Das Festhalten am Klimakiller
Kassel. In den kommenden Wochen ist die Inbetriebnahme des LNG(Flüssiggas)-Terminals auf Rügen geplant. Heute fanden dagegen Protestaktionen unter dem Motto „No Fracking LNG“ von zahlreichen Akteuren der Klimabewegung wie Klimagerechtigkeit Kassel, Ende Gelände und Fridays for Future statt.

Auf der Kundgebung vor der Kasseler Pipelinefirma Gascade fordert Klimagerechtigkeit Kassel (KligK) den sofortigen Baustopp neuer Gasinfrastruktur.
LNG auch wissenschaftlich in der Kritik
Vor dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Berlin demonstrieren Klimaaktivisten gegen die fehlgeleitete LNG-Strategie der Bundesregierung. Und auf Rügen kündigten Anwohner weiteren Widerstand gegen klimazerstörende LNG-Terminals.
Die Klimaaktivisten verurteilen die Vorhaben der Bundesregierung in Norddeutschland bis zu neun Importterminals für „dreckiges Flüssiggas“ zu bauen. Fossiles Gas und insbesondere LNG stehe auch wissenschaftlich in der Kritik. Es besteht wesentlich aus Methan, einem hochwirksamen Treibhausgas, und ist damit besonders klimaschädlich.
Schonzeit für den Hering missachtet
Vor der Gascade-Zentrale installierten Klimaaktivisten von KligK ein Pipeline-Modell und halten ein Banner mit der Botschaft: „No Fracking LNG – Sauberes Erdgas ist eine dreckige Lüge“. Das Kassler Unternehmen hat die Anbindungs-Pipeline für das Terminal von Mukran auf Rügen nach Lubmin auf dem Festland gebaut – 50 Kilometer mitten durch den Greifswalder Bodden, einer empfindlichen Meeresumwelt. Durch das LNG-Beschleunigungsgesetz wurden Genehmigungen im Eiltempo erteilt, sonst verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfungen ausgelassen und die Schonzeit für den bedrohten Hering beim Pipelinebau missachtet.
Rücksichtsloser Pipelinebau
Maja Schreiner von KligK kritisiert: „Ohne Rücksicht auf Schäden für Mensch und Natur baut Gascade weiter Gaspipelines – und verbaut uns damit den Weg aus der Klimakrise. Das Kasseler Unternehmen stellt seine Profitinteressen über den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Weltweit eskalieren Waldbrände und Überschwemmungen, immer mehr Menschen werden durch die Folgen der Klimakrise vertrieben oder getötet. Doch Gascade hält am Klimakiller Erdgas fest und arbeitet mit anderen Gaskonzernen fleißig an Kassels Ruf als Gashauptstadt Deutschlands.“
Auf den Kundgebungen war auch eine Rede von Christopher Basaldú, einem indigen Anti-Fracking-Aktivisten aus den USA zu hören. Erst kürzlich hat die Klimabewegung in den USA einen Erfolg errungen: Präsident Biden stoppte vorerst die Genehmigung weiterer LNG-Export-Terminals. Eine Forderung der heutigen Proteste: Die Bundesregierung sollte diesem Beispiel folgen und ebenfalls den Bau der LNG-Terminals stoppen.
Strukturelle Menschenrechtsverletzungen
Die Verknüpfung zu den USA entsteht laut KligK auch über die Lieferkette des Gases. „LNG ist nicht nur klimafeindlicher als Kohle, sondern landet hauptsächlich als Fracking-Gas-Importe aus den USA in Deutschland an“, sagt Andy Gheorghiu, Mitbegründer des deutschen Klimabündnisses gegen LNG und Koordinator des transatlantischen Anti-LNG Netzwerkes.
„Oftmals tragen Indigene, People of Color, Latinos und einkommensschwache Gemeinden die Hauptlast der horrenden Auswirkungen wie Luftverschmutzung, zunehmender Wassermangel, Verseuchung der Böden und Verlust von Biodiversität. Diese strukturellen Menschenrechtsverletzungen und das damit verbundene Leid importieren wir mit jedem LNG-Tanker, der an Deutschlands Küsten anlandet.“
(KligK | red)