DGB mahnt: Tarife nicht verweigern!

Schwalm-Eder. Beim DGB-Jahresauftakt im Sparkassen-Dienstleistungszentrum in Homberg mahnten die Gewerkschaften Betriebe im Landkreis davor, den Beschäftigten Tarifverträge zu verweigern.
Negativbeispiel Asklepios – Tarifflucht seit der Privatisierung
Immer weniger Betriebe halten sich an die Tarifverträge, welche mit den Gewerkschaften ausgehandelt wurden. Stefan Röhrhoff von ver.di Hessen sprach beim Jahresauftakt des DGB Schwalm-Eder über die abnehmende Tarifbindung. Im Jahr 2018 arbeiteten in Westdeutschland nur noch 56 Prozent der Beschäftigten unter dem Schutz eines Tarifvertrags (1998: 76 Prozent).
Die Leute seien gezwungen, ihre Arbeitsbedingungen selbst auszuhandeln und müssten in der Regel die Angebote der Arbeitgeber akzeptieren. Dadurch seien die Arbeitsbedingungen für viele Menschen schlechter geworden. Er nannte als Beispiel die Asklepios Schwalm-Eder-Kliniken, die nach der Privatisierung der Kreiskliniken bis heute einen Tarifverträge mit ver.di verweigerten.

Mehr Urlaub mit Tarifvertrag
Gewerkschafter Röhrhoff: „Auch ein deutlich höherer gesetzlicher Mindestlohn reicht nicht aus.“ Dem Tarifexperten von ver.di sind gute Tarifverträge noch wichtiger, da nur sie den Menschen ein ausreichendes Einkommen bieten. Tarifverträge regeln darüber hinaus weit mehr als Löhne und Gehälter. Röhrhoff hob hervor, dass Beschäftigte mit einem Tarifvertrag beispielsweise deutlich mehr Urlaub haben als die vier Wochen Mindesturlaub nach Gesetz.
Appell an die Beschäftigten
DGB-Kreisvorsitzender Hajo Rübsam betonte anhand von Betrieben im Schwalm-Eder-Kreis, dass gerade die vielen kleinen Unternehmen sich an Tarifverträge binden müssten. Er appellierte jedoch auch an die Beschäftigten, Mitglied einer DGB-Gewerkschaft zu werden, um gute Arbeitsbedingungen in ihren Betrieben mittels Tarifverträgen durchzusetzen.
Entsetzen über Tabubruch in Erfurt
Der Jahresauftakt des DGB fand wenige Tage nach der Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen statt. Alle Redner – so auch Landrat Winfried Becker in seinem Grußwort – zeigten sich zutiefst schockiert über den „Tabubruch“ in Erfurt.
(red)