Schummel-Mais aus Gen-Laboren

Region. Auf deutschen Äckern wird getrickst und betrogen, dass sich die Maishalme biegen. Laut einer Information des Bundestagsabgeordneten Harald Ebner wird vielerorts eine verbotene Maissorte angebaut.
Grüne fordern Aufklärung im „Genmais-Gate“-Fall
Harald Ebner, Sprecher für Gentechnik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, sieht massives Kontrollversagen des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Eine in Deutschland wegen der Risiken für Mensch und Umwelt verbotene, gentechnisch veränderte Maissorte wurde unbemerkt in mehrere Bundesländer verkauft und auch bereits auf Feldern ausgesät.
Zunächst wurde der Gen-Mais nur auf einem Acker in Baden-Württemberg entdeckt. Wie die „Schwäbische Zeitung“ berichtete, vernichtete der Landwirt daraufhin etwa 2.000 Pflanzen und darf auf dem Feld nun ein Jahr lang keinen Mais mehr anbauen. Damit soll das Risiko verringert werden, dass es zu Kreuzungen mit natürlichen Pflanzen kommt.
Europas „Süßes Wunder“ – gepanschte Saat von Bayer/Monsanto
Inzwischen weitet sich der Fall jedoch bedenklich aus. Die Gen-Saat, die nach Informationen des „Informationsdienstes Gentechnik“ vom US-Hersteller Illinois Foundation Seeds stammt und über einen Händler in Niedersachsen vertrieben wurde, wurde nicht nur nach Baden-Württemberg geliefert. Auch in NRW und Norddeutschland wurde Saatgut der gentechnisch-verunreinigten Maissorte „Sweet Wonder“ (dt.: Süßes Wunder) entdeckt – und auch bereits auf Feldern ausgebracht.
Behörden in ganz Europa sind alarmiert und haben bereits rund 13 Millionen verunreinigte Maissamen identifiziert. Demnach handelt es sich bei den gentechnisch veränderten Samen um Produkte der Firma Bayer/Monsanto. Aufgefallen war das gepanschte Saatgut Ende Mai bei einer Kontrolle in Ungarn. Auch dorthin hatte der deutsche Händler „Sweet Wonder“-Saat geliefert.
Massives Kontroll-Versagen
Der Fall nimmt inzwischen solche Dimensionen an, dass Forderungen nach einer Aufklärung des Skandals auf Bundesebene immer lauter werden. Ernährungsministerin Julia Klöckner, zuständig für die Sicherheit von Lebensmitteln, und das Bundesamt für Verbraucherschutz sollen aufklären, wie es zu dem Verstoß gegen deutsches und EU-Recht kommen konnten.
So fordert Harald Ebner, Sprecher für Gentechnik der Grünen-Bundestagsfraktion, dezidierte Aufklärung in jenem Fall, der – in namentlicher Anlehnung an den Watergate-Skandal – inzwischen der Genmais-Gate-Fall genannt wird.

„Erst Baden-Württemberg, dann NRW, jetzt immer mehr Bundesländer. Es handelt sich um ein massives Kontroll-Versagen“, wettert Ebner. Auch wenn Ministerin Klöckner anders als die Verbraucher Gentechnik in Pflanzen und Lebensmittel nach eigener Aussage „nicht einfach abtun“ wolle. „Die große Mehrheit der Verbraucher will keine Gentechnik auf den Feldern und den Tellern“, betont Ebner, der an der Universität Hohenheim bei Stuttgart sein Studium als Diplom-Agraringenieur absolviert hat.
Europaweit manipulierte Saat geliefert
Der Gentechnik-Experte der Grünen fügte hinzu: „Die Kennzeichnungspflicht sichert uns die Wahlfreiheit. Das hat auch der Europäische Gerichtshof in seinem Urteil zur neuen Gentechnik im Juli 2018 noch einmal betont.“ Die Bundesregierung und die zuständigen Behörden seien „dafür verantwortlich, dass diese Kennzeichnungspflicht durchgesetzt wird, also auch entsprechend streng kontrolliert wird“. Ebner fordert: „Es muss jetzt dezidiert aufgeklärt werden, wohin die gentechnisch veränderte Maissaat geliefert, und wo sie ausgesät wurde. Offenbar sind die Behörden mit den Kontrollen überfordert. Oder wie muss man sich erklären, dass die Hinweise auf den Verstoß von außen kommen?“
Das Umweltministerium in Niedersachsen bestätigte der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ), dass etwa 13 Millionen Körner nach Belgien, Frankreich, Litauen, Polen, Portugal, Spanien und Russland exportiert worden seien. Auch nach Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern, Hessen sowie Brandenburg wurde offenbar kontaminierte Ware geliefert.
Verkauf erlaubt, Anbau verboten!?
Der niedersächsische Händler wiederum, mit Sitz in Bad Essen, teilte laut NOZ mit, bei den eigenen Untersuchungen durch unabhängige Labore sei die Verunreinigung nicht aufgefallen. Man informiere nun alle Kunden, auch, um eine Aussaat noch zu verhindern. In einer Stellungnahme hieß es weiter: „Wir gehen derzeit davon aus, dass europaweit gegebenenfalls 100 bis 120 Hektar von behördlichen Vernichtungsanordnungen betroffen sein könnten.“
Entsprechend den europäischen Gentechnik-Regeln dürften die laut “Informationsdienst Gentechnik” nachgewiesenen und von Bayer/Monsanto genetisch veränderten Zuckermaise hier zwar verkauft, nicht aber angebaut werden. Deswegen müssen nun sämtliche Körner vernichtet werden.
Harald Ebners Linkliste
► https://www.keine-gentechnik.de/
► https://www.schwaebische.de/sueden/baden-wuerttemberg_artikel,-verunreinigtes-saatgut-in-baden-württemberg-wurde-genmais-gepflanzt-_arid,11227967.html
► https://www.topagrar.com/suedplus/news/genmais-entdeckt-12076676.html
► https://www.presseportal.de/pm/58964/4629181
► https://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen/artikel/2072802/gentechnisch-veraenderter-mais-in-europa-behoerden-suchen-13-millionen-koerner
► https://www.topagrar.com/acker/news/nrw-konventionelles-saatgut-mit-spuren-von-gentechnik-vermarktet-12090559.html
► https://www.martin-haeusling.eu/images/160301_PP_Martin_H%C3%A4usling_Greens_EFA_Harald_Ebner_neue_Z%C3%BCchtungstechniken_final.pdf
► https://www.gruene-bundestag.de/files/beschluesse/beschluss-gentechnik.pdf
(red)