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Häusliche Gewalt: Kaum innovative Therapieangebote

haeusliche-gewaltNord-/Osthessen. Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke tritt als Schirmherr des Aktionsbündnisses gegen häusliche Gewalt Nord- und Osthessen die prominente Nachfolge seiner Vorgänger Oda Scheibelhuber und Lutz Klein an. In seiner Begrüßungsrede zur diesjährigen Plenumssitzung des rund 60 Organisationen, Einrichtungen und Institutionen umfassenden Netzwerks hob er die Bedeutung  einer weit reichenden und gut strukturierten interdisziplinären Zusammen-arbeit gerade im Bereich gewaltbasierter Beziehungen hervor.

Die Befähigung zur Konfliktlösung  und Abkehr von Gewalt durch therapeutische Angebote stand auch im Mittelpunkt der diesjährigen Plenumssitzung des Aktionsbündnisses gegen häusliche Gewalt Nord- und Osthessen, die sich schwerpunktmäßig mit den Tätern von Gewalthandlungen im häuslichen Nahbereich befasste.  In Hessen sind in 2008 nach einer Statistik des Hessischen Landeskriminalamtes 7.270 Fälle häuslicher Gewalt registriert worden. Davon allein 1.455 in Nord- und Osthessen. Verfestigt hat sich die Erkenntnis, dass die Gewalt in diesem Phänomenbereich männlich ist, denn in neun von zehn angezeigten Gewalttaten handelt es sich um männliche Täter.

Obwohl der Bedarf an speziellen Beratungs- und Therapiemaßnahmen für gewaltorientierte Täter immer dringender wird, gibt es in der Stadt Kassel und den Landkreisen Kassel, Schwalm-Eder, Fulda, Hersfeld-Rotenburg, Waldeck-Frankenberg und Werra-Meißner nur sehr vereinzelt entsprechende Beratungsangebote, die einzeln oder in Gruppensettings, teilweise auch als Paarberatung durchgeführt werden. Im Regelfall dauert eine solche Maßnahme zwischen drei und sechs Monaten. Dabei sind die wesentlichen Ziele der Täterarbeit die  Konfrontation mit der Tat und den Tatfolgen, die Übernahme von Verantwortung für das gewalttätige Handeln, die Entwicklung von Opferempathie und das Erarbeiten von alternativen Handlungsstrategien.

Während die Landkreise in Fulda, Eschwege und Schwalm-Eder sowie die Stadt und der Landkreis  Kassel bereits täterbezogene Beratungsangebote vorhalten, die sich hauptsächlich aber auf Einzelbehandlungen und –beratungen beschränken, will der Landkreis Hersfeld-Rotenburg unter der Trägerschaft des Vereins „Die Brücke“ am 01.10.2009 nachziehen. Stadt und der Landkreis Kassel wollen darüber hinaus zum 01.01.2010 mit einem erweiterten Angebot, das auch die effektiven Gruppenbehandlungen mit einschließt, aufwarten. Die Zuweisungen für diese Maßnahmen erfolgen primär durch die Gerichte, Staatsanwaltschaft und Jugendämter, aber auch auf freiwilliger Basis oder durch Familienangehörige.
Dass mit der Therapierung gewaltbelasteter Täter ein wirksamer Beitrag zur Rückfall-vermeidung und damit zur Prävention geleistet wird, machen die Erfahrungen aus Marburg deutlich. Hier ist schon vor drei Jahren ein spezielles Täterangebot mit gutem Erfolg implementiert worden, das seit letztem Jahr finanziell durch das hessische Justizministerium unterstützt wird.

Die Finanzierung ist denn auch das größte Problem, warum die Täterarbeit bisher nicht flächendeckend in dem erforderlichen Umfang angeboten wird, obwohl qualifiziertes Personal grundsätzlich zur Verfügung stünde. Sämtliche Projekte in Nord- und Osthessen sind oder werden durch knappe kommunalisierte Mittel finanziert, die ein größeres Engagement nicht zulassen.  Dies ist gerade auch unter dem Aspekt des Kinder- und Opferschutzes nur schwer  nachzuvollziehen.

Das Aktionsbündnis unterstützt daher mit starkem Votum die (Mit-)Finanzierung einer professionellen Täterarbeit auch durch die Bereitstellung von Landesmitteln, die allerdings nicht zu einer Mittelkürzung bei der Frauenarbeit führen darf.  Dabei sollten die hierbei gewonnenen Erkenntnisse langfristig begleitet und wissenschaftlich evaluiert werden.



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