Startseite

Ihre Werbung hier!

SEK-News ist die unabhängige Online-Zeitung für den Schwalm-Eder-Kreis. Täglich neu und kostenlos.

Im Affenpark lauern viele Gefahren

Bei nicht artgerechter Tierhaltung fechten Primaten wie die Berberaffen handfeste Konflikte aus. Foto: nh
Bei nicht artgerechter Tierhaltung fechten Primaten wie die Berberaffen handfeste Konflikte aus. Foto: nh

Beuern. Im hessischen Frielendorf planen Investoren den Bau eines Affenparks. Auf einem Waldgrundstück, neben einer Bobbahn, soll ein Zoo mit begehbaren Tiergehegen entstehen.

Keine artgerechte Tierhaltung

Am vorher anvisierten Standort in Amöneburg war das Projekt aufgrund des massiven Widerstands der Anwohner aufgegeben worden, schreibt das Tierheim Beuern in einer Pressemitteilung.

Als Tier- und Artenschutzverein beschäftigt sich animal public e.V. seit vielen Jahren mit der Haltung von Primaten in Gefangenschaft und den daraus resultierenden Problemen. Das Tierheim Beuern und animal public e.V. lehnen das Bauvorhaben entschieden ab.

Aggressionen an der Tagesordnung

Animal public e.V. hat daher die zuständigen Politiker angeschrieben.
Auch wenn ein Affenwald den Tieren mehr Platz bietet als ein herkömmlicher Zoo, ist auch dort keine artgerechte Haltung von Affen möglich. Zu groß sind die Einschränkungen im Hinblick auf die Lebensraumgestaltung und -größe, die Nahrungsbeschaffung und insbesondere das Sozialverhalten. Bei Makaken sind individuelle Konkurrenz und Gruppenaggression gegen einzelne Tiere oder andere Gruppen an der Tagesordnung und eine ständige Gefahr. In Freiheit wandern männliche Tiere mit der Geschlechtsreife aus der Geburtsgruppe ab. Dies ist aber in Gefangenschaft nicht möglich. Die Folge sind häufig massive Auseinandersetzungen, die eine Trennung unumgänglich machen.

Absehbare Konflikte drohen

Untersuchungen an freilebenden Berberaffen auf Gibraltar zeigen, dass sich durch den direkten Kontakt zu Menschen die Aggression der Tiere untereinander erhöht. Die Konsequenz sind vermehrte Verletzungen bei weniger dominanten Tieren oder Tieren mit einer geringen Rangposition. Es ist unklar, wie man in dem geplanten Park in Frielendorf solche Probleme lösen würde. Es gibt keine zoologischen Gärten oder Auffangstationen, die ein Interesse haben besonders aggressive Tiere aufzunehmen. Eine Tötung solcher ist aus Sicht des Tierschutzes nicht nur abzulehnen, sondern verstößt in Deutschland auch gegen das Tierschutzgesetz, ebenso wie eine Einzelhaltung.

Gefahr für Anwohner: Vom Affen gebissen

Eine auf Gibraltar durchgeführte Studie zeigte zudem, dass 17,1 % der von Affen initiierten Interaktionen mit Menschen Drohungen oder Angriffe waren. Tatsächlich war das aggressive Verhalten das am häufigsten auftretende Verhalten gegenüber Menschen. So kommt es in Gibraltar zu einer großen Zahl an Verletzten. In einem einzigen Jahr suchten über 55 Personen Krankenhäuser auf, weil sie von den Affen gebissen wurden. Im Falle eines Ausbruchs kann daher auch eine Gefahr für Anwohner und Besucher anliegender Ausflugsziele bestehen. So wurden auch in Deutschland schon aus Zoos ausgebrochene Berberaffen erschossen, da sie als äußerst aggressiv galten.

Hohes Krankheitsrisiko

Zudem zeigt die aktuelle Corona-Pandemie eindrücklich, welche Gefahren ein direkter Kontakt zu Wildtieren birgt. Das Coronavirus ist eine sogenannte Zoonose, eine Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übertragen wurde, genauso wie die Pest, Malaria, Ebola oder Aids. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit sind etwa 75 % aller neuen Krankheiten, die in den letzten 10 Jahren beim Menschen auftraten zoonotischen Ursprungs. Insbesondere von nichtmenschlichen Primaten geht aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu uns Menschen ein besonderes hohes Risiko aus.

In der Vergangenheit wurden verschieden für den Menschen gefährliche Zoonosen bei Primaten in europäischen Zoos und Zirkussen dokumentiert. Zu nennen sind hier Hepatitis, Herpes, HIV und HTLV. Durch Bisse, aber auch durch den Kontakt zu Primaten, deren Pfoten mit Urin und Kot verschmutzt sind, besteht ein ernst zu nehmendes Risiko der Übertragung von Zoonosen auf Besucher.

(red)



Tags: , , , ,


Ähnliche Beiträge

Bisher keine Kommentare


Einen Kommentar schreiben

© 2006-2024 SEK-News • Powered by WordPress & Web, PR & Marketing• Theme by: BlogPimp/Appelt MediendesignBeiträge (RSS)Kommentare (RSS)ImpressumDatenschutzAGB