wollen aber dabei nichts erzwingen”, relativiert Michael Roth die Wahrscheinlichkeit eines Comebacks. Darüber hinaus hat der MT-Coach – mit Ausnahme des Langzeitverletzten Gabor Langhans – alle Mann an Bord.

Bester MT-Schütze im laufenden Wettbewerb ist übrigens Michael Allendorf. Der Linksaußen liegt mit 46 Toren an fünfter Stelle im EHF Cup-Ranking.

Zwei Kontrahenten mit gleicher Anlage
Zu erwarten ist mit dem Spiel gegen Saint-Raphaël ein hochinteressanter Vergleich zweier Mannschaften mit ähnlichen Eigenschaften. Beide legen ihren Schwerpunkt auf eine stabile Abwehr um daraus – vorwiegend über ihre Außen – schnelle Angriffe nach vorne zu starten. “Grundsätzlich halte ich Saint-Raphaël für eine sehr gute Mannschaft. Es ist offensichtlich der stärkste Gegner, den wir in unserer bisherigen Europapokalgeschichte bekommen haben. Derjenige, der seine Stärken besser zur Geltung bringen kann, wird die Nase vorn haben. Gegen Berlin haben wir in der zweiten Halbzeit gezeigt, wie wichtig eine aggressive, körperbetonte Abwehr ist. Wenn uns das gegen Saint-Raphaël gelingt, werden wir auch da Gelegenheiten bekommen, unser schnelles Konterspiel aufzuziehen”, so Roth.

Wie ist der Gegner einzuschätzen?
Saint-Raphaël Var Handball wird seit 2014 von Joel da Silva trainiert, der die Mannschaft im letzten Jahr im Grunddurchgang in der französischen Eliteklasse bis auf Platz 2 führte. Kürzlich verlor man im französischen Pokal gegen das “Überteam” Paris Saint-Germain (u.a. Karabatic, Gensheimer) denkbar knapp mit einem Tor. Derzeit rangiert die Truppe um den tunesischen Routinier Wisem Hmam (35) auf Platz vier der “Lidl Starligue”. Dort führt sie die Statistik der Mannschaften mit der besten Verteidigung an: Saint Raphael hat bislang nur knapp 26 Tore pro Spiel zugelassen. Beste Schützen sind der Halblinke Raphaël Caucheteux (mit 157 Tore führender Scorer in der Liga und mit 57 Treffern zweitbester im EHF Cup) und der spanische Spielmacher Daniel Sarmiento Melian (80 Ligatore).

Saint-Raphaël Var HB hat sich in diesem Jahr zum vierten Mal in seiner internationalen Historie für ein Viertelfinale im EHF Cup qualifiziert. Die Premiere feierten die Südfranzosen in der Saison 2010/2011. Seitdem waren sie bis auf eine Ausnahme immer in einem der europäischen Wettbewerbe vertreten, in 2012 sogar gegen den HSV in der Champions League Qualifikation. Im vergangenen Jahr scheiterten sie im EHF-Cup Viertefinale an ihren Landsleuten von Chambery. In diesem Jahr starteten sie genau wie die MT in der dritten Qualifikationsrunde des EHF Cup und schafften gegen SKA Minsk den Sprung in die Gruppenphase. Dort belegten sie hinter den Füchsen Berlin und vor Gudme aus Dänemark und Ribnica aus Slowenien Platz 2. Im nicht mehr entscheidenden Rückspiel gegen Berlin bezwangen Sie die Bundeshauptstädter  vor eigenem Publikum mit 27:21. Am Mittwoch schlugen sie im Ligaspiel den Vorletzten Creteil in dessen Halle mit 37:31.

Mit gutem Ergebnis ersten Schritt Richtung Final Four machen
„Bei einem Modus mit Hin- und Rückspiel muss man immer schon die erste Chance möglichst nutzen. Wir wollen in Frankreich ein Ergebnis erreichen, welches uns erlaubt, im Heimspiel ‚den Sack zuzumachen‘ und ins Final Four einzuziehen. Wir wissen seit unserer ersten EHF-Cup-Teilnahme vor zwei Jahren, wie schwer es ist, selbst zuhause einen Fünf-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen. Damals ist uns das nicht gelungen. Ich bin sicher, wir haben daraus gelernt. Dieses Mal wollen wir es auf jeden Fall besser machen” verspricht Michael Roth. Und dazu wird die MT hart arbeiten müssen – da, wo andere Urlaub machen.
(Fotos: Domas Kevin u. Alibek Käsler)

Fakten rund ums Spiel
Spielort: Palais des Sports Jean-François-Krakowski, Baujahr 2005, 2.000 Pl., Saint Raphaël
Ticketsituation: Stand Donnerstag waren ca. 1.300 Karten verkauft.

Schiedsrichter: Lars Jorum / Havard Kleven (Norwegen)
EHF-Delegierter: Francois Mulleners (Belgien)

Berichterstattung: Internet-Livestream ab 20.45 Uhr auf ehftv.com.

(Bernd Kaiser)



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